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„Gibt es denn keine andere Möglichkeit? Könnt ihr denn kein Tierblut trinken." Eine männliche Stimme.
„Nein. Ich glaub, du hast zu viele Vampirfilme oder -Bücher gelesen und gesehen. Tierblut sättigt nicht, sondern erhöht den Durst. Als würdet ihr Menschen euch von Salz oder trockenem Brot ernähren." Eine zweite männliche Stimme. Ich fühlte ein weiches Bett unter mir. Mein Kopf pulsierte leicht und das helle Licht und die Erschöpfung drückten meine Augenlider nach unten.
„Und was ist mit dem Blut aus dem Krankenhaus?" Wieder die erste. Ich konnte die Stimmen nicht zuordnen. Das Denken fiel schwer und verursachte mir Kopfschmerzen.
„Das Blut von der Blutbank ist alt und verdirbt den Magen. Glaub mir, ich hab's selbst probiert. Als würdet ihr Verschimmeltes oder schlechte Lebensmittel essen. Unsere Nahrung muss frisch sein, noch warm."
„Und wieso kannst du ihr nicht von deinem Blut abgeben?" Eine kurze Pause.
Dann: „Weißt du, es gibt neben dem Feuer und dem Holzpflock noch eine Möglichkeit, einen Vampir zu töten. Du kannst einen Vampir auch ausbluten lassen. Soll heißen: Wenn wir kein Blut mehr in unserem Körper haben, sterben wir. Ebenso wie jämmerliche Menschen. Nur dass es bei uns viel länger dauert, da sich auch unser Blut immer wieder erneuert. Doppelt so schnell wie euer und da die Wunden auch schnell wieder heilen, müssen immer wieder neue zugefügt werden oder man schlägt den Kopf ab und hängt den Vampir falsch rum an die Decke. Beide Versionen sind sehr schmerzhaft. Dagegen ist das Feuer noch harmlos."
„Oh. Ja und?"
„Wenn ich ihr meinen Arm anbiete", er flüsterte fast und seine Stimme klang bedrohlich, „wird sie nicht mehr aufhören können, zu trinken. Vampirblut ist für uns wie Schokolade für euch. Nur viel intensiver und voller und unglaublicher. Sie würde auch nicht aufhören, wenn sie schon genug hat oder satt ist, wie bei Menschenblut. Sondern sie würde trinken, bis der Körper leer ist. Das würde ziemlich lange dauern und mit jedem Tropfen würde es für sie schwerer werden, aufzuhören. Und wenn noch weitere Vampire im Raum wären, würde sie diese ebenfalls aussaugen in ihrem Rausch. Niemand könnte sie aufhalten. Wie die Mutter, die ihr Junges beschützen will, würde sie zur Furie werden. Nur wenn in den umliegenden zehn Kilometern kein Vampir ist, würde sie sich nach langem Lauf und langer Suche vielleicht beruhigen. Aber nur vielleicht. Also zusammengefasst: Würde ich ihr von meinem Blut geben, wäre das mein sicherer Tod."
Wieder Schweigen. Über wen sprachen sie?
„Also können wir nichts anderes tun?" Wieder die erste Stimme. Langsam erinnerte ich mich an die Person, der sie gehörte.
„Nein. Sie ist, was sie ist und daran wird sich nichts ändern."
Als erstes fielen mir blaue Augen ein.
„Aber sie hasst sich dafür, was sie tun muss und was sie ist."
Blonde Haare. Pulsierende Halsschlagader. Nun formte sich auch ein Name in meinem Kopf.
„Was hasst sie, zu sein? Vampir oder Monster?"
Cole.
Ich riss die Augen auf und kniff sie sofort wieder zu. Ein heller Schmerz fuhr durch meinen Kopf. Weiße Punkte tanzten vor meinen Lidern, während mir alles wieder einfiel.
Sie sprachen über mich.
Ich hatte sein Blut getrunken. Ich hatte ihn verletzt. Ich hatte mich nicht zurückhalten können. Ich hätte verdammt noch mal die Person getötet, die ich liebte, wenn Jace mich nicht aufgehalten hätte. Jace, die andere Stimme. Und ich bereute es zutiefst. Wieder einmal trieb die Verzweiflung Tränen in meine Augen und mir entfuhr ungewollt ein Schluchzer. Ich merkte, wie sich jemand auf meine Bettkante setzte und fühlte die Wärme an meiner Hand. Er strich mit seinem Daumen über die Knöchel.
Ich versuchte noch einmal, die Augen zu öffnen. Diesmal langsamer und vorsichtiger. Als ich den nassen Schleier vor meinen Augen weggeblinzelt hatte, sah ich direkt in seine blauen Augen, in denen sich die Fenster spiegelten. Mein Blick wanderte zu seinem Hals. Er trug einen Schal, der entweder die Bisswunde oder das Pflaster verdecken sollte, welches wiederum auf die Wunde geklebt war. Wollten sie so verhindern, dass ich ein schlechtes Gewissen bekam? Es ging definitiv in die Hose.
„Es tut mir so unendlich leid", flüsterte ich und drehte meinen Kopf zur Wand. Ich konnte nicht in seine Augen schauen, die so unschuldig und rein waren, so aufrichtig. Ich schluckte hart. Meine Kehle fühlte sich unangenehm eng an.
„Hey", sagte er sanft, legte seine Hand an meine Wange, die unten lag, und drückte meinen Kopf wieder in die Senkrechte, sodass ich ihn anschauen musste. Die blonden Haare, die ihm leicht ins Gesicht fielen und die wunderschöne Form seines Kinns. Mir stieg schon wieder die Feuchtigkeit in die Augen. Ich wollte mich wieder zur Wand drehen, doch seine Hand hinderte mich daran. Leise löste sich eine Träne aus meinem Augenwinkel und rollte die Wange hinunter. Cole wischte sie weg. „Dir muss nichts leid tun."
„Doch, muss es", mischte sich Jace ein. Er klang ziemlich aufgebracht. „Du hättest beinahe deinen und meinen Freund getötet!"
„Mann Jace!" Cole sprang ebenso wütend auf. „Sie ist doch kein Monster!"
„Doch, genau das ist sie!"
Mir wurde es zu viel. Ich stand auf und schlich auf leisen Sohlen zur Tür, während Cole und Jace weiter über die Definition von Monster diskutierten und darüber stritten, ob ich ein Monster sei oder nicht. Von mir aus konnten sie bis morgen früh diskutieren, denn ich wusste es besser. Ich schlüpfte unbemerkt aus dem Raum. Als ich die Tür wieder hinter mir schloss, hörte ich noch, wie Jace sagte: „Sie trinkt Blut, Cole. Und um daran zu kommen würde sie alles tun. Auch ihre Freunde töten. Sie ist ein Vampir und sie wird auch immer einer sein."
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Tränen von Blut
ParanormalMira geht nicht auf eine normale Schule. Sie ist auf einer Schule für Gestaltenwandler. Das heißt: Jeder in ihrer Klasse kann sich verwandeln, aber in verschiedene Tiere. Kein Tier gibt es doppelt. Bis Jace an die Schule kommt. Er ist ein Panther, g...