Kapitel 17

331 22 0
                                    

Verblüfft schaute ich mich um.
Rote Seidenvorhänge und samtweiche Teppiche hingen überall an Fenstern und Böden. Ein riesiger Kronleuchter beleuchtete den gewaltigen Raum. Dahinter konnte ich noch eine große Küche und ein gemütliches Wohnzimmer ausmachen. Eine prächtige Wendeltreppe führte in die oberen Etagen. Alles in einem glich dieses so normale Haus von außen, eher von innen einem Palast.
"Wow!", flüsterte ich staunend und betrachtete die vielen Gemälde, die majestätisch an der marmorroten Wand thronten.
Draco grinste und sagte: "Weißt du, wir haben in den letzten Jahren viele Lichtkristalle gesammelt und so ist es uns gelungen, das ganze Dorf in ein Inkognito-Königreich umzugestalten. Von außen sehen alle Häuser aus wie arme Bauernvirtel, doch von innen wie ein Ballsaal. Echt raffiniert, oder? So ist uns wenigstens noch ein bisschen geblieben, dass Nevarians Truppen noch nicht entdeckt haben"

Ich nickte, immernoch fasziniert über Rakaki.
Plötzlich ließ sich hinter uns eine alte gebrochene Stimme vernehmen: "Draco. Wie schön, dass du da bist!"
Ich drehte mich um.
Ein kleine runzlige alte Frau trat aus einem Zimmer. Ihr Gesicht durchzogen viele, viele Falten und ihre Beine wirkten gebrechlich.

"Dragomira!", rief Draco erfreut und eilte zu der Dame. "Alisha, das ist Dragomira!", sagte er. "Meine Großmutter"

Ich blinzelte überrascht und murmelte einen Gruß.
Dragomira musterte mich eingehend, bevor sie leise sprach: "Freut mich dich kennenzulernen, Alisha."
Dann wandte sie sich zu Draco. "Wieso hast du den Lichtbringer hergebracht?! Weißt du nicht, wie gefährlich es hier ist, Draco?!"
Die Stimme der alten Frau schwankte und klang, als wäre sie schon viele Jahre lang nicht mehr benutzt worden.
Draco schüttelte den Kopf und bedeutete seiner Oma ihm zu folgen.
Zusammen verschwanden sie in der geräumigen Küche.

Unschlüssig, was ich machen sollte, blieb ich davor stehen und lauschte. Da ich aber nur Bruchstellen auf schnappte, ließ ich es kurz darauf bleiben und nahm den kleinen leuchtenden Saphir, der mir schon am Anfang aufgefallen war, genauer unter die Lupe.

Der Kristall funkelte in einem grellen Blau und beleuchtete die nach oben führende Treppe.
Ich hatte noch nie so ein strahlendes Blau gesehen. Feine, weiße Äderchen durchzogen den Stein. Seine Oberfläche war spiegelglatt.
Neugierig klopfte ich leicht dagegen und zuckte gleich darauf zurück. Ein glockenheller Ton hallte durch den Saal wie ein herunergefallener Teller.

Vorsichtig wandte ich mich ab und ging wieder zur Küche.
Draco kam grinsend heraus spaziert und steuerte auf die Wendeltreppe zu.
Anscheinend waren Dragomira und er zu einer Lösung gekommen.
Schulter folgte ich ihm hinauf in die oberen Stockwerke.
Draco führte mich zu einem geräumigem Zimmer und öffnete die rote Tür.

Staunend betrat ich den Raum.

Samtene Vorhänge hingen würdevoll von der Decke hinunter.
Ein großes Himmelbett stand in der Mitte und wurde umrahmt von goldenen Verzierungen.

"Was ist das hier?", fragte ich verblüfft und strich über den weichen Teppich.
Draco grinste. "Dein Zimmer vorläufig"

Ich schaute ihn verwirrt an. "Wir bleiben noch? Ich habe gedacht, dass wir sofort aufbrechen"

Draco kratzte sich verlegen am Kopf und stotterte: "Wir..... brechen noch früh genug auf. Fürs erste bleiben wir aber hier! Nur für ein paar Tage!"

Widerwillig nickte ich und maschierte zum Bett. "Was ist das?", fragte ich vorwurfsvoll und deutete auf ein weinrotes ledernes Jagdkleid.

Er grinste. "Das ist ein Kleid.... für dich. Komm schon, probiers wenigstens mal, Alisha! Gib doch zu, dass deine jetzigen Klamotten ziemlich abgenutzt sind!"

Peinlich sah ich an mir hinunter und murmelte eine Zustimmung während ich missmutig das Lederkleid hochhob.
Es fühlte sich weich an.
Ich legte es sofort wieder zurück. Draco grinste und verschwand aus meinem Zimmer.

Sobald er draußen war, ließ ich das Jagdkleid außer Acht und wandte mich dem geräumigen Raum zu. Was mir gleich als erstes auffiel, war, dass es so merkwürdig dunkel war.

Ich öffnete verwirrt meine Zimmer Tür und lugte nach draußen auf den Gang, doch da war es normal hell.
Ich schloss die Tür wieder und suchte im dämmrigen Licht nach einem Lichtschalter. Als ich keinen fand, schaute ich an die Decke und da war, genau wie ich erwartet hatte, keine Lampe zu sehen.

Dafür entdeckte ich viele kleine Kerzen aus goldenem Wachs, die an der Wand aneinander gereit waren.
Sie waren aus.

Ich zuckte mit den Schultern. "Soll mit recht sein."

Ich ging zu eine der Kerzen hin und tippte mit der Fingerspitze zweimal darauf.
Eine rote Flamme erschien auf dem silbrigen Docht und flackerte hin und her.
Dann ging ich zur nächsten.
Schließlich flammten alle Kerzen orangerot und tauchten das Zimmer in eine gespenstige Atmosphäre.

Zufrieden wandte ich mich dem weißen Badezimmer zu.

Nachdem ich geduscht und mich in ein koboldblaues Handtuch gewickelt hatte, tapste ich barfuß zum Bett.

Ich hatte noch nie wirklich Kleider gemocht. Sogar gehasst.

Dennoch schlüpfte ich jetzt in eins hinein. Zu meiner großen Überraschung schmiegte sich das weiche Leder des Jagdkleids sofort an meine Haut und ging mir zu den Unterschenkeln.

Murmelnd schleppte ich mich zum mannshohen Spiegel und betrachtete mich misstrauisch.

Hübsch sah es auf jeden Fall aus und passen tat es auch noch. Das Beste jedoch war, dass ich mich genauso gut darin bewegen konnte, wie in einer Hose, sogar noch besser.
Ein Stoff sorgte dafür, dass ich keine Angst haben musste, dass mir jemand unter den Rock schauen könnte.
Alles in einem war das rote Jagdkleid der Hammer.

Mit einem passenden Haarband fasste ich meine silbrigen Haare zusammen. Fertig.

Zufrieden mit meinem Aussehen warf ich mich auf das Bett und fiel in einen traumlosen Schlaf.

Drachenseele - Hoffnungstod Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt