Teil 24

1.3K 58 4
                                    

Alex P.o.v.

Als ich gerade meine Augen geöffnet habe, kommt Oli vorsichtig zur Tür herein
"Hey, da bist du ja wieder! Gehts dir besser?" er schließt die Tür hinter sich und kommt auf mich zu.

"Ja, ich denk schon." Tatsächlich fühle ich mich fitter als heute morgen, aber noch nicht wieder zu 100% wiederhergestellt.

Oli umfasst mein Handgelenk und wartet einen kurzen Augenblick um dann mit einem "is ja wieder ganz ordentlich" darauf zu reagieren.

Ich setze mich langsam auf und bemerke erst dann, das ich eine Infusion an meinem Zugang hängen habe.
Mein Blick wird skeptisch.

"Mensch Alex, jetzt schau doch nicht so! Du weißt ganz genau, das ich nichts ohne driftigen Grund mache. Das musste sein!" erwidert Oli, bevor ich in irgendeiner Weise meckern kann.

"Hier iss mal was, ist dringend nötig!" mit diesen Worten zaubert er mir eine Butterbretzel auf die Liege.

"Ne, Oli... ich bekomm jetzt nichts runter. Hab echt keinen Hunger!" ich schiebe die Brezel weiter von mir weg.

Oli schiebt sie wieder in meine Richtung:
"Ich muss dir nicht erklären wie das mit der Nahrung und dem Körper so funktioniert, oder? Ich weiß nicht wie lange du schon nichts mehr gegessen hast und du bestimmt auch nicht, also wird da so eine kleine Brezel schon drin sein!" seine Stimmlage wird wesentlich ernster.

Da ich keine Lust habe zu streiten, knabbere ich missmutig an der Brezel herum und Oli setzt zu einem weiteren Gespräch an:
"Alex, du tendiert da gerade wieder in die ziemlich falsche Richtung! Was ist denn los mit dir? "

"Keine Ahnung" brabbel ich mit vollem Mund.
Leider muss ich mich natürlich in diesem Moment so heftig verschlucken, das Oli echt Mühe hat, nicht in Panik auszubrechen.
Als ich 10 Minuten später, nach Luft gierend, an der Wand angelehnt dasitze, sieht mich Oli nachdenklich an:
"Vielleicht solltest du ein paar Tage zur Beobachtung da bleiben!"

"Oli, ich hab mich verschluckt... kein Grund zur Panik, das kommt gern mal vor!" entgegne ich ihm atemlos und entsetzt.

"Kannst du dich denn erinnern, was gestern passiert ist? Und was dich so aus der Bahn geworfen hat?" er wechselt nun wieder das Thema.

Thalia!
Thalia hat mich aus irgendeinem Grund total aus der Bahn geworfen!
Und auch das Mädchen das wir nicht finden konnten.
Ebenso stelle ich meine Fähigkeiten in Frage und weiß nicht genau warum in meinem Kopf gerade so viel Chaos herrscht!
Aber genau das will ich dir jetzt nicht unbedingt erzählen, das muss ich erst mit mir selbst klären....

"Ich weiß nur noch, das ich zuhause wahnsinnig geworden bin und irgendwie Druck abbauen musste. Also hab ich mir meine Sportkleidung angezogen und mich auf den Weg zum joggen gemacht. Das joggen endete dann irgendwann in einem "lauf um dein leben"  und dann stand ich plötzlich vor der Klinik. Keine Ahnung wie lang ich unterwegs war, ob es kalt oder warm war oder was auch sonst.... dann bin ich heute morgen, naja mittag, von Phil und Franco in meinem Bett geweckt worden."

"Na, das ist doch schonmal was! Rede mit den Jungs und lass dir von ihnen helfen, okay?! Das nächste mal kann ich dich nicht einfach wieder gehen lassen! " wehmütig trifft sein Blick auf meinen.
"Es wird kein nächstes Mal geben!" will ich ihn gerne überzeugen, aber richtig zufrieden sieht er nicht aus!
Oli zieht mir den Zugang, checkt nochmals Puls und Blutdruck und entlässt mich dann mit den Worten:
"Du kannst das Mädchen besuchen wenn du willst. Phil weiß Bescheid. Er holt dich dann ab wenn er Feierabend hat. Und Alex?" Ich schaue ihm in die Augen "ich bin auch jederzeit für dich da, falls dir was auf der Seele brennt! Du musst es aber von selbst rauslassen und nicht in dich hineinfressen, sonst kann dir keiner Helfen!" er klopft mir auf die Schulter und verlässt anschließend den Raum.

Die halbe Brezel des Todes werfe ich in den Müll, da ich keine Lust habe hier doch noch zu sterben und mache mich auf den Weg zu Thalia.

Auf der Intensivstation angekommen, öffne ich die Tür zu Thalias Zimmer.
Leise betrete ich den Raum, der durch das Piepsen der Monitore berauscht wird.
Langsam gehe ich auf Thalias Bett zu und bleibe kurz davor stehen.
Da liegt sie nun, schlafend und leichenblass.
Die einzigste Farbe die sich in ihrem Gesicht abzeichnet, ist die des blauen Auges.

Ich mustere sie eine halbe Ewigkeit und überlege, was wohl passieren würde, wenn sie jetzt aufwachen würde.
Aber es geschieht nichts.
Wahrscheinlich hat sie nochmal etwas Beruhigungsmittel bekommen und ihr geschwächter Zustand erledigt den Rest.

Mensch wenn du doch nur erzählen könntest was passiert ist.
Weist du wirklich nicht was passiert ist?
Ich Dummkopf hätte gleich reagieren sollen, nicht abwarten...
ich hätte einen kompletten Bodycheck durchführen sollen, dann hätten wir schneller reagieren können.

Seufzend wende ich mich wieder von ihr ab und beschließe es für heute gut sein zu lassen.
Ich werde morgen wieder kommen, vielleicht ist sie dann wach und lässt mit sich reden.

Ich verlasse die Station und auch die Klinik.

Auf Phil oder Franco zu warten habe ich keine Lust!
Ausserdem muss ich nachdenken...dringend....

Kurz schreib ich Phil noch eine Nachricht, das ich schon auf dem Heimweg bin, bevor nachher wieder die Hölle losbricht.

Unterwegs ist es angenehm still, es sind kaum Menschen unterwegs.
Kein Wunder, es ist 0.30 Uhr.
Ich ziehe die kühle, feuchte Nachtluft gierig in meine Lungen und fühle mich fürs erste wieder richtig gut!

Nach 40 Minuten langsamen nach Hause schlenderns, schließe ich die Haustüre auf und betrete unser Haus.
Meine Jacke schmeiß ich in die Ecke, die Schuhe gleich hinterher und nach einem kurzem check meines Handys muss ich erst einmal mit dem Kopf schütteln.
12 verpasste Anrufe und 5 WhatsApp Nachrichten.

Wenn deine Welt ihre Farben verliertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt