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-Hallo Leseratten,
Wie immer freue ich mich über K&V! Viel Spaß beim Lesen!Euer readerbunny01-
Seine Stirn an meiner. Sein Atem auf meinen Lippen. Sein Körper an meinem. Seine Hände rechts und links neben meinem Kopf. Seine Wangen feucht von meinen Tränen. Ich war nicht traurig und nicht fröhlich, sondern einfach nur erschüttert über solche Grausamkeit, die Marlene angetan wurde, aber auch die in ihren Augen stand. Über die Grausamkeit in dieser Welt. Er legte seine Hand an meine Wange und strich mit seinem Daumen unter meinem Auge entlang. Er fragte nicht, was los war. Er fragte auch nicht, was er tun könnte. Er sagte einfach Worte, die in jeder Situation passten und die tröstend waren und die bekräftigten, dass ich nicht alleine war. Die mir zeigten, dass Hass und Grausamkeit nicht das einzige waren.
„Ich liebe dich, Mira. Ich liebe dich so sehr", flüsterte er eindringlich und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. Mein Herz wurde ganz warm bei diesen Worten, denn man konnte hören, dass sie tief aus dem Herzen kamen.
„Ich dich auch", murmelte ich und irgendwie fanden meine Lippen wieder zu seinen. Er nahm meine Hand und malte Kreise auf den Rücken, während er mich küsste.
„Cole?" Die Stimme hallte aus einem Gang, der in unseren führte. Es war Jace, der kurze Zeit später um die Ecke kam und erschrocken stehen blieb. „Oh, ich wollte euch nicht stören."
„Hast du nicht", meinte Cole.
„Hast du doch", widersprach ich trocken, musste aber lächeln.
Cole gab mir noch einen letzten Kuss, bevor er sich zu Jace umwandte. „Was gibt's denn?"
„So wichtig ist es jetzt auch wieder nicht. Es kann auch warten."
„Nein, jetzt will ich es wissen", sagte ich und richtete mich auf.
„Okay, das könnte dich auch interessieren, Mira", meinte dieser und kam näher. „Es geht um den Vampir, der als Arzt arbeitet. Mira, ich hab dir schon von ihm erzählt."
Ich nickte, als ich an den Tag im Stall zurückdachte, wo ich zum ersten Mal unsere Verbundenheit gespürt hatte. Jace hatte mich damals in den Arm genommen und getröstet.
„Na ja jedenfalls", fuhr er fort, „ist mir eingafallen, dass er vielleicht in Gefahr sein könnte. Er wohnt nämlich auch in Detroit und arbeitet dort. Vielleicht ist er sogar schon tot und wir haben davon gar nichts mitbekommen. Ich würde ihm auf jeden Fall einen Besuch abstatten. Und ihn warnen."
„Vielleicht kann er uns zeigen, wie man sich kontrolliert." Hoffnung keimte in mir auf. Möglicherweise würde ich nicht ständig Angst haben müssen, die Kontrolle zu verlieren. Man sah Jace an, dass er daran zweifelte, aber er sagte nichts dazu.
„Kommt, lasst uns langsam los", schlug Cole vor und ging uns voran den Weg zu Julians Räumen zurück. Jace und ich folgten ihm.
Wir besprachen noch, was wir in Detroit alles unternehmen wollten, wenn wir den Mörder beseitigt hatten, bevor wir schließlich die Koffer in das Auto packten, es war ziemlich voll, und zum Bahnhof losfuhren. Es war so einsam, wie damals, als ich nur mit Jace hier gewesen war und wir auf den Zug nach Paris gewartet hatten. Wir hatten niemanden, der den Wagen hätte zurückfahren können und so standen wir hier: Linda, Lorelay, Jace, Cole und ich. Der Zug kam und wir stiegen ein, jeder mit seinem Gepäck. Miriam würde morgen mit einem anderen Zug zurück nach Paris fahren und sich um das Haus kümmern. Ich setzte mich ans Fenster und Lorelay setzte sich zu mir, bevor Cole es tun konnte.
„Es ist doch okay, dass ich mich neben dich setze, oder?", fragte sie liebenswürdig.
Ich nickte nur. Natürlich hätte ich lieber Cole oder Jace neben mir gehabt, aber ich konnte sie ja schlecht wieder wegschicken. Wir fuhren lange Zeit schweigend durch die Dämmerung. Dann meinte Lorelay: „Ich habe von deiner Verlobung gehört."
Ich musste sofort lächeln, als ich daran dachte, und nickte.
„Weißt du, eine Hochzeit ist eine große Entscheidung, besonders für unseresgleichen. Noch wichtiger für eine Vampir-Mensch-Beziehung. Du wirst länger leben. Länger als er, Mira. Du wirst ihn ganz sicher sterben sehen. Er wird altern, du wirst jung bleiben."
„Wieso erzählst du mir das?", fragte ich. Ich wollte nicht, dass sie mich an meiner Entscheidung zweifeln ließ. Ich wollte in meiner Liebe zu Cole nicht so leicht zu erschüttern sein.
„Ich will, dass du dir diesen Schritt gut überlegst. Klar, er wird dir viel Freude bringen. Am Anfang. Doch irgendwann wird er nicht mehr auf deiner Wellenlänge spielen. Du wirst dich nach jüngerem sehnen und deshalb ein schlechtes Gewissen haben", meinte sie.
„Nein, ganz bestimmt nicht!", rief ich erschüttert und richtete mich auf. „Wenn Cole alt ist, heißt das doch noch lange nicht, dass ich ihn nicht mehr lieben werde!"
„Gut", lenkte Lorelay ein, „sagen wir, du würdest ihn noch lieben. Cole ist ein Mensch, beziehungsweise er trägt menschliches Blut in sich. Du bist ein Vampir, dazu geboren, menschliches Blut zu trinken. Auf kurz oder lang kann das doch gar nicht gut gehen!" Ich erstarrte. Damit hatte sie bei mir einen wunden Nerv getroffen. Das war auch meine größte Angst.
„Aber ich dachte, man kann es lernen, trainieren, den Durst auszuhalten", flüsterte ich, den Tränen nahe.
„Ach Kind, du bist so naiv", meinte sie und nun stand Ungeduld und auch ein bisschen Wut in ihrem Blick. „Kein Vampir kann ewig durchhalten. So zu sein wie wir, beinhaltet immer ein Risiko für die Menschen um einen herum. Und wenn ihr erst im Bett landet und dein und sein Blut in Wallungen gerät, hast du keine Chance mehr. Am Anfang wirst du noch denken, du könntest es zurückhalten, dann wünschst du dir, er würde nur noch aufhören, aber du sagst es ihm nicht und er weiß nicht, was mit dir ist, und schlussendlich kannst du dich einfach nicht mehr zurückhalten."
Mir rollte nun wirklich eine Träne aus meinem Auge und meine Lippen zitterten.
„Ach, Schatz", sagte Lorelay auf einmal zärtlicher und nahm mich in den Arm, „du bist noch so jung. Ich will doch nur das Beste für dich. Ich will dir helfen. Und glaube mir, ich weiß, wovon ich spreche, ich habe es selbst erlebt." Sie strich mir über den Rücken. Die Erste Geste, die der einer Tante glich. „Ich will dir keine Angst machen oder dir die Hochzeit ausreden", sagte sie. „Ich will nur, dass du dir das ganze gut überlegst und keine voreiligen Entscheidungen triffst."
Ich nickte und sie ließ mich los. Nach einem Blick in meine Augen lehnte sie sich wieder in ihren Sitz und sagte daraufhin kein Wort mehr. Ich tat es ihr gleich. Auf der restlichen Fahrt dachte ich wirklich nach. Ich bemühte mich nach Kräften, aber ich hatte das Gefühl, mich nur im Kreis zu drehen. Immer wieder kam ich bei den gleichen Gedanken an und als wir am Flughafen schließlich aussteigen, war ich noch zu keiner Lösung gekommen und todunglücklich. Ich konnte mir ein Leben ohne ihn längst nicht mehr vorstellen, doch genau das war die Zwickmühle. Wenn ich mich von ihm trennte und ein Leben ohne ihn wählte, wäre er ebenso wenig darin enthalten wie wenn ich ihn tötete. Ich war mir nicht sicher, ob es nun besser war, immer zu wissen, dass er lebte, aber nicht in meiner Nähe war und ich alle Chancen vertan hatte, oder dass er nicht bei mir sein konnte, weil er tot war. Denn wenn er noch lebte, würde ich nicht mit ihm abschließen können, immer zweifeln, ob es die richtige Entscheidung war. Aber eins wusste ich ganz genau: Es war besser ihn lebend irgendwo anders zu wissen, als mit der Schuld leben zu müssen, und das war unglaublich egoistisch, ihn eigenhändig getötet zu haben.
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Tränen von Blut
ParanormalMira geht nicht auf eine normale Schule. Sie ist auf einer Schule für Gestaltenwandler. Das heißt: Jeder in ihrer Klasse kann sich verwandeln, aber in verschiedene Tiere. Kein Tier gibt es doppelt. Bis Jace an die Schule kommt. Er ist ein Panther, g...