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Die Zuversicht, welche Yoongi durchflossen hatte, war mit einem Schlag verschwunden, als die Haustür ins Schloss viel. All die Vorfreude und Wärme wurde zu Eiseskälte, sodass er sich eine Decke von der Couch holen musste. Was genau er erwartete hatte, wusste der Blauhaarige nicht. 

Vielleicht, dass Jungkook sich freuen würde oder einfach nur verwirrt nach Antworten fragen würde. Es hätte ihm auch gereicht, wenn er in angeschrien hätte, doch einfach abzuhauen war wie ein schlag ins Gesicht. 

Traurig zog der Blauhaarige den Saphir aus seinem Hoodie. Taehyung hatte ihm den Stein Geschenk und er hatte nach all den Jahren, in denen er dachte, er wäre kaputt, seine Wirkung nicht verfehlt. Er hatte ihm seinen 'Engel' gezeigt, wenn auch erst in dem Moment, als sie sich sehr nahe waren. 

"Warum mache ich alles kaputt, bevor es überhaupt richtig begonnen hat?" - wissend, dass er gerade mit einem Edelstein sprach kippte er den Rest des Obstsalats in die große Schale zurück. Der Hunger war ihm vergangen, zumal er sich langsam beeilen sollte, wenn er noch rechtzeitig zu dem Termin kommen wollte. 

Seine Schlafsachen zu Alltagskleidung umtauschend zog er sich einen, zu seiner Stimmung passenden, schwarzen Hoodie über und eine dazu passende schwarze Jeans. Das ganze rundete er mit ebenfalls schwarzen Schuhen, Handschuhen, Schal und Mütze ab. Komplett in schwarz verließ Yoongi das Apartment eine viertel Stunde später. Sobald er das warme Gebäude verlassen hatte schlug ihm der kalte Februarwind ins Gesicht und begleitete ihn seinen ganzen Weg zum Psychologen. 

Das Gebäude, in welchem die Praxis sein sollte, stand direkt neben einem Kindergarten von welchem man schon lautes Geschrei wahrnehmen konnte. Ansonsten sah es wie ein ganz normales Haus aus und hatte keine Ähnlichkeiten mit typischen Arztpraxen. Zumindest von außen. 

Noch einmal tief durchatmend drückte der Blauhaarige auf die Klingel und wartete, dass das Summen der Tür ihm signalisierte eintreten zu dürfen. Nach kurzem warten erklang ein knacken aus der Gegensprechanlage und der Türsummer wurde betätigt. Mit zitternden Händen drückte Yoongi die Tür auf. Eigentlich hatte er gehofft Jungkook bei sich zu haben, doch hatte er sich diesen Traum soeben selbst zerstört. 

Jeden Schritt, den er tätigte, wurden seine Beine schwächer. All die Male, die seine Freunde versucht hatten ihn zu einem Therapeuten zu schicken, hatte sich der Jüngste aus einem bestimmten Grund gewehrt. Er fühlte sich bei Ärzten einfach nicht wohl. Wer weiß, vielleicht wollte der Psychologe auch nur irgendwelche Experimente mit ihm machen. 

Keuchend krallte er sich am Geländer fest. Für ihn wurde es immer schwerer Luft zu bekommen, zu groß war die Angst was der Arzt mit ihm machen würde. Am Ende redete er ihm bestimmt ein, dass alles seine Schuld sei oder aber er lachte, wie all die Menschen aus seiner Kindheit. Zeigten mit dem Finger auf ihn und sagten, er sein ansteckend und ekelhaft. Er sei eine Pest, eine Belastung, welche aus der Welt geschafft werden musste. 

Keuchend drückte Yoongi die Tür zur Praxis auf und lies sich in dem langen Flur auf einen der Wartestühle fallen. Zu seinem Glück war er der einzige, welcher hier war und es würde ihn niemand komisch angucken. 

"Herr Min?" - ein etwas älterer Mann kam vor dem Blauhaarigen zum stehen. - "Wir können mit der Sitzung beginnen. Folgen sie mir einfach." 

Dem älteren Mann folgend kamen sie in einem Raum an, welcher wie ein Wohnzimmer eingerichtet war. 

"Setzten sie sich einfach dahin, wo sie wollen." 

Sich umsehend setzte Yoongi sich fast sofort auf die Sitzmöglichkeit, welche am nächsten an der Tür war. 

"Ich bin übrigens Dr. Lee. Haben wir miteinander telefoniert?" - der Mann legte einen Notizblock auf seinen Schoß.

"N-nein." - seine Hände unruhig knetend schüttelte der Kleinere den Kopf. - "D-das war mein.. Freund." - sich nervös über die Lippen leckend starrte er starr auf den Krümel am Boden. - "E-er konnte leider ni-icht mitkommen." 

"Das ist kein Problem. Ich halte Sitzungen grundsätzlich lieber alleine ab. Natürlich kann er auch ab und zu dabei sein, doch gibt es vielleicht Themen, die ihr Freund nicht unbedingt erfahren soll. Wenn sie wollen können wir eine Wechseltherapie machen." - freundlich grinste der Therapeut den Jüngeren an, doch auf Yoongi wirkte es eher beängstigend und als ob er sich über ihn lustig machen würde.

"Aber über die Einzelheiten können wir ja später reden. Wollen sie mir erstmal erzählen, warum sie eine Therapie machen möchten? Von sich und ihrer Vergangenheit vielleicht auch?" 

Ein lautes Knacken war von Yoongis Handgelenk zu hören und er versuchte sich mit dem Blick an einem Gegenstand festzuhalten. Sein ganzer Körper begann bei der Erinnerung an früher zu schmerzen, dabei hatte er nichtmal einen Ton von sich gegeben. All die Tritte und Beleidigungen fühlten sich wieder so real an. Wie sie alle lachten, als er schmerzen hatte. 

Wie sie immer wieder auf ihn eintraten, die Treppe hinunter schupsten und immer sagte, dass jemand, der ihn freundschaftlich nahe gekommen war, die Pest hatte. Jeder hatte ihn verlassen. Sogar die Lehrer hatten nur zugesehen oder ihn eingesperrt. Da hatte der Ruf seiner Familie auch nicht geholfen. Er war ein armseliges Geschöpf. Kein Wunder das der Schwarzhaarige weggerannt war. Aber wie baute man eine Beziehung im romantischen Sinne auf? Nie hatte ihm jemand die Chance gegeben solche Erfahrungen zu machen. 

Vermutlich wäre die Person damals gestorben, wenn er jemanden geküsst hätte. 

Sein Atem beschleunigte sich und er hatte das Gefühl seine Lunge arbeitete nicht so, wie sie sollte. Die Stimme des Therapeuten nahm der Blauhaarige nur noch weit entfernt war, bis einfach alles um ihn herum schwarz wurde. 

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Lesenacht 1/8 

<3

𝙋𝙮𝙧𝙤𝙥𝙝𝙤𝙗𝙞𝙚 /ʸᵒᵒⁿᵏᵒᵒᵏ/Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt