Vor diesem Kapitel möchte ich kurz auf etwas hinweisen: Erstens behaltet bitte im Hinterkopf, dass diese Geschichte im Amerika der 90er Jahre spielt und Themen wie Religiosität, Anstand, Rolle der Frau usw. noch anders besetzt waren, als heute. Weiterhin spiegelt die Meinung der Protagonistin hier (wie immer) nicht zwingend meine Meinung wider und es ist absolut in Ordnung, nicht damit übereinzustimmen. Das in diesem Kapitel aufkommende Thema ist ein sehr persönliches und individuelles, und was hier passiert ist (Überraschung) natürlich nicht der Idealfall.
So. Und jetzt...have fun mit dem Ende des ersten Abschnitts dieser Geschichte!
<3
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"This all seems so wrong - I hate that you'd let it end - And now that you're gone - The nights seems so long - And I can't pretend - I know I'm asking too much - And you're not coming back again"
All that remains – Asking too much
Das Konzert war gleichzeitig der letzte Schultag vor den Weihnachtsferien gewesen. Megan freute sich auf die Tage allein zu Hause. Ihre Mutter ging endlich wieder arbeiten, kein Getuschel mehr in der Schule. An dem ersten freien Montag ging sie zur Bank, um Geld von ihrem Sparbuch abzuheben. Sie hatte ihrer Mutter die Kreditkarte gestohlen. Es war zwar Megans Konto, doch ihre Mutter hatte eine Vollmacht. Sie hob sechshundert Dollar ab, steckte sie in einen Briefumschlag und rief dann in Chesters Filiale an. Sie war sich ziemlich sicher, dass er um diese Uhrzeit nicht mehr arbeitete und bekam mit einer Lügengeschichte und vielen netten Worten Chesters neue Adresse von einem seiner Kollegen heraus. Sie adressierte den Brief, frankierte ihn und warf ihn in den Briefkasten. Sie hatte einen Zettel dazu gelegt, nachdem sie vorher am Flughafen angerufen hatte, um herauszufinden, was ein Flugticket nach Kalifornien und zurück kostete. Das Geld reichte für den Transport und zwei Nächte in einem Motel. Es war der letzte Kontakt zu Chester, den sie sich erlaubte. Ab nun war er für sie ein abgeschlossenes Kapitel. Es musste weitergehen, auch ohne ihn.
Weihnachten war dieses Jahr ein nüchternes Fest im Hause Perks. Megan und ihre Mutter waren über die Feiertage nach Wisconsin geflogen, um das Fest mit der gesamten Familie feiern zu können. Da Megans Großeltern, Tanten und Onkels nichts von ihrer Wandlung zum Problemkind wussten, genoss sie die Zeit in Lacrosse und ließ sich von ihren Omas verwöhnen und unternahm mit ihren Cousins und Cousinen Ausflüge in den verschneiten Stadtpark. Sie traf alte Freunde wieder, musste aber feststellen, dass sie kaum mehr etwas verband.
Und während all den Festessen, den Spieleabenden und den vielen Geschenken gelang es Megan recht gut, Chester, die Highschool und vor allen Dingen dieses ungute Gefühl in der Magengegend zu verdrängen. Ja, sie hatte ihre Periode diesen Monat nicht bekommen, aber das konnte auch am Stress liegen. Sie hatte in dieser Hinsicht schon immer sehr sensibel reagiert.
Und wenn ihre Familie zwinkernd fragte, ob sie in Arizona vielleicht endlich einen anständigen Jungen gefunden hätte, der sie ins Kino einlud und den sie beim Sport anfeuern konnte, winkte sie nur ab. Sie hatte gehofft, mit Michelle, ihrer besten Freundin, über all die Ereignisse zu reden, doch sie musste feststellen, dass Shelly und sie sich außer Höflichkeitsfloskeln kaum noch etwas zu sagen hatten. Megan war sich relativ sicher, dass es an ihr lag. Sie hatte sich verändert, sie war nicht mehr so unbeschwert, sie nahm ihr Glück nicht mehr als gegeben hin.
Wieder zurück in Arizona gewöhnte sie sich langsam an ihren Alltag. Sie lernte viel für die Schule und verschaffte sich damit eine Ausrede, weshalb sie sich nicht mehr mit Freunden traf, die sie in Wirklichkeit gar nicht hatte. Zuhause gab es keinen Streit mehr, Megan und ihre Mutter lebten im selben Haus, doch sie lebten nicht gemeinsam. Megan war sich nicht mal sicher, ob ihre Mutter das überhaupt bemerkte. Ende Januar sah das erste Mal jemand Sam, deren Babybauch sich langsam abzuzeichnen begann, und für ein paar Tage beherrschte Chesters baldige Vaterschaft ‚mit dieser Schlampe' die Gespräche auf den Schulfluren, dann wurde die Neuigkeit von der nächsten Party abgelöst. Megan wechselte von der Cheerleading-AG, in der sowieso niemand mehr mit ihr sprach, in den Leichtathletikkurs und arrangierte sich langsam damit, dass sie ihre letzten eineinhalb Jahre Highschool wohl allein verbringen würde. Dann würde sie aufs College gehen, mit neuen Menschen, die nichts über sie wussten, und den zweiten Neuanfang in ihrem Leben hinlegen. Der hoffentlich besser werden würde, als ihre erster.
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Pushing me away (Chester Bennington)
Fanfiction1994. Die sechzehnjährige Megan zieht nach der Scheidung ihrer Eltern von Wisconsin nach Arizona. Auf der Greenway Highschool findet sie schnell neue Freunde, lernt jedoch auch den schweigsamen Chester kennen, der von allen anderen gemieden wird. Ei...