Kapitel 29

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Ich starrte mich an. Ungefähr zwanzig mal stand ich an der selben Stelle. Spiegel?

"Was ist das hier?", fragte ich fasziniert und berühre vorsichtig die Sillhouete. Sie zerfloss zwischen meinen Fingern und verblasste an der schimmernden Oberfläche tausender Spiegelscherben. Sofort ersetzte ein neues Ich die verschwundene Gestalt und trat an dessen Stelle.

Die Sillhoueten tanzten im goldenen Licht hin und her, ihre metalischen Schuppen glänzten.

"Wow", flüsterte ich und wollte über die Schwelle treten, doch Dako hielt mich zurück.
"Warte mal",warnte er und fuhr mit seiner Hand durch die Luft. Eine sich kräuselnde blaue Oberfläche erschien für wenige Sekunden knapp hinter der Schwelle und schickte einen silbernen Strahl in Richtung der Spiegelscherben. Die Spiegelbilder verschwanden und tauchten Bruchteile später an einer anderen Stelle weier hinten im Raum auf.

"Das ist ein Kraftfeld", erklärte Dako. "Es wird von einer Blase umschlossen, das zwar ungefährlich ist, aber jeglichen Ton oder Stimme einsaugt."

"Können wir drum rum gehen?", fragre Nelio sichtlich besorgt und warf mir, Philo und Draco einen vielsagende Blick zu.
Dako faltete die Karte auseinander und drehte sie in verschiedene Richtungen. Dann schüttelte er den Kopf. "Leider nein. Wir werden da durch gehen müssen. Und denkt dran: Das Wichtigste ist, dass wir zusammenbleiben. Verstanden? Alisha? Philo? Draco? Wo sind die hin zum Teufel?!"
Dako klang wütend und schaute sich suchend um. Nelio riss erschrocken die Augen auf, als er Draco, Philo und mich mitten in all den Spiegelbildern entdeckte.
Er zog Dako am Arm mit sich fort und murmelte: "Das wir eine Katastrophe!", bevor sie in dem marineblauen Kraftfeld verschluckt wurden.

In der Blase war es still. Sehr still. Nicht mal das Flüstern der Spiegelscherben drang mehr zu mir durch. Nur meine Gedanken waren das einzige, das ich noch hörte.
Die Stille ist beängstigend. Diese Spiegelbilder machen mir irgendwie Angst.
Ich trottete langsam hinter Philo und Draco hinterher, die hingerissen das spektalkuläre Farbenschauspiel der Sillhoueten betrachteten.

Wo ist hier der Ausgang?

Mir wurde immer mulmiger zumute. Ohne mein Magie und meinen Drachem fühlte ich mich so einsam, leer und verlassen. Schutzlos..

Wie halten die anderen das nur aus? Sie kennen es nicht anders! Reiß dich zusammen!

Ich biss die Zähne aufeinander bis sie schmerzten und verwischte ein Ebenbild von Nelio.

Moment..... Nelio? Wo ist er denn?

Neugierig sah ich mich um. Da war überall Nelio.
Wer ist der echte?!

Schulterzuckend bahnte ich mir einen Weg durch die vielen Spiegelbilder und holte erneut zu den beiden anderen auf.

Nach einigen Minuten emtdeckte ich schließlich in der Ferne eine gold umrahmte Tür. Ich ruderte mit den Armen in der Luft um Draco und Philo auf meinen Fund aufmerksam zu machen.
Freudig lief ich dem Ausgang entgegen, doch etwas störte.

Vor mir lagen ungefähr tausend Türen. 999 Spiegelbilder, eine Echte.
Ratlos fing ich die Blicke meiner Freunde auf, die genauso planlos dreinschauten. Nach einer Weile hob ich ruckartig den Kopf. Eine Lösung hatte ich nicht gefunden, aber dafür Dako und Nelio. Die Echten.

Stumm gesellten sie sich zu uns.
Gemeinsam durchkämmten wir jede mögliche Tür und suchten nach der Richtigen.

Schließlich rannte ich mit voller Wucht gegen etwas hartes und taumelte benommen zwei Schritte zurück. Ich wartete bis sich der Schmerz wieder legte und untersuchte die harte Stelle bis ich einen Türknauf fand. Eilig drückte ich ihn nieder und stolperte über die Schwelle.

Es fühlte sich eigenartig an. Ein seltsamer Drauck legte sich auf meime Ohren und drückte sie nieder.
Stöhnend schüttelte ich den Kopf und der Druck verschwand. Ich konnte wieder reden.
Wieder lachen.
Erleichtert stieß ich die Luft aus und ließ das Spiegelscherbenkabinett hinter mir.
Dako, Nelio, Philo und Draco kamen hinter mir keuchend zum Stehen und rieben sich den Druck aus den Ohren.

"Wie weit ist es noch bis zu diesem Raum?", fragte ich Dako neugierig und warf mit ihm einen Blick auf das raue Pergament der uralten Karte.

Dako tippte mit dem Finger auf unseren jetztigen Standort, dann auf den gesuchten Raum.
Es war nicht mehr weit.

Genauer gesagt lag nur noch ein winziger Gang im Weg.

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Oben ist ein Bild vom Spiegelscherbenkabinett.

Feuerdraki, crissi_stories und kaddykook gewidmet

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