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Keiner sagte ein Wort. Selbst Finn schien mitzubekommen, dass etwas nicht stimmte. Wir standen schweigend am Bahnhof und warteten auf unseren Zug. Jace mit Finn, ich hatte das Gefühl, er wäre der Teddyersatz für ihn, eine tröstende Wärmflasche, Cole, Miriam, Lorelay und ich. Das Wetter war schnell schlechter geworden. Ein kalter Wind fuhr unter unsere Jacken. Der Himmel war bewölkt und das Licht ziemlich düster. Es passte genau dazu, wie ich mich fühlte.
Meine Finger waren um den Griff meines Koffers gekrallt und mein Blick war auf die Menschen am nächsten Bahngleis gerichtet. Ein Kind, das seiner Mutter weglief, die es daraufhin wieder einfing. Ein Liebespärchen, das um die Wette strahlte. Zwei Jugendliche, die miteinander lachten.
Jace wischte sich immer wieder verstohlen über die Augen. Lorelay war noch steifer und eisiger geworden. Miriam blickte schuldbewusst und irgendwie fehl am Platz drein, denn sie trauerte nicht um Julian. Sie kannte ihn nicht mal und sie wusste nicht, wie sie uns trösten und damit umgehen sollte. Cole warf mir immer wieder unsichere Blicke zu. Er wusste nicht, wie er mit meiner Reaktion umgehen sollte, aber ich konnte nichts anderes tun, als zu schweigen. Ich wollte im Moment von niemandem umarmt oder getröstet werden, denn das hätte den Anruf und die Nachricht zur Tatsache gemacht, viel endgültiger gemacht.
Der Zug kam und hielt vor uns mit quietschenden Bremsen. Wie ein Schmerzensschrei. Ich ließ die anderen vor und stieg als letzte ein. Das letzte Mal Pariser Luft atmen, dann schlossen sich die Türen. Wie gerne hätte ich die Zeit zurückgedreht. Wie gerne wäre ich noch einmal mit Jace aus dem Zug gestiegen und hätte mir vom ersten Eindruck einer Stadt die Sprache verschlagen lassen. Ich hätte die fünf Wochen voll Schmerzen lieber tausend Mal noch einmal erlebt, als nun gar nichts zu fühlen. Dann hätte ich irgendjemanden warnen können, damit Julian nicht hätte sterben müssen. Aber es war geschehen und ich konnte die Zeit nun mal nicht zurückdrehen. Ich wandte mich ab und folgte den anderen zu den Sitzplätzen.
Während Jace, Miriam und Lorelay sich auf einen Vierersitzplatz setzten, setzte ich mich auf einen Zweiersitzplatz, ähnlich wie die Männer, die wir auf der Hinfahrt gesehen hatten und die sich auch hatten aufteilen müssen, weil sie zu viele waren. Cole rutschte auf den Platz neben mir.
„Setz dich lieber neben Jace. Er braucht deine Unterstützung. Sonst sitzt er alleine mit einer Tante, die kein Wort sagt und einer jungen Frau, die nicht weiß, was sie sagen soll“, meinte ich leise aus dem Fenster starrend.
„Aber dann sitzt du alleine und du brauchst meine Unterstützung auch“, widersprach er und sah mich an.
„Aber nicht so wie er.“
„Das stimmt nicht.“
„Jace trifft es mehr. Er hat ihn sein ganzes Leben gekannt“, versuchte ich, ihn zu überzeugen. Warum, wusste ich selber nicht. Auf der einen Seite wollte ich sogar, dass er sitzenblieb, aber andererseits wollte ich auch niemanden in meiner Nähe haben.
„Julian war ebenso dein Vater wie seiner. Und nur weil du noch nicht vollständig begriffen hast, was das für dich bedeutet, heißt das nicht, dass du nicht genauso Trost brauchst, wie Jace. Es kann jederzeit über dir hereinbrechen und dann will ich bei dir sein. Jace hat das schon hinter sich und hat sich eine Brücke über den Abgrund gebaut, um nicht hinunterzustürzen. Zwar eine wackelige, aber er hat eine und wird irgendwann auf der anderen Seite ankommen. Du hingegen wandelst am Abgrund, ohne zu begreifen, dass da einer ist. Du könntest jederzeit aufwachen und das Gleichgewicht verlieren. Und dann will ich da sein, um dich aufzufangen, damit wir gemeinsam eine Brücke bauen können.“
Darauf hatte ich nichts zu erwidern. Ich wusste, dass er Recht hatte. Vor diesem Moment hatte ich Angst, vor dem Moment, in dem ich stolpern würde. Ich konnte mich nicht entspannen, weil ich mich so verkrampft hatte aus Angst. Das war auch der Grund, warum ich niemanden in meiner Nähe haben wollte. Ich befürchtete, dass dieser Moment schneller kommen könnte, dass ich stolpern könnte, wenn ich versuchte, die Last mit jemandem zu teilen. Deshalb hatte ich eine Mauer um mich aufgebaut. Cole spürte diese, er kannte mich und ich war froh, dass er nicht versuchte, sie mit Gewalt einzustürzen.
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Tränen von Blut
ParanormalMira geht nicht auf eine normale Schule. Sie ist auf einer Schule für Gestaltenwandler. Das heißt: Jeder in ihrer Klasse kann sich verwandeln, aber in verschiedene Tiere. Kein Tier gibt es doppelt. Bis Jace an die Schule kommt. Er ist ein Panther, g...