Teil 30

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"Nichts da! Du gehst jetzt mit Phil heim! Thalia wird überwacht und braucht dringend Ruhe!" Oli hat einen scharfen Ton drauf und zieht schon sachte Alex' Oberkörper nach hinten.
Unterstützend packe ich ihn am Oberarm und somit können wir ihn sehr gut auf dem Stuhl aufrichten.
"Aaaaahh" meckert das Sorgenkind, da ihm mit großer Sicherheit der komplette Rücken schmerzt.
"Phil ich will da bleiben!"
"Ich weiß, aber du hast gehört was Oli gesagt hat. Und ausserdem solltest du dich mal wieder richtig ausschlafen!" schimpfe ich mit ihm.
Wiederwillig wird er von uns auf die Beine gestellt und wenn ich es nicht besser wissen würde, würde ich denken, er wäre bei einer Sauftour dabei gewesen.
"Herr Hetkamp, wir sind aber ziemlich wackelig auf den Beinen! Morgen hast du Hausverbot, verstanden?" Oli ist wirklich stinkig.
"Was Hausverbot? Nene, das kannst du nicht machen!" immer noch schlaftrunken versucht er zu diskutieren, aber wir lassen uns nicht darauf ein.
Auf beiden Seiten gestützt, wird Alex von uns ins Auto verfrachtet und ich bedanke mich kurzerhand bei Oli.
"Kein Ding. Aber Phil..." will er schon anfangen, aber ich weiß was er sagen möchte und unterbreche ihn.
"Ich weiß Oli!" ich atme schwer ein und steige dann ins Auto und fahre mit Alex nach Hause.

Auf der Fahrt ist er extrem ruhig und ich schlage immer wieder auf seinen Oberarm um sicherzustellen, das er nicht nochmal einschläft.
Als ich das Auto geparkt habe, rufe ich während dem aussteigen Franco an und bitte ihn, herauszukommen.
Dieser kommt mit einem ungläubigen Kopfschütteln aus der Haustüre und hilft mir Alex aus dem Auto zu bekommen.
Zum Glück geht es ziemlich gut, da Alex einfach mal kooperativ ist.
Im Haus angekommen, setzen wir ihn kurz auf das Sofa, damit ich mir Schuhe und Jacke ausziehen kann.
Franco organisiert ein Glas Wasser und will es gerade Alex bringen, als dieser zusammengerollt auf dem Sofa liegt und schläft.
"Na dann schläfst du heute halt hier!" ich werfe eine Decke über ihn und Franco zieht ihm noch schnell die Schuhe aus, danach setzen wir uns auf das andere Sofa und beobachten ihn.

"Franco, irgendetwas steckt noch dahinter. Das ist doch nicht mehr normal. Kein normaler Mensch macht sich emotional so fertig um einer fremden Person zu helfen. Also, es ist ja schön das er für sie da sein will und ihr helfen möchte, aber ...."
Ich weiß nicht wie ich meine Gedanken in Worte fassen soll. "Ich weis was du meinst. Irgendetwas verschweigt er uns und ich hab Angst, das er sich selbst mehr schadet als alles andere!" er teilt meine Meinung.
"Der wird morgen wieder früh stiften gehen" blickt mich Franco sorgenvoll an.
"Oli hat ihm Hausverbot gegeben" ich versuche eher mich selbst zu überzeugen.
"Hahahaha, wir reden gerade schon über die gleiche Person, oder?" lacht Franco ironisch auf.
"Leider ja!"
Es hilft alles nichts und wir machen uns auf den Weg ins Bett, damit wir neue Kräfte für unseren Freund sammeln können, denn er braucht uns mehr denn je.
Auch wenn er es nicht wahrhaben will.

Thalia P.o.v.

Ich höre Männerstimen neben meinem Bett.
Was die da genau machen, kann ich nicht feststellen, da meine Augen viel zu schwer sind um sie zu öffnen.
Nach geraumer Zeit, scheinen sie alle das Zimmer zu verlassen und ich werde wieder in die allbekannte Schwärze gezogen.

Als ich das nächste Mal zu mir komme, schaffe ich es meine Augen zu öffnen.
Laut meinem Gefühl, wurde ich gestern von einer Dampfwalze überfahren und das ganze dreimal.
Mein Kopf droht zu Platzen, mein Körper fühlt sich wie gelähmt an und schlagartig fällt mir ein was passiert ist.
Die Tränen schießen mir sofort wieder in die Augen und ich will nicht begreifen das Marc wirklich tot sein soll.

Ich konnte mich nicht einmal richtig von ihm verabschieden! Das letzte was er von mir mitbekommen hat ist, dass ich ihn im Stich gelassen habe.
Ich werde ihn nie wieder sehen!
Kann nie mehr um Verzeihung bitten und werde es nie mehr gut machen können...

Die Türe wird geöffnet und ein Arzt kommt herein.
"Schön du bist wach! Ich bin Markus Bauer und heute für dich zuständig. Wie geht es dir?" stellt er sich vor.

Mein bester Freund, mein letzter Halt auf dieser Welt ist gestorben, aber sonst geht's danke!

Mit Tränen in den Augen antworte ich ihm:
"Ganz gut, danke".
"Okay, hast du noch Schmerzen?" will er wissen.
"Nein, bisher nicht!" ich richte meinen Blick zum Fenster und suche im Himmel nach irgendeinem Zeichen.
"Ich werde nachher nochmal nach dir schauen, wenn was ist dann meldest du dich bitte" gibt er mir zu verstehen und er bekommt nur ein Nicken von mir als Antwort.
Somit verlässt er den Raum und ich bin wieder für mich alleine. Wie immer.
Meinen Tag verbringe ich restlich mit "aus dem Fenster starren".

Franco P.o.v.

Mein Wecker klingelte um 7 Uhr, was eindeutig viel zu früh ist. Aber es hilft alles nichts, ich muss heute zum Dienst ausrücken.
Im Haus ist es totenstill.
Erste Haltestelle ist das Badezimmer und dort gönne ich mir eine ausgiebig warme Dusche.
Während ich mich anziehe, stelle ich mir die Frage, ob Alex noch da auf dem Sofa liegt oder ob er sich einmal mehr Olis Anweisungen widersetzte.
Als ich komplett fertig bin, laufe ich gespannt die Treppe ins Wohnzimmer hinunter und spickel über die Sofalehne.
Erleichtert atme ich aus, als ich den schlafenden Alex dort liegen sehe.
Somit mache ich mir einen Kaffee und genieße diesen, bis Phil um die Ecke kommt.
Verschlafen schaut er in die Küche und klatscht sich, nach kurzer Überlegung, mit der Hand auf die Stirn.
"Ich hab Dienst!" grinse ich ihn an.
"Ja, das ist mir auch gerade eingefallen. Sorry, ich dachte schon Alex wäre wieder unterwegs." er reibt sich mit beiden Händen durchs Gesicht und ich drücke ihm nebenbei eine Tasse Kaffee in die Hand.
"Nein, der schläft wirklich mal aus."
Nachdem wir noch über belangloses gequatscht haben, muss ich auch schon los:
"Also, ich muss. Wenn was ist, ruf an! Ich hoffe heute läuft es mal wieder ein bisschen normaler" mit einem klopfen auf den Rücken verabschiede ich Phil und mache mich auf den Weg zu meinem Dienst.

Wenn deine Welt ihre Farben verliertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt