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Leise seufzend strich Jungkook dem Blauhaarigen, welcher noch immer tief und fest an ihn gekuschelt schlief, einzelne Strähnen aus der Stirn. Er könnte den Jüngeren noch ewig beobachten, doch musste er die Zeit nutzen, in der Yoongi schlief. Es war der einzge Moment, wo der Ältere sein Handy nutzen könnte ohne, dass es direkt zerstört werden würde. 

Nach weiteren Minuten, in denen er nichts produktives tat, löste er den Klammergriff des Jüngsten vorsichtig und schob ihn leicht zurück auf dessen Betthälfte. Anschließend verließ er selbst seine Bettseite, kontrollierte jedoch nochmal, dass der Kleinere gut eingewickelt war.

Innerlich lobte Jungkook sich selbst, dass er eine Fußbodenheizung besaß, welche Yoongi nicht abstellen konnte und lief ohne Hausschuhe in das Untergeschoss. In seinem mehr oder weniger aufgeräumten Büro schnappte der Schwarzhaarige sich sein Handy, welches er seit Tagen nicht genutzt hatte, und sah wie immer, dass er keine Benachrichtigungen hatte. Der Architekt hatte einen sehr sehr bescheidenen Freundeskreis. Genauer gesagt eigentlich nur Jimin, welcher sich, seit er mit Taemin eine Freundschaft Plus Beziehung führte, nicht mehr meldete. Irgendwo verletzte es Jungkook zu merken, wie unwichtig er eigentlich war. Schon damals in der Schule war er der Einzelgänger der Gruppe. Er stand zwar nie allein rum und war auch nicht unbeliebt, doch das war sein Schul-Ich. Sobald er die Schule verlassen hatte war er Luft. Seine Freunde trafen sich und erzählten ihm, wie lustig es doch war, luden ihn jedoch nie ein. Er war der Freund, auf den alle verzichten konnten. 

Seine Zunge wütend in seine Wange bohrend schnappte er sich neben seinem Handy noch das Feuerzeug, die Zigaretten und eine dicke Winterjacke. Er wusste genau, dass er Yoongi eigentlich versprochen hatte es sein zu lassen, doch würde der Jüngere es einfach nie erfahren. 

Ohne irgendwelche umschweife verschwand der Schwarzhaarige in Richtung Dachterrasse und wählte noch beim hinaufsteigen die Nummer des Medizinstudenten. Dass er ihn vermutlich aus dem Schlaf klingeln würde interessierte Jungkook nicht. 

Dem immer gleichmäßigen Piepen lauschend steckte er sich die Zigarette in den Mund, entzündete sie gekonnt und stellte sich in eine windgeschützte Ecke. Es fast schon aufgebend, dass der Braunhaarige abnahm, wollte der Architekt auflegen, doch stoppte in genau dem Moment das Piepen. 

"Hast du keine anderen Menschen zum Nerven?"  - im Hintergrund hörte man die typischen Ansagen der Bahn, wann welcher Zug einfahren würde und das man doch bitte einen Sicherheitsabstand bewahren sollte. 

"Offensichtlich ja nicht." - eine kurze Pause machend, um an der Zigarette zu ziehen, sodass es sich auch gelohnt haben würde eine zu entzünden und sie nicht ungebraucht verbrennen zu lassen, beobachtete er das erwachen der Stadt. - "Aber eigentlich brauche ich nur Informationen." 

"Und welche?" 

"Naja, Yoongi meinte, dass ich ihn nicht verlassen soll, egal wie gemein er zu mir wird. Und ich fühle mich halt so komisch in seiner Gegenwart. Kann man sich Verliebtsein einreden?" - wieder an der Zigarette ziehend wartete er geduldig auf die Antwort des Braunhaarigen. 

"Du bist dir ganz sicher, dass er das gesagt hat?" 

"Ja, ich bin doch nicht schwerhörig, wenn er das direkt an meinem Ohr sagt." 

"Wenn das so ist, dann brauchst du dir um das einbilden von Verliebtsein keine Sorgen zu machen. Du liebst ihn so oder so, schon dein ganzes Leben lang. Sagen wir es so, er aktiviert diese Gefühle nur." 

"Du willst mir damit sagen, dass..." - Jungkook ließ seine Zigarette fallen und sah, wie der glimmende Stummel im Schnee schlagartig erlosch. 

"Ja genau das du Genie. Yoonie sagt sowas nie. In dem Brief stand doch auch Sätze, die solche Menschen zu Auserwählten sagen. Warum guckst du nicht einfach nach?" 

"Hab ihn verbrannt." 

Durch den Lautsprecher des Telefons ertönte ein klatschendes Geräusch. 

"Hast du dich gerade selbst geschlagen?" 

"Hätte sich das Schicksal nicht einen weniger dummen Menschen aussuchen können?"  - mehr mit sich selbst redend ignorierte der Kleinere, dass Jungkook alles mithörte. 

"Ich bin nicht dumm." 

"Doch, du rauchst. Da brauchst du eher Angst haben, dass Yoonie dich von sich verstößt, als dass er sich Sorgen machen muss, dass du ihn verlässt." 

"Woher?" 

"Das tut nichts zur Sache, doch solltest du lernen Versprechen zu halten. Zwei Tage sind jetzt nicht so lang dafür, dass du direkt sein Vertrauen missbrauchst " - Taemin machte sich nichtmal die Mühe seinen Diva-Unterton zu verstecken. 

"Er wird ja nichts davon erfahren." - der Schwarzhaarige sprühte sich mit dem Parfüm, welches er in einer kleinen Flasche immer bei sich trug ein, in der Hoffnung es würde alle spuren verstecken. 

"Wenn du meinst, aber da brauchst du mehr als nur ein wenig Parfüm. Halt mich einfach auf dem laufenden und ich schwöre, ich schieße dich zum Mond, wenn du es verbockst." - ohne sich zu verabschieden legte der Braunhaarige auf. 

Verwirrt, wie ein mit kaltem Wasser übergossener Pudel, stand der Architekt auf der Dachterrasse, nicht wissend, wie ernst er diese Drohung nehmen musste.

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<3



𝙋𝙮𝙧𝙤𝙥𝙝𝙤𝙗𝙞𝙚 /ʸᵒᵒⁿᵏᵒᵒᵏ/Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt