"Yoongi!"
Erschrocken zuckte der Blauhaarige auf, als Hoseok in einer freien Minute, in welcher jeder Kunde glücklich und bedient war, auf ihn zukam.
"Du kannst schon deine Sachen holen und gehen." - der Weißhaarige steckte sein Handy weg, bevor er den Jüngsten liebevoll musterte.
"Du weißt schon, dass meine Schicht noch einige Zeit geht?" - unsicher hob der Kleinere eine Augenbraue. Er konnte sich schon denken, was in dem Kopf seines besten Freundes vor sich ging, doch konnte er auf das Mitleid und die Rücksicht in diesen Tagen gut verzichten.
"Taemin kommt dich abholen. Seine letzte Vorlesung fällt aus." - mit einem letzten Nicken zur Tür, welches keinen Widerspruch erlaubte, drehte sich der Weißhaarige zu dem neuen Kunden um, um ihm die gewünschte Sache zuzubereiten.
Sich auf die Unterlippe beißend überlegte Yoongi noch etwas zu erwidern, doch schluckte er die Wörter einfach hinunter. Er war kompliziert. Insgeheim genoss der Jüngste es, dass seine Freunde Rücksicht auf ihn nahmen, sich um ihn sorgten und ihn mit an erster Stelle stehen hatten. Zeitgleich hasste er es. Er wollte ihnen nicht zur Lasst fallen, sie nicht mit seinen Problemen nerven und es einmal vergessen können, dass er anders war und dabei meinet er nicht das Unglück mit seinen Eltern. Dieses Schicksal traf viele, doch sein Persönliches nur knapp 900.
Traurig krampfte er seine linke Hand zusammen, versuchte die aufsteigenden Tränen weg zu blinzeln, während ihm immer wieder der Satz seiner Eltern in den Kopf kam. Er sollte sich doch eigentlich an die schönen Momente erinnern. Wie sie sich um ihn gesorgt haben, ihn liebten, doch stattdessen war nur ein Satz bei ihm hängengeblieben, welcher das genaue Gegenteil von ihnen zeigte, als sie eigentlich für alle waren.
Nach außen hin waren sie die lieben Eltern, vorzeige Eltern, doch die Wahrheit ist doch, dass jeder der Öffentlichkeit etwas vorspielte. Sie waren darauf fixiert perfekt zu sein. Da gab es nur ein Problem, Yoongi war es nicht.
Tief durchatmend lief der Blauhaarige nach hinten, nahm sich schnell seine Sachen, hängte die Schürze und das Oberteil zurück, zog stattdessen seine warmen Wintersachen an und verließ mit einem flüchtigen nicken zu Hoseok, welcher gerade mit Kunden beschäftigt war, das Kaffee.
Normalerweise würde er im warmen auf den Älteren warten, doch war ihm gerade absolut nicht danach vor allen Anwesenden zu weinen.
Still und leise liefen ihm die Tränen die Wangen herunter, wobei sie ein unangenehmes Brennen hinterließen und die salzigen Spuren schon auf seiner Wange gefroren. An seinem unteren Wimpernkranz konnte Yoongi ebenfalls eine etwas härtere Kruste spüren, doch ignorierte er diese wie jedesmal.
Tonlos bebten seine Schultern und für außenstehende Personen machte er den Eindruck, dass er fierte, doch nahm er die Kälte durch den Schmerz, der Erinnerungen, nicht mehr war.
'Hätten wir es vorher gewusst, hätten wir dich nie bekommen.'
Es war egal, wie oft er an diesen Satz dachte, weh tat es jedes mal aufs neue und hierbei galt der Satz 'Die Zeit heilt alle Wunden.' definitiv nicht. Denn wie lange würde sich die Zeit wohl noch nehmen, bis sie ihn heilte, wenn sie es die letzten 18 Jahre nicht für nötig gehalten hatte.
So in seiner Welt gefangen zuckte der Jüngste deutlich zusammen, als er Arme um sich spürte und einen Kopf, welcher sich auf seine rechte Schulter legte.
"Du denkst wieder daran. Hab ich recht?" - Taemin brauchte keine Antwort. Er kannte Yoongi gut genug, um alles einschätzen zu können. Er würde von sich selber sogar behaupten den kleineren besser als Hoseok zu kennen, doch würde er niemals im Traum daran denken es laut auszusprechen.
"Kann nicht einfach jemand kommen und diesen Satz aus meinen Gedanken löschen?" - sich an den Braunhaarigen lehnend ließ der Jüngere Schneefocken auf sein verheultes Gesicht fallen.
"Nein, leider nicht." - seufzend beobachtete der Ältere den gebrochenen Jungen in seinen Armen. Er war nicht sein bester Freund, aber auch nicht nur einfach ein Freund. Er war mehr ein Bruder, welchen Yoongi nie hatte. - "Lass uns einkaufen gehen und danach machen wir uns morgen und übers Wochenende eine gemütliche Zeit, okay?"
"Hmmm." - sich von Taemin lösend wischte der Blauhaarige sich die Augen trocken, wobei er gleich darauf schmerzhaft zurückzuckte. Leicht genervt versuchte er seine Augen zu öffnen, doch stachen die Kontaktlinsen, welche er verschoben hatte, recht stark in die Augen, wodurch er gezwungen war sie geschlossen zu halten.
"Du lernst auch nicht daraus, oder?" - leise kichernd zog der Braunhaarige ihn an seinen Händen vor sich, wobei er bei der Kälte von Yoongis Händen aufzuckte. - "Du solltest wegen deinen Händen echt nochmal zum Arzt."
"War ich doch schon. Außerdem weißt du doch, eigentlich bin ich schon Tot und nur zu faul zum Umfallen." - angestreng öffnete er seine Augen, als Taemin seine Hände an diese legte, um die störenden Kontaktlinsen aus ihnen heraus zu nehmen.
"Ich hoffe doch nicht." - der Braunhaarige schnipste beide Kontaktlinsen von seinen Fingern herunter, sobald er diese aus Yoongis Augen gefischt hatte und dieser nun wieder richtig sehen konnte.
Fast sofort glänzten die Grün-Grauen Augen des Jüngsten dem etwas Größeren entgegen und zeigten, wie sehr Yoongi es in Wahrheit zusetzte. Das Grün schimmerte durch die rotverweinten Augen nur noch mehr und Taemin musste aufpassen, sich nicht in ihnen zu verlieren. Diese verlieren war nicht wirklich etwas, was mit Liebe zu tun hatte, sondern mehr ein Gefühl, dass der Blauhaarige ihm nun wirklich seine Welt zeigte. - "Du weißt, dass du wunderschöne Augen hast. Warum lässt du die lässtigen Kontaktlinsen nicht einfach weg?"
"Du kennst den Grund, Tae." - sofort wendete er den Blick ab.
"Ich weiß. Trotzdem hast du schöne Augen." - die Hand des Kleineren nehmend zog er ihn vom Kaffee weg, in Richtung Einkaufszentrum. - "Was möchtest du in den nächsten drei Tagen essen?"
"Du fragst mich das so, als ob du mich einlädst, dabei bezahl ich doch alles." - lachend verdrängte Yoongi, dass er eben noch so sehr verletzt war. - "Aber, wenn du schon fragst, Cookies."
"Kekssüchtiges Kind hier." - Taemin schüttelte den Kopf, da es ihm eigentlich schon hätte klar sein müssen. Denn wenn der Blauhaarige eins liebte, dann waren es Kekse. Er wusste nicht, wann das angefangen hatte, doch war der Jüngste plötzlich Süchtig nach diesem Gebäck. - "Und noch was gesundes?"
"Gesund? Das wird überbewertet."
Lachend betraten die beiden Jungen den kleine, fast unscheinbaren Laden im Einkaufszentrum und wurden von der Besitzerin mit einem warmen Lächeln begrüßt. Anders, als in anderen Läden, hatte sie Yoongi noch nie einen mitleidigen Blick zugeworfen und dies war der Grund, warum er gerne hier her kam. Hier war er normal. Sie behandelte ihn nicht anders, obwohl sie das größte Geheimnis ja nicht kannte und für Taemin war er sowieso normal.
----
Ich hoffe euch gefällt das Kapitel. <3 :3
DU LIEST GERADE
𝙋𝙮𝙧𝙤𝙥𝙝𝙤𝙗𝙞𝙚 /ʸᵒᵒⁿᵏᵒᵒᵏ/
FanfictionPyrophobie, bezeichnet die übertriebene Angst vor Feuer. Jeon Jungkook, der berühmteste Architekt Südkoreas, bekommt den wohl außergewöhnlichsten Auftrag seiner Karriere und mit ihm eine interessante Person. ------------ BoyxBoy Don't Like, don't r...