Oh mann Jungs, was schiebt ihr denn so Panik?
Ich bin doch nur nach Hause gelaufen!In dem Popup auf meinem Handydisplay sehe ich den Anfang einer der Nachrichten, sie ist von Phil:
>>ALEX verdammt geh an...<<
Mehr kann und will ich im Moment nicht lesen.
Ich habe Ihnen Bescheid gegeben und das muss reichen!Mit einem Mal verspüre ich den Drang auf Musik, laute Musik, seeeeeehr laute Musik.
So kann ich am besten entspannen und nachdenken.
Da sonst kein anderer anwesend ist und niemand schlafen muss, kann ich diesem Drang nachgeben:Handy mit Bluetoothbox verbinden, check.
Playlist öffnen, check.
Musik on, check.Die Musik wummert sofort los.
Ein aggressiver Bass zieht sich durch das komplette Haus.
Die Fensterscheiben, der Boden und alles drumherum vibrieren.
Ich löscht das Licht und lege mich inmitten des Wohnzimmers auf den Boden.
Der Boden unter mir vibriert beruhigend und betäubt meinen Körper auf angenehme Art und Weise.Ich schließe die Augen und starte einen inneren Monolog mit mir selbst.
So Alex, jetzt mal Klartext: Was ist los?
- ich weiß es nicht!
Warum machst du dir Vorwürfe wegen dem verschwundenen Mädchen?
-ich hätte sie suchen sollen!
Du hast sie doch gesucht!
-vielleicht nicht genug, vielleicht hätte ich sie 5 Meter weiter gefunden!
Nein, hättest du nicht, sonst hätte die Polizei sie letztendlich auch gefunden!
-stimmt allerdings...
Warum macht dir Thalia so zu schaffen?
-weil sie mir leid tut!
Warum?
- die tiefe Traurigkeit, die leere in ihren Augen.. DAS macht mir zu schaffen!
Ausserdem diese unkontrollierten Wutausbrüche, die Abneigung vor Berührungen...
Warum?
-weis nicht!
Doch, du weißt es ganz genau!
-weil sie mich schmerzlich an jemanden erinnert!
An Wen?Mir laufen Tränen über mein Gesicht.
- an MICH!
Keine Ahnung wie lang ich hier schon liege, die Arme von mir gestreckt, literweise Tränen die mir meine Wangen hinabstürzen, gedankenverloren und der Musik total hingegeben.
Die Schwärze vernebelt meine Sinne und fegt jeden einzelnen Gedanken aus meinem Kopf. Zuerst werden meine Arme und danach meine Beine in eine bleierne Schwere gezogen und...Und mit einem mal springt mir Jemand mit voller Wucht auf meinen Oberkörper und eine flache Hand trifft mit vollem Schwung auf meine Wange auf. "ALEX!" "ALEX!"
Erschrocken fahre ich hoch und reiße meine Augen auf, leider ist mein Blick komplett Tränenverschleiert und ich kann vorerst nicht klar sehen.
"Bleib liegen, ganz ruhig!" mein Oberkörper wird wieder stark auf den Boden zurückgedrückt.
Mit meinen Pulloverärmeln wische ich meine Tränen aus den Augen und dem Gesicht und schaue mich erst mal ordentlich um:
"Was ist denn jetzt kaputt?" werfe ich erschrocken in den Raum.Entsetzt starren mich zwei Gesichter an - Phil und Franco....
"Alex was ist hier los?"Ich muss irgendwie total abgedriftet gewesen sein.
Die Musik ist verstummt, das Licht erhellt den kompletten Raum, Phil sitzt auf meinem Körper mit seinen Armen auf meinen Schultern abgestützt und Franco kniet neben meinem Kopf."Hey, es ist alles in Ordnung! Mir geht's gut!"
Versucht ich den beiden ihre Skepsis zu nehmen.Franco legt seine Stirn in Falten:
"Du reagiert weder auf Anrufe noch auf Nachrichten" tiefer Atemzug seinerseits "dann kommen wir nach Hause, die Bude scheppert vor dröhnender Musik und du liegst hier regungslos mitten auf dem Boden mit tränenverschmierten Gesicht und regst dich nicht.
Aber dir geht es gut, ja?"Womöglich explodiert er gleich...
Phil ist auch nicht sonderlich begeistert!"Es ist wirklich alles in Ordnung!
Ich musste für mich alleine sein und nachdenken." werfe ich den beiden reumütig zu.Die beiden tauschen Blicke aus und ich weiß, sie glauben mir nicht.
Phil und Franco erheben sich beide gleichzeitig und reichen mir jeweils eine Hand um mich hochzuziehen.
Dankbar nehme ich ihre Geste an.
Als ich nun wieder aufrecht stehe merke ich meine pochende Wange und will mir ein Kühlpad organisieren.
Franco stoppt mich, mit einer Hand auf meiner Brust absetzend: "Stopp! Hinsetzen! Sofa! Dann wird geredet!" -
"Ich wollte doch.." -
"Ne Alex, hinsetzen und zwar jetzt!"Oh, da ist jemand sauer...
Eigentlich hab ich absolut keine Lust zu reden. Ich weiß, sie wollen mir nur helfen, aber....Da ich keine Anstalten mache, irgendetwas zu tun, schiebt mich Phil Richtung Sofa und drücke mich nach unten.
Franco organisiert mir derweil ein Kühlpad das er mir umgehend in die Hand drückt.
Dankbar nehme ich es entgegen und lindere den Schmerz meiner pochenden Wange.Wir sitzen zu dritt im Wohnzimmer auf dem Sofa, ich starre den Boden an und die Jungs mich.
Momentan weiß ich nicht womit ich anfangen soll, es gibt so viel das ich erzählen will und doch wiederrum auch nichts.
"Hör mal Alex, du musst mit uns reden! Wir machen uns Sorgen um dich und das nicht wenig! Erzähl was in deinem Kopf los ist, mach das doch nicht mit dir selbst aus, wir sind für dich da!" fleht mich Phil schon fast an.
Mein Blick trifft auf Phils Blick und ich erkenne die sorgenerfüllten Augen.
Sie sind ehrlich!
"Ich weiß nicht genau..."
Ich stütze meine Ellenbogen auf meine Knie und lege meinen Kopf in meinen Händen ab:
"Eigentlich ist es ja gar nicht so schlimm. Im einen Moment zumindest, dann werde ich von meinen Gefühlen übermannt und komme kurz mit meinem Leben nicht mehr klar. Keine Ahnung was ich sagen soll, aber ich denke ich habe das Problem erkannt! Sie erinnert mich an mich selbst. Thalia strahlt das aus, was ich lange durchmachen musste und irgendwie hat es mich in die Hilflosigkeit von damals zurückversetzt. Unbewusst...ich hab es zu spät erkannt. Der Unterschied ist, dass ich zwei wertvolle Personen an meiner Seite hatte, die mich bis aufs letzte unterstützt haben und sie scheint hoffnungslos verloren"
Ich richte meinen Kopf auf und schaue zuerst Franco und danach Phil in die Augen.
Schon wieder laufen mir Tränen über mein Gesicht, doch diesmal sind es Tränen der Dankbarkeit.
Erwartungsvoll lehne ich mich nach hinten, gegen die Sofalehne."Die wirst du auch in Zukunft haben, denn die lassen sich nicht so schnell abwimmeln!" höre ich einen grinsenden Beigeschmack in Francos Stimme.
"Weist du" schiebt Phil jetzt ein "wir würden alles füreinander tun, ob jetzt, morgen, nächste Woche oder in ferner Zukunft! Aber dafür müssen wir auch in eine gemeinsame Richtung ziehen und nicht immer alles alleine schaffen wollen!" etwas vorwurfsvolles liegt in seiner Stimme!
Er hat ja recht.
Manchmal bin ich so ein Blödmann.
Aber wenn man den Kopf leer hat und das Herz so voll ist und man weiß selbst nicht, was da an einem nagt, ist es schwierig das in Worte zu fassen.."Wisst ihr, bei dem ersten Einsatz, hatte ich mir Vorwürfe gemacht, ich hätte nicht genug gesucht. Vielleicht hätte ich das Mädchen gefunden und wir hätten sie retten können. Dann kam das mit Thalia, ich hätte genauer hinschauen sollen. Meine Unsicherheit hat mich übermannt und ich wusste nichts mehr. Es hat mir den Kopf leer gefegt und ich hab alles in Frage gestellt. Ich fühlte die unbeherrschbare Wut mit meiner Hilflosigkeit ringen und konnte nicht klar denken. Alle Gefühle von damals kamen in mir hoch und ich wusste sie nicht zu bändigen." erzähle ich, in die Leere des Raums, starrend.
"An dem einen Tag verschwindet ein schwerverletztes Mädchen spurlos und an dem anderen taucht ein schwerverletztes Mädchen auf, das nicht weis was passiert ist und...."
Ich stoppe und lass mir meine Worte durch den Kopf gehen.
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Wenn deine Welt ihre Farben verliert
FanfictionThalia ist 17 Jahre alt und lebt in einem Internat. Sie führt ein Leben mit zwei Gesichtern. Tagsüber die liebe Internatsschülerin und nachts, auf ihren Streifzügen, die unberechenbare Rebellin (ihr wahres Ich). Der einzige Halt, der einzige Farbkle...