Alex
Als ich langsam zu mir komme, strecke ich mich einmal ordentlich durch und mustere mit zusammengekniffenen Augen den Raum.
Wo bin ich denn?
"Alexander?"
Ich drehe mich in Richtung der Stimme und sehe Jack auf einem Sofa sitzen:
"Hey!"
"Wie fühlst du dich?"
"Ganz okay, denke ich. Wie spät haben wir es?"
"Kurz nach zwei Uhr mittags. Du hast ganz schön lange geschlafen!"
"Warum hast du mich denn nicht geweckt?", ich richte mich langsam auf und rubbel mir mit meinen Handflächen durchs Gesicht.
"Dein Körper scheint es gebraucht zu haben, weshalb sollte ich dich dann wecken?", Jack erhebt sich vom Sofa und kommt auf mich zugelaufen.
Auch wenn ich nicht mehr müde bin, fühle ich mich wie gerädert.
"Wenn du ganz bei dir bist, dann machst du dich frisch und anschließend gehen wir endlich etwas essen! Ich bin fast am verhungern", mein Kumpel reibt sich grinsend über seinen Bauch, lässt mich aber keine Sekunde aus den Augen.Bis jetzt verspüre ich noch keinen Drang etwas essen zu wollen, doch ich behalte das erst einmal für mich.
Vielleicht kommt der Hunger mit der Zeit ganz von alleine.Nachdem ich mich unter der Dusche erfrischt habe, machen wir uns auf den Weg zu einem Restaurant, das rund um die Uhr warme Speisen anbietet.
Jack hält mir die Türe auf, damit ich als erstes eintreten kann.
Ich steuere sofort auf eine gemütlich aussehende Sitzgruppe zu und werfe mich schon fast auf die gepolsterte Bank.
Jack setzt sich etwas gesitteter an den Tisch und lässt seinen Blick keine Sekunde von mir ab.
"Wenn du Angst hast, dass ich jeden Moment völlig ausflippe und alles zerstöre, dann muss ich dich enttäuschen. Dafür fehlt mir die Kraft!"
"Gewiss nicht. Wo denkst du hin? Deine Gesichtsfarbe gefällt mir nur nicht und ich weis nicht sicher, ob du mir hier nicht bald aus den Latschen kippst!", das psychologische Geschwafel wird von einem Kellner unterbrochen, der uns nach den Getränken ausfrägt und uns die Speisekarten vor die Nase legt."Eine Cola bitte!", ich bin mir sicher, dass mir das Zuckerwasser gut tun wird, denn in dieser Hinsicht muss ich meinem Kumpel recht geben.
Mein Wohlbefinden hängt ganz tief im Keller.
"Ein Wasser, danke!", nachdem auch Jack seine Bestellung aufgegeben hat, verschwindet der Kellner wieder und ich schlage schnell die dicke Speisekarte vor mir auf, um mich vor einem aufkommenden Gespräch zu flüchten.
"Was macht die Arbeit, Alex?"
"Alles prima!"
"Wie läuft eure WG?"
"Prima!"
"Warum weichst du mir aus?"
"Tu ich gar nicht!"
Jack drückt die Speisekarte nach unten auf den Tisch und mustert mich mit hochgezogenen Augenbrauen:
"Was ist los? Wir sind hier momentan freundschaftlich unterwegs... Ich will ganz normal mit dir reden!"
"Ich weiß auch nicht. Eigentlich möchte ich nur nachhause", ich weiß ganz genau, dass er mich nicht gehen lässt, aber versuchen kann man es ja mal.
"Alexander! Auch wenn es schwer wird und du Angst davor hast, müssen wir heute mit den Sitzungen beginnen. Es führt kein Weg daran vorbei. Es wird nicht besser werden, wenn du dir nicht helfen lässt. Du darfst mich aber nicht als Feind sehen, denn ich will dir nur helfen. Wenn es dir lieber ist, kann ich auch einen Kollegen mobilisieren, der deine Therapie übernimmt."
"Nein! Es liegt doch nicht an dir. Ich vertraue dir... Es ist nur..", meine Hände fahren durch mein Gesicht während ich nach einer Erklärung suche, doch Jack nimmt das einfach in die Hand:
"Du musst das nicht erklären. Hör zu: Wir essen jetzt, reden über ganz normale Dinge und später, wenn wir wieder im Hotel und unter uns sind, dann gehen wir das Problem an. Meinst du, wir schaffen das?"
Ganz automatisch führt mein Kopf ein paar nickende Bewegungen aus, die mein Kumpel lächelnd annimmt.Tatsächlich gelingt es mir, ein bisschen Smalltalk zu halten, etwas zu essen und für einen kurzen Moment nicht an unsere Sitzung zu denken.
Als wir jedoch das Hotelzimmer betreten haben, ist es, als ob jemand einen Schalter bei mir umgelegt hätte und ich werde zunehmend nervös.
Jack bittet mich zu sich aufs Sofa und obwohl sich alles in mir dagegen sträubt, komme ich seiner Aufforderung nach.
Das Sofa ist tatsächlich richtig unbequem und erinnert eher an einen Folterstuhl als an ein bequemes Möbelstück.
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Wenn deine Welt ihre Farben verliert
FanficThalia ist 17 Jahre alt und lebt in einem Internat. Sie führt ein Leben mit zwei Gesichtern. Tagsüber die liebe Internatsschülerin und nachts, auf ihren Streifzügen, die unberechenbare Rebellin (ihr wahres Ich). Der einzige Halt, der einzige Farbkle...