Kapitel 11

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Dunkelrote Flammen leckten an dem uralten Dach der Akademie. Die morschen Holzbalken brannten wie Papier. Überall lagen verbrannte Trümmer und Waffen herum. " Was ist denn hier passiert?",  jaulte Nelio entsetzt auf und versuchte das Feuer zu löschen, indem er fest auf die immer größer werdenden Flammen stampfte. Dako zerrte eine große Decke herbei und warf sie auf den Brand, doch dies stellte sich als keine gute Idee heraus. Die feuerfarbenen Zungen verschlangen die Decke regelrecht und entfachte damit noch einen viel größeren Brand. " Oh nein! ", schrie Philo entsetzt und schlug seine Hand über die Augen. Ich stand stocksteif da, völlig fassungslos über das Chaos.  Dann fasste ich mich und brüllte in den dichten Rauch hinein: "Hört mir zu! Dako, Nelio, ihr versucht den Mann zu finden. Philo, du siehst nach, ob noch irgendjemand da ist,  der womöglich das Feuer gelegt hat! Ich glaube einfach nicht, dass das hier alles unabsichtlich war! Verstanden,  soweit? "

Ich konnte in dem immer dichter werdenden Rauch nur erschwert ein knappes Nicken erkennen. Gut! Ich schüttelte mich kurz und hob meine Hände. Sanfte Vibrationen fuhren durch sie hindurch und hellblauer Dunst strömte in Wellen über die Flammen.  Es zischte und das Feuer erlosch.  Gewaltige Mengen an Dampf hüllten mich und die gesamte Akademie ein.  Ich wischte mir kurz über das Gesicht und versuchte,  den anschwellenden Nebel zu verdünnisieren, was eindeutig misslang.  Entfernt nahm ich vereinzelt Stimmen von Philo und Dako war, kümmerte mich aber nicht weiter drum. Eine pechschwarze Gestalt hatte sich nämlich im weißen Rauch aufgestellt und meine Aufmerksamkeit erregt. " Was wollen Sie hier?", fragte ich mich und versuchte vergeblich etwas mehr sicherer zu klingen. Es rumorte in meinem Bauch. " Was wollen Sie hier?", wiederholte ich meine Frage erneut und lauter. "Waren Sie es, der das Feuer gelegt hat?"

Der Mann war in einen dunklen Mantel gehüllt und ließ immer wieder ein schwarze Eisenkette schnallen.  Ich erschauderte, denn wenn ich eins gelernt hatte, dann das, das meine Elementarkräfte gegen  Kupfer nichts ausrichten konnten. Genauso wie bei stärkerer Magie.

Der unheimliche Eindringling funkelte gefährlich mit seinen giftgrünen Augen und sein Blick bohrte sich tief in mich hinein. Ich zuckte erschrocken zusammen, als er zischend zu sprechen begann: "Ich.... Will....Dich......Alisha!" Er röchelte tief unter seiner schwarzen Maske und das ließ ihn nur noch fürchterlicher aussehen. Ich taumelte zwei Schritte zurück. Das was ich da vor mir hatte war ein Aeralfos. Doch diese Geschöpfe der Hölle waren nicht leicht besiegten. In den Schriftrollen stand, dass nur eine gellendes Licht aus reinem Frieden die schwarze Seele eines Aeralfos zerreißen kann.

Trotz der Stärke des Geschöpfes bombadierte ich ihn mit Blitzen und Feuerbällen. Wie erwartet schlug der Versuch fehl. Jetzt hatte ich schon ein wenig Angst. Meine Hände zitterten. Plötzlich umhüllte der Dampf den Aeralfos und er war verschwunden.  Panisch schaute ich mich um. Völlig unerwartet tauchte er direkt hinter mir auf und presste einen stinkenden Lappen auf mein Gesicht. Ich hatte das Gefühl zu ersticken. Hilflos ruderte ich mit den Armen und trat um mich. Daraufhin wickelte der Aeralfos die Eisenkette um meine Gelenke und zog sie fest. Na toll! Jetzt kann ich meine Kräfte vergessen! Die Gestalt schulterte mich und warf mich auf eine Plattform, die an einem riesigen Flugsaurier befestigt war. Ich brüllte und schrie in meinen Knebel hinein,  doch zustande kam ein jämmerliches Pipsen.  Der Aeralfos grinste unter seiner Maske, sprang neben mir auf die Plattform und zog kräftig an dem Seil. Der Saurier erhob sich und mit knatternden Flügeln fegte er los. 

Ich kniff die Augen zusammen.  Ganz unten, in der Ferne, erkannte ich Philo und Nelio, die mit vor Angst weit aufgerissen Augen nach mir schrien. Daneben stand Dako, der schier fassungslos zu dem davon fliegenden Tier hinauf starrte. Und dann sah ich die Leiche.  Sie lag seelenruhig und mit offenen Augen,  die zu Himmel schauten, da. Ich erschrak fürchterlich, als ich den Toten erkannte. Sein Gesicht war rußgeschwärzt und sein Bein blutete stark. Die Leiche war der alte Mann.

Ein blutroter Schleier legte sich über mein Gesicht. Die Welt verdunkelte sich. Der Aeralfos hatte das Feuer gelegt. Der alte Mann  war wegen mir gestorben. Der Gedanke fegte wie ein Wirbelsturm durch meinen Kopf und setzte sich fest. Das hielt ich nicht aus. Ich schüttelte den Kopf.  Immer wieder und wieder. Unter uns wurde die Landschaft immer kleiner. Mir war alles egal. Ich war für einen Tod verantwortlich. Nur ich allein. Das war zu viel. Mir wurde schwindelig und übel. Dunkelheit legte sich über meine Augen. Tiefe Schwärze.

Drachenseele - Hoffnungstod Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt