Drachenseele - Hoffnungstod

Kapitel 26

Verfluchte Miestviecher

Ich stapfte missmutig hinter Philo den eingerosteten Gang entlang und wedelte dabei energisch mit den Händen herum.
Dako runzelte die Stirn. "Ist alles in Ordnung bei dir oder hast du irgendwelche Handkrämpfe?", fragte er spöttisch und grinste.

Ich schenkte ihm einen finsteren Blick und brummte: "Seit Stunden schon traben wir diesen Gang entlang ohne zu einem Ende zu kommen und diese verdammten Mistviecher von Fledermäusen machen es nicht gerade einfacher!"

Ich stapfte wütend auf, verbrannte die Fledermaus, die mir am nächsten war und stolperte dann mit voller Wucht in Philo hinein, der abrupt stehen geblieben war.

Verwirrt schaute ich an ihm vorbei und erblickte.......nichts, als brennende Fackeln.

"Was ist denn los?", flüsterte ich und drehte mich zu Nelio um.

Seine Augen weiteten sich plötzlich vor Schreck und er schrie: "Pass auf!!"

Völlig überrascht wirbelte ich herum und starrte in die zwei augenlose Höhlen einer entsetzlich abstoßenden Kreatur.
Sie stieß Philo, Draco und Dako beiseite wie eine nervende Fliege und holte mit ihren glitschigen fauligen Krallen aus.
Ich duckte mich unter der schimmelnden Pranke hinweg, schnippte mit den Fingern und tippte ihre schuppige Haut voller brutzlender Energie an.
Jedes atmende Wesen wäre sofort gelähmt gewesen, doch das Monster vor mir zuckte nicht einmal mit der Wimper.

Erschrocken tauchte ich erneut unter den Krallen durch, wurde aber kurz darauf hochgehoben und in Nelio hinein geschleudert.
Krachend landeten wir aufeinander zwanzig Meter weiter hinten und stöhnten auf.
"Was ist das für ein Vieh?!", brüllte ich gegen den kreischenden Ruf des Wesens an.

"Das ist ein Vraocae. Ein menschliches Wesen aus dem Abgrund des Grauens. Angeblich soll es der Boten des Höllenteufels persöhnlich sein!"

"Das soll ein menschliches Wesen sein?!", rief ich skeptisch und verbrannte wirkungslos ein Bein des Vraocae.
Nelio deutete auf einen winzigen blauschimmernden Punkt auf der Stirn des Wesens, oberhalb der dunklen Augenhöhlen. "Siehst du diesen Punkt da auf der Stirn, Alisha? Das ist seine gefangene Seele. Wenn wir genau diesen Punkt durchstechen, wird es nichts weiter als eine Hülle sein."

Ich starrte ihn entgeistert an. "Du machst wohl Witze?!"

Nelio legte den Kopf schräg und stürmte auf den Vraocae zu.

Ich stöhnte auf. "Heilige Scheiße, du machst keine Witze!"

Ich sprintete ihm hinterher und unterstütze Philo und Dako beim Attackieren, während Nelio und Dako versuchten das Monster zu Boden zu drängen. Natürlich erfolglos.
Immer wieder kämpfte sich der Vraocae nach oben und schleuderte einen von uns gegen die steinerne Mauer.

Dann aber stauchelte das Wesen.
Ich zögerte nicht länger, kramte in meinem Inneren nach meinem Drachen, zog ihn an die Oberfläche und hockte mich auf den Boten des Höllenfürsten drauf.
Mit all meiner Kraft drückte ich ihn nach unten, die Gelegenheit war so perfekt, ihn zu besiegen. Wie sehr wünschte ich mir in diesem Augenblick ein anständiges Schwert mit dem ich dem Ganzen ein Ende bereiten könnte.
Aber ich besaß keins und so musste ich mit meiner Kralle in seine Stirn hineinpuhlen. Der Vraocae zuckte, dann lag er still und verpuffte.

Mein Drache verschwand wieder in meiner Seele und ich wischte mir angewidert den grünen Schleim von meinem Gesicht.

Draco grinste mich an. "Yeah!",rief Dako und lachte. "Wir sind ein tolles Team."

Ich nickte ihm zu, dabei bekam ich etwas Spucke des Monsters in den Mund und fluchte: "Iiiih gitt! Ich brauche unbedingt ein anständige Waffe damit ich nicht beim nächsten Mal wieder in einem Gehirn von Außerirdischen herumstochern muss!"

Draco grinste und rief: "Also ich will ja kein Spielverderber sein, aber Alisha, ich glaube nicht, dass du eine Waffe brauchst. Ich meine du bist eine Runi, eine Elementzauberin, und ein Drache! Wenn du mich fragst, macht das dich zur Waffe"

Ich überlegte kurz und zuckte dann mit den Schultern.

"Na wenn du unbedingt eine Waffe willst, dann wie wärs damit?" Draco hob einen armlangen brauen Stock auf und hielt in mir hin.
Ich starrte erst auf den Ast und dann zu Draco.
"Das ist ein Stock!"

"Ein sehr schöner Stock!"

"Du schenkst mir einen Stock?"

"Es ist eine Waffe!"

"Es ist ein Stock!"

"Es ist dein Stock!"
Draco drückte ihn mir in die Hand, grinste und ging mit den anderen, die ebenfalls lachten durch die nächste Tür.

Ich betrachtete eine Weile den Stock,dann steckte ich ihn in mein samtschwarzes Tuch, das ich um die Hüften gebunden hatte und folgte ihnen rasch.

Die Tür hinter uns schloss sich mit einem Rascheln.

Auf der anderen Seite des rotverzierten Raumes stand still und allein ein grauer Sockel.
Neugierig tapste ich hin und nahm das staubige Pergemant darauf in die Hand.

Ich bließ über das Papier und betrachtete es.

"Was ist das?", fragte Philo und begutachtete das Stück in meiner Hand.

"Sieht aus wie eine Karte!", antwortete ich und deutete auf die verschlungenen Räume und Gänge.
"Hier sind wir! Und da..... Was ist das?"

Ich legte den Kopf schräg und gab die Karte weiter.

Nelio hielt die Karte schräg und sagte: "Das ist das runische Zeichen für 'Seele'. Vielleicht sollten wir da mal vorbei schauen?"

Er steckte die Karte ein, rückte seine graue Jacke zurecht und öffnete selbstbewusst die nächste Tür.

Fassungslos blieb er stehen.
"Jetzt brauchen wir eine halbwegs brauchbaren Plan, sonst wird unser letztes Stündlein geschlagen haben!"