Thalia
Kaum hat die Dämmerung eingesetzt, kriecht das ganze Gesindel aus ihren Löchern.
Die schmierigen Typen, die Mädchen blöd anmachen, wenn sie an ihnen vorbei laufen.
Die Drogendealer und Junkies.
Die Jugendlichen, die nicht wissen, wo sie sonst hin sollen.Mein Gehirn ist im totalen "Leck mich am Arsch- Modus" angelangt und es kümmert mich eigentlich nicht, was um mich herum passiert.
Ich atme, trinke und hoffe, das ich bald einschlafen werde.
Als ich kurz vor dem Sprung ins Traumland bin, erweckt eine kratzige Stimme meine Aufmerksamkeit:
"Irgendwo muss sie doch sein! Viele Möglichkeiten gibt es doch gar nicht mehr!"
"Hallo? Wir sind in Köln und nicht in einem Kuhkaff mit hundert Einwohnern", blafft eine andere, etwas tiefere Stimme zurück.Irgendetwas in mir drängt mich zur Flucht, doch ich verstehe noch nicht, warum.
Direkt neben mir laufen drei Gestalten vorbei, denen ich die zwei bekannten Stimmen zuordne.
Während ein weiterer Schluck des Seelentrösters meine Kehle hinab wandert, schießt mir in den Kopf, dass das diese drei Jungs sein müssen und verschlucke mich natürlich sofort an meinem Gesöff.
Mein nicht ganz so unauffälliger Husten lenkt natürlich die volle ungewollte Aufmerksamkeit auf mich.
"Na, sieh mal einer an. Wen haben wir denn da?", einer der Kerle leuchtet mir mit dem Licht seines Handys ins Gesicht und lässt mich für einen kurzen Augenblick erblinden.
Noch während ich lauter komische Flecken in meinem Sichtfeld versuche wegzublinzeln, werde ich auch schon am Kragen gepackt und grob auf die Beine gezogen.
"Ich hatte schon Sorge, dass du vor uns abgehauen bist. Weißt du, wir haben immer noch totale Sehnsucht nach unserem Marc und keiner kann uns sagen, wo er abgeblieben ist. Spuck es endlich aus! WO VERSTECKT ER SICH?", die feuchte Aussprache ekelt mich so sehr an, dass ich mir gleich eine große Menge des Alkohol in das Gesicht spritze.
Ich will mir schließlich nichts einfangen und desinfiziere somit mein Gesicht.
"Was soll der Scheiß? Sag uns endlich, wo er ist!"Vielleicht geben sie endlich auf, wenn sie wissen das Marc...
"Er lebt nicht mehr!", flüstere ich fast vor mich hin und richte meinen Blick auf den Boden.
"Bitte was? Ich kann dich nicht hören! In der Gasse konntest du doch auch lauthals herumschreien, also nuschel gefälligst nicht so?", giftet mich der Größte der drei an und stellt sich dicht vor mich.
"Wie? In welcher Gasse?", mein vernebeltes Gehirn kann die Puzzleteile nicht richtig zusammensetzen, was den Typ vor mir zu nerven scheint:
"Weißt du denn nichts mehr? Mensch, hat dir das Zeug so sehr die Birne verballert? Hahaha".Und wie aus dem Nichts, als sich der Kerl dichter an mich drängt und eine Hand auf meinen Hintern legt, kommen mir bruchstückige Erinnerungen der besagten Nacht in den Sinn.
......"Thalia, du wartest hier!", Marc drückt mir einen Kuss auf die Stirn und erhebt sich von dem Matratzenlager.
"Wo willst du denn hin? Wir haben nicht mehr so lange Zeit! Ich muss bald zurück", völlig überrumpelt werfe ich ihm einen fragenden Blick zu, den er nur mit einem charmanten Lächeln zur Kenntnis nimmt:
"Zehn Minuten, okay? Dafür ist unser morgiger Abend gesichert. Dann lade ich dich sogar auf eine leckere Pizza ein, wenn du willst!"
"Das muss doch nicht sein. Bleib lieber hier!", bei solchen illegalen Geschäften, denen Marc ab und zu nachkommt, habe ich immer ein schlechtes Gefühl.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass er irgendwann an die falschen Leute geraten und ein anscheinend harmloser Deal ein grausames Ende nehmen könnte.
"Tai! Kein Streß jetzt! Bleib hier sitzen und warte auf mich. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Bis gleich!", ohne auf eine Antwort zu warten, verschwindet er aus unserem Versteck und lässt mich alleine zurück.......... "DU DRECKIGES STÜCK SCHEIßE! DAS WIRST DU BEREUEN!", hallt es durch die Gasse und kurz darauf fliegen schon die Fäuste.
Marc hat kaum eine Chance gegen die drei Typen, da sie ihn in ihrer Mitte eingekesselt haben und alle gleichzeitig auf ihn einschlagen.
"Hey! Lasst ihn in Ruhe!", zuerst bin ich verwundert und frage mich, woher diese Stimme kommt.
Als die fremden Kerle ihre Blicke auf mich richten, wird mir bewusst, dass das meine Stimme war....
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Wenn deine Welt ihre Farben verliert
FanfictionThalia ist 17 Jahre alt und lebt in einem Internat. Sie führt ein Leben mit zwei Gesichtern. Tagsüber die liebe Internatsschülerin und nachts, auf ihren Streifzügen, die unberechenbare Rebellin (ihr wahres Ich). Der einzige Halt, der einzige Farbkle...