Träum ich?

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Bildquelle: http://spruchbilder.com/13355/nichts-ist-umsonst-selbst-der-tod-kostet-das-leben

-Hallo Leseratten,
Ich habe eine kleine Ankündigung zu machen: Ich werde demnächst das Buch umbenennen. Es wird “Tränen von Blut“ heißen, für die, die keinen Namen auf Wattpad haben und es nicht in der Library haben:).
Viel Spaß beim Lesen!

Euer readerbunny01-

„Träume ich?“

„Nein.“

„Bin ich tot?“

„Nein.“

„Bin ich wach?“

„Ja.“

„Lebe ich?“

„Ja.“

„Lebst du?“

„Na sicher. So leicht lass ich mich doch nicht unterkriegen.“ Er lächelte. Ich spürte, wie ein ungeheuer beklemmendes Gefühl von mir abfiel. Offensichtlich hatte mich der Gedanke, dass er nicht mehr leben könnte doch mehr beschäftigt, als gedacht. Nun hielt mich nichts mehr. Tränen flossen, als wäre der Damm auf einmal fort. Ich beugte mich vor und umarmte ihn ganz fest.

„Ich liebe dich, Jace“, flüsterte ich in sein Haar.

„Ich dich auch, Schwesterlein.“ Er strich mit seiner Hand über meinen Kopf. So lagen wir einige Minuten da. Dann fiel mir etwas ein.

„Du Jace“, sagte ich, „ich glaube, viele Leute sind sehr traurig wegen dir.“

„Wieso das denn?“, fragte er überrascht.

„Na, wir hielten dich alle für tot.“

„Ach so. Oh.“

„Ja. Ich glaube, ich guck mal nach Cole. Er wird sich riesig freuen, wenn er sieht, dass du lebst. Man muss ihn ja nicht länger als nötig leiden lassen.“

Jace nickte und ich stand auf.

„Ich guck auch nach Linda. Vielleicht kann sie dir noch ein bisschen Blut geben“, sagte ich, dann verließ ich den Raum. In der Bibliothek war niemand, aber die Tür zum Geheimgang war offen. Ich ging hinein. In der Waffenkammer hing alles an seinem Platz, alles sah so aus, wie das letzte Mal, als ich hier war. Es schien schon so lange her.

Plötzlich hörte ich einen Schrei. Er kam von vorne und war so von Pein und Schmerz erfüllt, dass es mir eine Gänsehaut verursachte. Die eiserne Sicherheitstür war zu, aber der Schrei war eindeutig von dort gekommen. Ich versuchte, sie leise einen Spalt breit zu öffnen. Was ich sah, war furchtbar. Natürlich war Lorelay verletzt, traurig und voller Wut auf diese Frau, weil sie Julian und vermeintlich auch Jace getötet hatte, aber das gab ihr doch nicht das Recht, Marlene zu foltern, zu verletzen und bis auf's äußerste bloßzustellen, oder?

Marlene war an die schweren Eisenringe gekettet, die auch damals um meine Handgelenke geschlossen waren und mich am Fortbewegen gehindert hatten. Sie hing wie ein nasser Sack an der Wand, ihre Hand-und Fußgelenke waren schon wundgescheuert und die Haut offen. Schnittwunden waren überall auf der Haut zu sehen, aus denen Blutrinnsale flossen und die zum Teil auch schon verkrustet waren. Offensichtlich waren die beiden schon länger hier. Marlenes Kleidung hing nur noch in Fetzen an ihrem Leib, dort, wo Lorelay es mit ihrem Messer zerschnitten hatte, und entblößte weitere Wunden und nackte Haut, die an manchen Stellen verbrannt war. Der Kopf lag auf ihrer Brust und ihre Haare hingen ihr verschwitzt in die Stirn.

Als ich die Tür öffnete, schaute sie auf. Ihr Gesicht war an zwei Stellen geschwollen und blau angelaufen, aber ihre feuerspeienden Augen, die mir so voller Hass und Bosheit entgegen blickten, sagten mir eindeutig, dass diese Frau noch nicht weich geworden war. War ihr Körper auch geschunden und kurz vor dem Sterben, so war ihre Seele doch lebendig und so voller Energie, dass es bewundernswert gewesen wäre, wäre diese Energie nicht so böse und schwarz gewesen.

„Wer ist dein Vorgesetzter?“ Das war Lorelays Stimme. Ich war nicht nur in eine Folter geraten, sondern in ein Verhör. Das bedeutete, Lorelay würde so lange weitermachen, bis sie Antworten hatte und das konnte, dem eisernen Willen in Marlenes Blick, ganz schön lange dauern. Sie steckte Marlene das Messer in den Mund und als diese trotzig erwiderte: „Das erfährst du nie!“ zog Lorelay es mit einem Ruck zur Seite, sodass sie ihr in den Mundwinkel und die Wange schnitt. Der Schrei war ohrenbetäubend. Ich hielt mir die Hand vor die Nase, um möglichst wenig von dem Blutgeruch einzuatmen. Auf der einen Seite wollte mein Körper unbedingt zu der Quelle und alles trinken, was er kriegen konnte, auf der anderen Seite würde ich mich am liebsten übergeben bei dem Gestank. Irgendwie schien Lorelay auf mich aufmerksam geworden zu sein und drehte sich um. Ihr Gesichtsausdruck war nicht besser als Marlenes. Auch dieser spie von Hass und Vergeltung.

„Was willst du, Mira?“, spuckte sie mir entgegen. Ich krallte meine Finger um die eiserne Tür.

„Ähm, ich suche Cole.“ Meine Stimme klang erstaunlich gefasst.

„Wie du siehst, ist er hier nicht, also geh“, erwiderte sie und wandte sich wieder ihrem Opfer zu. Sie legte das Messer an der Schulter an und zeichnete eine Schlangenlinie aus Blut auf Marlenes Oberarm. Diesmal wimmerte diese nur. Sie war schon schlimmeres gewöhnt.

„Hör auf“, sagte ich. Woher ich den Mut nahm, wusste ich selbst nicht. „Du tötest sie ja fast!“

„Kleines, naives Mädchen“, flötete Lorelay boshaft, „man muss Opfer bringen in dieser Welt. Alles hat seinen Preis. Sogar der Tod kostet das Leben, manchmal eben das von vielen. Wenn wir den Befehlsgeber töten wollen, müssen wir Opfer bringen. Und jetzt geh, damit ich hier weitermachen kann!“

Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Ich machte einige Schritte rückwärts und schlug die Tür zu. Dann blieb ich stehen und atmete schwer in die Stille hinein. Erst als der nächste qualvolle Schrei durch die Gänge hallte, drehte ich mich um und flüchtete aus dem Geheimgang.

-Hallo Leseratten,
Es tut mir wirklich leid, dass ich die letzten Tage nicht geupdatet habe, aber ich hatte wirklich keine Zeit zum Schreiben. Ich hoffe, euch gefällt das Kapitel! Viel Spaß beim Lesen!

Euer readerbunny01-

Tränen von BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt