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Schweigen. Keiner wusste, was er tun oder sagen sollte.
„Okay, ich, ähm", begann Jace. „Wir müssen uns auf jeden Fall gut vorbereiten und wir brauchen einen Plan", verkündete er schließlich. „Richard ist kein leichter Gegner."
Ich sah zu Lorelay. Ihre Lippen waren fest aufeinander gepresst und ihre Fingerknöchel waren weiß, weil sie ihre Hände so fest ineinander verschlungen hatte. Wahrscheinlich musste sie sich anstrengen, nicht sofort aus dem Fenster zu springen, zurückzulaufen und Richard mit ihren bloßen Händen zu erwürgen, obwohl das bei Vampiren gar nicht möglich war. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. Sie war gefährlich. Aber ich war das auch.
Ich blickte auf den Ring, der seit Paris meinen Finger zierte. Unwillkürlich musste ich an mein Gespräch mit Lorelay denken. Ich war noch immer nicht sicher, was ich tun sollte. Nur eines wusste ich: Ich liebte Cole über alles.
Ich beugte mich vor und küsste ihn.
„Wofür war der denn?", fragte dieser überrascht, doch ich zuckte nur die Schultern. Genau wusste ich das auch nicht. Wieso musste es im Leben nur immer so viele Fragen und Ungewissheiten geben? Das machte alles so furchtbar kompliziert.
Ich war aufgeregt. Auch wenn wir in die entgegen gesetzte Richtung fuhren, wollte sich mein Herz nicht beruhigen. Ich hatte Angst. Angst vor dem Zusammenstoß mit Richard, aber auch davor, Spaß daran zu haben. Er war Schuld am Tod meines Vaters und beinahe auch meines Bruders. Meiner einzigen Familie, die ich hatte und die ich gerade erst bekommen hatte.
Meine Empfindungen schwankten. Im einen Moment bekam ich eine Gänsehaut beim Gedanken an das, was uns bevorstand, und im nächsten zitterte mein Körper vor Aufregung und Erregung. In diesen Momenten schwebten rote Schlieren am Rand meines Blickfeldes und ich drehte mich von Cole weg, damit er es nicht sah. Ich schämte mich dafür. Es zeigte, wie wenig Kontrolle ich hatte. Wenigstens war es kein Durst, sondern, und ich hasste mich genauso oder sogar noch mehr dafür, Mordlust. Rachegedanken. Und dann wurde mir wieder klar, dass wir keine wirkliche Chance gegen die Bestie hatten. Gegen eine Bestie, die das Blut ihrer eigenen Spezies trank. Es stieß mich ab und ließ in mir einen Brechreiz aufkommen, was auch ein Grund für mich war, es ihr nicht gleichzutun, dieser Bestie.
Ich tippte mit meinen Fingern auf meinen Knien. Ich war ein einziges Nervenbündel. Wir hatten nicht mal einen richtigen Plan. Und wenn mich die Rachegedanken heimsuchten, wurde mir kalt, aber ich wagte es nicht, mich an Cole zu kuscheln, aus Angst und aus Abscheu vor mir selbst.
Ich dachte an Elena und Anna. Wenn ich stürbe, gäbe es niemanden, der sie aus dem Kinderheim holte. In dem Moment durchfuhr mich ein so dringlicher Wunsch, ihnen zu helfen. Vielleicht dachte ich, damit meine bösen Gedanken auszugleichen. Wie war ich jämmerlich.
Ich bekam Kopfschmerzen von dem inneren Karussell der Gedanken und Gefühle. Ich stöhnte frustriert auf, lehnte mich noch vorne und stützte meinen Kopf in meine Hände. Ich presste meine Handballen auf meine geschlossenen Lider, doch das half nicht. Im Gegenteil: Ich sah Bilder von der ersten Frau, die ich ermordet hatte, von Blut und von dem Pflock in meiner Brust. Ich hätte mich damals umbringen sollen. Dazwischen hatte ich beinahe meine Mutter, Linda, wenn ich gekonnt hätte, und meinen Freund getötet. Das durfte auf keinen Fall vorkommen. Vielleicht hatte Lorelay recht. Es war besser, Cole nicht durch meine Anwesenheit in Gefahr zu bringen. Wahrscheinlich starb ich sowieso bei dem Versuch, Richard zu töten und damit wäre das Thema erledigt. Aber ich konnte nicht. Ich wollte leben. Ich wollte normal sein, verdammt noch mal. Hätte mich Julian doch niemals an die Schule für Gestaltenwandler gebracht. Dann wäre ich mit dieser Welt nie in Berührung gekommen. Es sei denn das Vampirgen und das Tier in mir hätten sich an irgendeinem Tag doch durchgesetzt und ich hätte ein Massenmassaker veranstaltet. Passen würde es ja zu mir.
„Hey", sagte Cole und nahm mich in seine Arme.
„Ich will nicht mehr, Cole", murmelte ich verzweifelt und drückte mich an seine Brust. „Hilf mir. Erfüllst du mir einen Wunsch, wenn ich dich darum bitte?"
„Jeden, den du willst." Oh nein, er hatte die falsche Antwort gegeben. Bevor ich allerdings meinen Wunsch aussprechen konnte, waren wir am Hotel angekommen und stiegen aus. Während Jace uns in unserem Zimmer Anweisungen gab und den Plan besprach, wanderte mein Blick zum Fenster und in den grauen Himmel.
Der Wunsch wäre gewesen, wie ich es schon einmal gesagt hatte: Cole, töte mich.
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Tränen von Blut
ParanormalMira geht nicht auf eine normale Schule. Sie ist auf einer Schule für Gestaltenwandler. Das heißt: Jeder in ihrer Klasse kann sich verwandeln, aber in verschiedene Tiere. Kein Tier gibt es doppelt. Bis Jace an die Schule kommt. Er ist ein Panther, g...