Mein Herz hämmerte wie wild und ich hatte ein ganz komisches Gefühl im Bauch. Ich war mir sicher, dass es Aufregung war. Und ich war mir sicher, dass ich mich verhört hatte. Doch als ich aufsah, stand er immer noch dicht bei mir. In seinen blauen Augen lag ein merkwürdiger Glanz. Er musterte mich erwartungsvoll, aber auch unsicher. Sein Herz schlug ebenfalls schnell und sein Atem war flach und hastig. Das Blut rauschte, seine Halsschlagader pulsierte. Mein Mund wurde trocken, mir stach etwas Spitzes in die Zunge und ich schmeckte Blut. Die Ränder meines Blickfeldes begannen bereits, sich rot einzufärben. Erschrocken stolperte ich zurück, als mir klar wurde, was gerade passierte. Ich drehte mich um und rannte in den Wald hinein. Ich rannte und rannte bis ich wieder an der Lichtung ankam, wo ich die Frau getötet hatte.
Jace war fort, die Leiche auch. Ich lehnte mich an einen Baum und versuchte, wieder runter zu kommen. Hoffentlich folgte Cole mir nicht. Ich fuhr mit der Zunge vorsichtig an meinen Zähnen entlang. Die Eckzähne waren immer noch lang und spitz. Als es im Gebüsch raschelte, dachte ich schon, gleich würde ich auch noch Cole töten. Ich fürchtete mich davor. Vor Verzweiflung schossen wir schon wieder die Tränen in die Augen. Heiß rannen sie meine Wangen hinunter. Ich krallte meine Fingernägel in die Rinde.
Zum Glück war es nur Jace, der zwischen den Bäumen hervortrat. Ich seufzte vor Erleichterung auf und ließ mich am Baum nach unten sinken.
„Du musst mir helfen", flehte ich. „Was soll ich nur tun?"
Jace hatte die Frau wohl begraben, denn er war von oben bis unten mit Erde eingesaut und in der rechten Hand hielt er eine Schaufel. Er ließ sie fallen und ging auf mich zu. Sein Gesicht war ausdruckslos. Er blieb vor mir stehen und sah mich an.
„Was willst du, Mira?", fragte er mit rauer Stimme.
Ich blickte verunsichert zu ihm hoch. Dann flüsterte ich: „Ich will nicht so sein, Jace. Ich will kein Monster sein."
Er ging ein paar Schritte richtung Bäume und brach sich einen Ast ab, der bestimmt vier Zentimeter Durchmesser hatte, als wäre er ein Streichholz. Dann kam er zurück und fragte: „Willst du kein Monster sein, oder willst du kein Vampir sein?"
„Was?", meine Stimme versagte fast.
„Willst du kein Monster sein, oder willst du kein Vampir sein, Mira?" Seine laute Stimme jagte mir einen Schauer über den Rücken. Sie klang fast schon drohend.
Ich schluckte. Nach einer Weile flüsterte ich: „Ich will kein Vampir sein."
„Dann kann man dir nur auf eine Weise helfen." Er legte den Ast neben mich auf den Boden und sagte: „Es gibt zwei Möglichkeiten, einen Vampir zu töten: Entweder Feuer oder ein Holzpflock durchs Herz."
Er drehte sich um und ging.
Ich schaute ihm nach.
Jetzt war ich allein.
Allein mit dem Holzpflock.
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Tränen von Blut
ParanormalMira geht nicht auf eine normale Schule. Sie ist auf einer Schule für Gestaltenwandler. Das heißt: Jeder in ihrer Klasse kann sich verwandeln, aber in verschiedene Tiere. Kein Tier gibt es doppelt. Bis Jace an die Schule kommt. Er ist ein Panther, g...