75. Nachhilfe

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Lily P.o.V.
Die ganze Stunde über beobachte ich James, wie er mit der Ravenclaw neben ihm redet. Mein Magen krampft sich zusammen, als er mit einer Hand durch seine Haare fährt und leise Lacht. Ich kann ihr Gesicht nicht sehen, doch auch sie scheint zu etwas zu kichern, ehe sie mit ihren Fingern leicht durch seine Haare fährt. Mir wird heiß und meine Hand ballt sich automatisch zu einer Faust.

"Lils? Ist alles okay bei dir?" Marlene schnippt vor meine Gesicht herum und ich zucke zusammen. "Du solltest versuchen deine Schwärmerei besser zu verstecken. Jeder Zauberer in einer Meile Entfernung bemerkt, wie du James anstarrst. Außer er offensichtlich." "Ja, sorry. Ich sollte lieber dem Unterricht folgen." Ich drehe mich von James und seiner neuesten Freundin weg und schaue nach vorne.

"Scheiß mal auf den Unterricht. Ich brauche deine Hilfe." Verwirrt wende ich mich zu Marlene und ziehe fragend meine Augenbrauen hoch. "Was gibt es wo du meine Hilfe benötigen solltest?" Sie blickt sich um, ehe sie näher zu mir rückt, "Ich habe ein sehr großes Problem. Also wegen Sirius." "Wieso? Was hat er gemacht? Ich schwöre bei Merlins Bartflegeroutine, wenn er dir irgendwie weh getan hat-" "Nein das ist es nicht. Es ist so. Ich glaube ich habe meine Gefühle für ihn verloren und ich weiß nicht was ich jetzt machen soll. Wenn ich mit ihm irgendwo zusammen bin, dann ist er mehr wie ein guter Freund. Allgemein läuft zwischen uns nichts mehr wirklich. Er hat mich seit einer Woche schon nicht mehr geküsst." "Warte was? Du hast deine Gefühle für Sirius Black verloren? Du warst ein Jahr in ihn verschossen." "Das weiß ich doch auch. Aber ich kann doch nichts daran ändern. Was mach ich denn jetzt bloß?" Immer noch schockiert starre ich sie an, "Du machst mit ihm Schluss. Offensichtlich. Du kannst nicht so weiter machen. Das würde dir nicht gut tun und es wäre ihm gegenüber auch nicht fair." "Okay. Du hast Recht. Ich mache mit ihm Schluss. Sobald ich ihn das nächste Mal sehe."

"Nun gut. Sie dürfen gehen. Bitte legen sie mir ihre fertigen Ergebnisse in einer beschrifteten Schachtel auf mein Pult." McGonagall beginnt einige Pergament rollen von ihrem Tisch zu räumen, damit genug Platz für die Schachteln da ist. Schuldbewusst lege ich meinen un verwandelten Knopf in eine Schachtel und lege ein Pergamentstück mit meinen Namen drauf auf den den Deckel. Schnell wirke ich noch einen Zauber damit der Zettel am Deckel hält.
Als ich die Dose vor McGonagall stelle und schnell wieder fliehen möchte knalle ich gegen eine Wand aus Muskeln. "Sorry", murmelt James und macht einen Schritt zur Seite, doch bevor ich weiter gehen kann höre ich McGonagalls Stimme hinter mir. "Miss Evans. Ist das alles was sie diese Stunde gemacht haben?" Ich drehe mich langsam zu der Professorin um, "Es tut mir leid, Professor. Ich war heute nicht ganz bei der Sache." "Nun das kann ich sehen. Allerdings können sie sich das in diesem Fach kaum leisten. Wenn sie die besten Noten in allen Fächern erwarten, dann sollten sie sich auch etwas anstrengen. Es mag sein, dass sie in anderen Fächern leichter zu guten Noten kommen, aber in diesem Unterricht müssen sie dafür härter Arbeiten als sie es im Augenblick tun. Ihr Aufsatz mit Mister Potter war eine Glanzleistung, doch nun lassen sie wieder nach. Vielleicht sollten sie mal über Nachhilfe nachdenken?" Entgeistert starre ich die Frau vor mir an. Nachhilfe? NACHHILFE? Peinlich berührt schaue ich zu Boden, wodurch mir einige Tränen in die Augen schießen. "Ähm, Professor. Ich kann Lily auch einfach etwas nachhelfen. Sie hat ein großes Talent. Ich glaube Nachhilfe ist nicht nötig. Sie macht nur kleine Fehler, die sie selbst gar nicht wahrnimmt und die den Zauber nur minimal aufhalten." "Nun, ja. Das wäre eine Lösung, aber sie sollten wissen, Miss Evans. Wenn ihre Leistung sich nicht verbessert, dann müssen sie dennoch über Nachhilfe nachdenken." Ich nicke flüchtig, traue mich aber nicht etwas zu sagen, in der Angst, dass meine Stimme zittern könnte. Mit weiterhin gesenkten Kopf gehe ich zu meine Platz, greife nach meiner Tasche und verlasse so schnell wie möglich den Klassenraum.

Ich renne so schnell wie möglich durch das Schloss. Die Schüler, die mir entgegenkommen schauen mich verwirrt an, doch ich laufe einfach an ihnen vorbei.
Nach einer Weile weiß ich nicht mehr wo ich überhaupt bin, doch da mir seit mehreren Gängen niemand mehr begegnet ist, gehe ich davon aus, dass so schnell niemand hier sein wird. Ich sinke an der Wand herab und lasse meinen Tränen freien Lauf.

Wenige Zeit später höre ich ein sanftes und gleichmäßiges Klackern auf dem Steinboden. Doch als ich hochschaue sehe ich kein Mädchen in Highheels sondern einen Hirsch. Verwirrt und erschrocken reiße ich meine Augen auf. Wie schafft es ein Hirsch ins Schloss? Vor allem unbemerkt, wenn doch gerade alle Schüler im Schloss unterwegs sind. Der Hirsch kommt noch ein paar Schritte auf mich zu und das Licht, das durch eines der Fenster fällt, lässt sein Fell glänzen. Staunend beobachte ich das Geschöpf vor mir. Es wirkt majestätisch und doch hat es den Kopf gesenkt, als würde es sich vor mir verbeugen. Dabei soll der Hirsch doch der König des Waldes sein und kein König verneigt sich vor anderen.

Der Hirsch legt seinen Kopf schräg und ohne zu wissen warum, nicke ich sanft. Er kommt die letzten paar Meter zu mir und legt sich neben mich auf den Boden. Sanft stößt er mit seiner Nase gegen mein Knie. Ich beobachte ihn dabei, wie er seinen Kopf schräg legt und mich mit großen Augen anstarrt. Das große Geweih sitzt auf seinem Kopf wie eine Krone und sieht aus als würde es mehrere Kilo wiegen, doch scheint er kein Problem damit zu haben, seinen Kopf aufrecht zu halten. Um die Augen der Hirsches ist das Fell dunkler, als an seinem restlichen Körper. Beinahe so als würde er eine Brille aus dunklen Fell tragen. Ich schaue dem Hirsch in seine braunen Augen und erkenne goldene Sprenkel darin. Faszinierend versuche ich die Flecken zu zählen, gebe jedoch schnell auf.

„Dankeschön", hauche ich und hebe meine Hand langsam, um sein Fell zu streicheln. Er regt mir seinen Kopf entgegen, als würde er mich ermutigen wollen. Doch bevor ich ihn berühren kann, höre ich schnelle Schritte und der Hirsch springt hastig auf. Er schnaubt mir sanft zu, ehe er von den näher kommenden Schritten wegrennt.

Schon immer (jily / flowerpott ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt