Auf dem Löwen durch die Nacht

4.2K 218 6
                                    

Ich schlang meine Arme so weit es ging um seinen Hals, konnte seinen Herzschlag hören, kräftig und regelmäßig. Als er die ersten Schritte machte, wäre ich beinahe runter gefallen. Ich klammerte mich regelrecht fest, achtete aber darauf, nicht an seinen Haaren zu ziehen. Schnell hatte ich mich aber an seine Bewegungen gewöhnt und hatte den Dreh raus, wie ich mich am besten angleichen konnte. Und als wir dann aus dem Wald waren und wir über das freie Feld preschten, konnte ich mich sogar entspannen.

Den Kopf an seinem Kopf, in seiner Mähne vergraben beobachtete ich die vorbei rauschenden Bäume, Jace, der das Körbchen zwischen den Zähnen trug, und seine ebenso geschmeidigen Bewegungen.

Der Himmel war klar und man konnte jeden Stern sehen. Der Mond leuchtete hell und silbern am Himmelszelt. Ein warmer Wind strich mir über die Haut und durch die Haare. Es war eine nahezu perfekte Nacht.

Durch den gleichmäßigen Rhythmus war es ganz leicht, sich seinen Bewegungen anzupassen. Ich spürte jede einzelne seiner Regungen. Wie sich seine Muskeln spannten, beim Sprung wieder lockerten, wie sich sein Rücken streckte und wieder zusammenkrümmte. Wir wurden zu einer Einheit, Cole und ich, und ich vertraute ihm vollkommen. Ein wohliger Schauer lief mir den Rücken hinunter. Hier war ich sicher, hier fühlte ich mich geborgen. Zum ersten Mal, dass ich mich erinnern konnte. Ich spürte förmlich, wie die Anspannung, die Mauer, die ich mein Leben lang um mich herum aufgebaut hatte, von mir abfiel und mein Herz sich anfühlte, als würde es überlaufen. Ich merkte, es wäre nur noch ein kleiner Schritt, um mich zu verwandeln. Aber ich wollte nicht. Ich wollte nirgendwo sonst sein, als genau hier und jetzt, den innigen Moment nicht aufgeben. Und ich hielt es auf.

Bildquelle: http://www.varbak.com/bild/nacht-panther-fotos

Tränen von BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt