Er wanderte ruhelos in seinem Zimmer hin und her. Immer wieder dachte er an das junge Mädchen, das nun schon seit zwei Wochen in seinen Träumen erschien. Ihre Kräfte waren außerordentlich. Vielleicht war genau dieses Mädchen die Hoffnung, die alles retten könne.
Unruhig setzte er sich auf den Boden und zündete eine Kerze an. Der Duft der Räucherstäbchen brachte ihn zur Ruhe und ließ ihn nachdenken.
Das Risiko war hoch. Sehr hoch. Was wäre wenn er sie nicht überzeugen könnte zu kämpfen? Was wäre wenn sie am Ende alles verlor? Hatte sie Familie?
Er schnaufte.
Aber es ging nicht nur um das Mädchen. Seit letzter Nacht tauchten immer wieder Jungen auf. Nicht alle zusammen, vereinzelt und leise schlichen sie um das Mädchen herum.
Er versuchte die Jungen zu zählen und kam auf die Zahl vier. Vier und eins. Vier Jungen, ein Mädchen. Fünf Lichter.
Er war sich sicher, dass die Fünf vereint wieder Frieden über das Land rufen konnten. Er musste sie nur zusammenbringen.
Früh am Morgen verließ er das große dreistellige, blaue Gebäude und stieg die vielen hölzernen Stufen hinunter zu einem riesigen Kasten. Er zog an einem dicken Seil und schwere Messingtüren erhoben sich aus den Angeln.
Ein dunkles Schnaufen bließ aus dem Käfig. Die Dielen ächzten, als ein gewaltiges Wesen mit langen ledrigen Flügeln hinausstapfte und seine riesigen spitzen Zähne entblößte.
Der alte Mann klopfte dem Drachen liebevoll auf die Schulter und kletterte geschickt auf den Rücken in den ledernen Sattel.
Das monströse Geschöpf hob mit einem gewaltigen Satz ab und flog hinaus über die Dächer der farbenfrohen Häuser. Der alte Mann suchte auf dem Rücken des Drachen die Umgebung nach dem ersten Licht, das in seinen Visionen erschienen war, ab.Nach zwei Stunden fand er es schließlich. Der blonde Junge mit den eisblauen Augen stach aus der dunkelhäutigen Menge wie ein schwarzes Schaf in einer weißen Herde.
Der alte Mann lenkte den Drachen hinter einen Felsen und beobachtete den Jungen aufmerksam. Das Licht machte einen großen Bogen um die Menge auf dem Marktplatz und steuerte geradewegs auf den großen Felsen zu hinter dem der graue Drache auf den alten Mann wartete.
Doch noch bevor er ihn er ihn weglocken konnte, stolperte der Junge bereits neugierig auf das schlafende Wesen zu. Der Drache hob überrascht den Kopf blinzelte misstrauisch. Sein Maul weit aufgerissen stapfte er auf den Jungen zu. Dieser blieb jedoch ruhig stehen und streckte eine Hand nach den grauen Schuppen aus.
"Ich würde das nicht machen an deiner Stelle", riet der alte Mann und strich dem Drachen über der Flanke.
Der blonde Junge beäugte ihn kritisch. "Ist das dein Drache?", fragte er mit einer klaren Stimme.
Der Mann nickte und hielt ihm die Hand hin. "Möchtest du mitfliegen?"
Er nickte und kletterte ungelenk auf den schuppigen Rücken des Wesens. Der Drache hob ab und segelte ruhig über den Wolken.
"Wie heißt du?", fragte der alte Mann nach einiger Zeit und drehte sich nach hinten.
Der Junge legte den Kopf schräg. "Nelio", antwortete er und lächelte. Seine eisblauen Augen glänzten. "Dein Name?"
Er schwieg.
Nelio verzog das Gesicht. "Dann halt nicht! Wohin fliegen wir, alter Mann"
Der alte Mann zuckte mit den Schultern. "Hast du Familie, Nelio?"
Nelios Blick wurde dunkel. "Nein! Meine Eltern und meine Schwester wurden bei einem feindlichen Angriff getötet"
"Das tut mir Leid!", sagte er und triumphierte innerlich. Das erste Licht wurde entdeckt und würde um seine Familie kämpfen! Blieben nur noch drei plus Mädchen. Er entschloss sich ihm von seinem Traum zu erzählen und als er endete, wirkte Nelio nicht erstaunt. Im Gegenteil sein Gesicht erhellte sich augenblicklich und er rief: "Genauso wurde es auch in meinem Traum beschrieben! Aber stimmt das auch?"
Der alte Mann zuckte mit den Schultern. "Vielleicht finden wir Antwort, wenn wie das die anderen und das Mädchen finden. Bist du dabei?"
Nelio nickte.
Nach weiteren drei Stunden entdeckte er schließlich das zweite Licht.
"Wir landen!", teilte er Nelio mit und lenkte in den hohen Nadelwald, indem er das hellflackernde Licht des zweiten Jungen ausmachte.
Er rutschte von Sattel und folgte der lichternen Spur."Wohin gehen wir denn?",fragte Nelio skeptisch und beeilte sich dem alten Mann nachzukommen.
Dieser antwortete nicht und ging stur geradeaus in den Wald.
Weitere Minuten vergingen, bevor wie aus dem Nichts eine Gestalt aus dem Busch hervortrat. Das zweite Licht hatte hellbraune zottelige Haare und glich von der Statur und dem Alter Nelio.Er hielt in der Hand einen breiten Ast in der anderen eine lederne Tasche. Hinter ihm wucherte im Schatten und kaum erkennbar ein schwarzer Greif, der seine roten Augen auf die Neuankömmlinge richtete.
"Wer seid ihr?",fragte das zweite Licht scharf und hob den Ast.
Nelio wollte antworten, doch der alte Mann unterbrach ihn und fing an ohne weitere Rede von seiner Vision zu erzählen. Und ganz wie erwartet zeigte auch der zweite Junge sich als Licht und bestieg seinen Greif.
"Ich bin Dako! Und ihr seid?"Nelio nannte ihm seinen Namen, doch der alte Mann schwieg weiterhin und winkte zur Beeilung.
Das dritte Licht war schwieriger zu finden, aber schließlich entdeckte Dako es auf es auf einer weiten Wiese. Weit und breit kein Dorf oder Platz zu sehen. Der Junge saß auf dem weichen Gras und starrte auf die Erde. Als er die Drei auf ihm zukommen sah, riss er erschrocken die Augen auf. Noch bevor irgendjemand zu Wort kommen konnte, rief er: "Ich kenne euch! Ihr wart in meinem Traum! Aber wo ist das Mädchen?"
Dako zuckte mit den Schultern. Der alte Mann nickte als Zeichen, das sie sie suchten und fragte: "Kommst du mit?"
Der Junge nickte und stellte sich als Philo vor. Er hatte genau wie Nelio blonde Haare, abesehen von seinen leuchtend grünen Augen, die ihm eine komplett neue Persöhnlichkeit verliehen.
Jetzt blieb nur noch das Mädchen und ein weiteres Licht.

DU LIEST GERADE
Drachenseele - Hoffnungstod
FantasyNur ein einziges Wort und du wirst Teil deines größten Abenteuers Nur ein einziges Lied und dein Körper beginnt zu wandeln Nur ein einziger Satz und du wirst für immer eine Heldin bleiben. Sag jedoch nur eine einzige falsche Silbe und dein Herz hat...