33. Das Gefühl von Geborgenheit

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Tja, wer ist Katy?
Und wer sind Megan und Chester heute?

Schauen wir mal, ob die beiden das alles noch aufgedröselt bekommen ;)

<3

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„Weep not for roads untraveled - Weep not for sights unseen - May your love never end, and if you need a friend - There's a seat here alongside me"

Linkin Park – Roads untraveled


Sie riss ihren Arm an sich, verdeckte das Tattoo mit ihrer anderen Hand, als könnte sie ihre Tochter damit vor irgendetwas beschützen. Auch wenn sie selbst nicht wusste, was das war. Chester, überrascht von ihrer Reaktion, sah sie prüfend an.

„Megan, ich weiß, dein Leben geht mich nichts an. Es ist nur...schau mich an." Er breitete die Arme in ihrem engen Flur aus, wie eine Vogelscheuche stand er in dem Zwielicht. „Noch genauso abgefuckt wie früher. Du dagegen...ich dachte, du wärst bereits eine schicke Vorstadtmutti, mit Collegeabschluss und blondierten Haaren. Stattdessen treffe ich dich in Kalifornien, als Barbesitzerin, ich hätte dich beinahe nicht wiedererkannt...Ich weiß, ich habe in deinem Leben nie eine große Rolle gespielt, du in meinem aber schon." Megan lockerte den Griff um ihr Handgelenk wieder. Legte den Kopf schief. „Überrascht dich das ehrlich? Du warst der einzige Mensch aus der Welt, in die ich immer gehören wollte, der mich wirklich wahrgenommen hat. Der mir gezeigt hat, was sein könnte. Du hast so sehr an mich geglaubt, dass du mir sogar Geld gegeben hast, damit ich nach Kalifornien komme, das müssen die wichtigsten sechshundert Dollar meines Lebens gewesen sein. Ich...ich hatte dir einen Brief geschrieben, er kam als unzustellbar zurück, ungeöffnet." Er pausierte kurz, außer Atem. Der Ausbruch schien ihn anzustrengen, Megan bemerkte kleine Schweißtropfen auf seiner Stirn. „Ich weiß, es ist nicht alles ideal gelaufen damals, aber – aber ich würde dir gerne irgendwas...zurückgeben. Oder so."

Megan atmete tief durch.

„Dann geh nach Hause, Chaz. Hör auf zu trinken, hör auf mit den Scheißdrogen. Geh nach Hause zu deiner Frau, deinem Kind...oder deinen Kindern, was weiß ich. Wenn du so dankbar für das alles bist, dann wirf es nicht weg." Sie hatte lange nachgedacht in der Küche. Sollte sie ihm erzählen von...sich? Von ihrer Vergangenheit? Von...Katy? Niemand kannte ihre Geschichte, sie hatte nie jemanden nah genug herangelassen, um zu erzählen, was sie erlebt hatte. Sie wusste selbst, wie froh sie sein konnte, unbeschadet dem Sog zu entkommen, der sie Jahrelang gefangen gehalten hatte. Ohne Geld, ohne Bleibe, in kompletter Anonymität, sprang die Welt nicht zimperlich mit einem um und Megan war lange genug nur ein Spielball gewesen in einem Umfeld, über das sie genauso wenig die Kontrolle hatte, wie über sich selbst. Doch wenn bereits ihr Auftauchen Chester so mitnahm, dann wollte sie nicht wissen, wie er reagierte, wenn er erfuhr, dass er eine Tochter hatte. Gehabt hatte. Gehabt haben könnte.

„Die Dinge sind nicht immer so einfach, Megan."

„Tatsächlich...", erwiderte sie ironisch.

„Ich weiß, wie es nach außen hin aussieht. Aber gerade du müsstest am besten wissen, wie viel von der heilen Welt wirklich übrig bleibt, wenn man hinter die Fassade schaut. Sam und ich...werden uns trennen." Er atmete schwer.

„Das tut mir leid."

„Und dann standest du auf einmal vor mir. Da ist so vieles wieder hochgekommen, und ich...ich musste einfach den Kopf mal freibekommen."

„Andere gehen dafür eine Runde am Strand joggen."

Chester schnaubte nur als Antwort. Mittlerweile stützte er sich schwer an der Wand ab.

Pushing me away (Chester Bennington)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt