Nach Ewigkeiten des Schweigens setzte Yoongi sich neben den Rothaarigen auf die dafür vorgesehenen Holzbalken.
"Wie ist es passiert?" - sich dichter an den Älteren heran kuschelnd, in der Hoffnung, ihm so irgendwie den nötigen Trost geben zu können, ließ er seinen Blick über die anderen, teils verwahrlosten Gräber gleiten. Es faszinierte ihn zu wissen, dass das alles mal Menschen waren, welche gelebt hatten. Jeder hatte seine eigene Geschichte und wenn Yoongi sich eine Superkraft aussuchen könnte, wäre es die mit Geistern reden zu können. Vorausgesetzt es gibt welche. Er würde sich jede Lebensgeschichte anhören und könnte vielleicht aus den Erfahrungen profitieren.
Das trockene Lachen des Größeren ließ ihn wieder zurück in die Realität kommen. - "Willkommen bei den dunklen Geheimnissen der Min-Company."
"E-erzählst du es mir." - er wusste nicht, ob er es wirklich wissen wollte, doch irgendwie hatte er ein Recht und gleichzeitig die Pflicht es zu erfahren. Es ging um seine Familie, um nun sein Eigentum, welches er immer von sich stieß. Er nutzte das Geld, doch die Geschäfte regelte sein Cousin.
"Lieber nicht." - sanft strich Taehyung die blauen Strähnen weg, welche dem Jüngeren ins Gesicht gefallen waren. - "Nur sei immer auf der Hut und denke genau darüber nach, wer Freund und wer Feind ist. Nimm von niemandem leichtsinnig etwas an und lasse dir niemals etwas einreden. Nur, weil jemand ein Familienmitglied ist, ist er nicht unbedingt dein Freund. Und nur, weil dich jemand ignoriert oder dir widerspricht, ist er nicht unbedingt dein Feind."
Mit großen Augen verfolgte Yoongi die Bewegungen der schmalen Lippen des Älteren. Es erinnerte ihn an all die Ratschläge zu der Zeit, wo er noch ein ahnungsloses Kind war.
"Und woran erkenne ich, wer Freund und wer Feind ist?" - es war ihm wie immer ein Rätsel. Er vertraute den wenigen Menschen, welche er an sich heranließ, bedingungslos, außer Jungkook. Ihn kannte der Kleinere noch nicht lange genug und streng genommen arbeitete der Schwarzhaarige nur für ihn.
"Das musst du merken. Man kann ein Gefühl dafür entwickeln. Einige sagen, so wie die Person vor dir über andere redet, kann sie auch hinter deinem Rücken über dich reden. Doch, wenn man danach geht, kann man keinem mehr vertrauen. Jeder redet über andere. Ob das Leben von einem selber nun zu langweilig ist oder aber man sich nicht mit den eigenen Problemen beschäftigen möchte. Es gibt immer Gründe über andere zu reden und meist liegen diese bei einem selber." - Gedankenverloren ritzte der Ältere mit einem Stock in der gefrorenen Erde herum. - "Ich mache es von Situationen abhängig."
Es half Yoongi so gar nicht. Wiedereinmal. Taehyung gab ihm Ratschläge und nie die perfekte Lösung.
"Warum bist du er?" - für den Jüngsten war das Feinde-Freunde-Thema abgehakt. Um auf die Lösung zu kommen musste er sowieso erst wieder in die Falle tappen, um es das nächste Mal besser machen zu können.
"Die Vergangenheit hat mich zu dem gemacht, wer ich heute bin." - der Rothaarige sah zu ihm herab. - "Sieh es als eine Art von Rache an."
"Für was." - seine Angst war verschwunden. Wenn der Größere ihn verletzen wollen würde, hätte er es schon längst getan. Stattdessen hatte er ihn damals gerettet.
"Dafür, was die Menschen meiner Schwester und mir angetan haben." - seinen Ärmel hochziehend entblößte er abertausend kleine Brandspuren. - "Die Kindheit ist nicht immer rosig-schön, wie es in Geschichten dargestellt wird. Das hast du ja selber mitbekommen. Es gibt natürlich irgendwo immer Menschen den es schlechter, als dem anderen geht, doch jeder hat eine eigene Toleranzgrenze. Eltern können dir den größten Schutz bieten, dich jedoch auch so verwundbar und entblößt machen, wie kein anderer. Sie können dich mit Worten, als auch taten verletzten. Am stärksten, wenn sie einst für dich da gewesen waren."
Tröstend legte Yoongi seine Arme eng um den Größeren herum, als dieser sich selber unterbrach und in den nun grauen, trostlosen Himmel blickte.
"Ich habe so oft nach Hilfe gesucht. War bei der Polizei, im Krankenhaus und bei der Feuerwehr. Es kam zu Gerichtsverhandlungen und jedes mal wurde entschieden, dass bei mir etwas nicht stimmte. Ich ging durch Therapien, doch brachten sie nichts. Warum auch? Die Brandspuren habe ich mir ja nicht selbst zugefügt. Als alles nichts mehr half, habe ich mich an Passanten gewandt. Meine Kleine Schwester war zu schwach, um etwas zu unternehmen. Sie hatte, wie du, von Anfang an den Hass der Familie abbekommen. Wie auch immer, niemand hatte uns geholfen. Jetzt helfe ich der Zeit etwas nach." - schmunzelnd zerbrach er den Stock und ließ die Einzelteile auf den Boden rieseln. - "Aber du sagst nichts."
Der Blauhaarige schüttelte vollkommen ernst den Kopf. Warum sollte er Tae melden. Er hatte lange nichts mehr getan, nur wäre ihm alles andere lieber gewesen, als das Feuer. Hinzu kam noch, dass ihm nicht viel an anderen, fremden Menschen lag. - "Solange du meine Lieblingsmenschen in Ruhe lässt."
Zufrieden nickte der Ältere. - "Das lässt sich einrichten."
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<3
Ich müsste eigentlich was für die Schule machen, aber ich schaffe es einfach nicht. Immerhin schaffe ich es Kapitel zu schreiben und sitze nicht nur produktionslos rum und starre Löcher in die Luft.
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𝙋𝙮𝙧𝙤𝙥𝙝𝙤𝙗𝙞𝙚 /ʸᵒᵒⁿᵏᵒᵒᵏ/
FanficPyrophobie, bezeichnet die übertriebene Angst vor Feuer. Jeon Jungkook, der berühmteste Architekt Südkoreas, bekommt den wohl außergewöhnlichsten Auftrag seiner Karriere und mit ihm eine interessante Person. ------------ BoyxBoy Don't Like, don't r...