Schon immer (jily / flowerpott ff)

76. Müdigkeit und schlechte Laune

Lily P.o.V.
Die Schritte kommen immer näher, bis endlich jemand um die Ecke rennt. Abrupt bleibt Sirius stehen, als er mich auf dem Boden sitzen sieht. „Hey, Rotschopf. Was machst du hier?" Sirius schlendert zu mir rüber und hockt sich vor mich hin. Ich zucke stumm mit den Schultern. „Gut, ich will mich dir nicht aufdrängen, wenn du nicht reden willst. Hast du James hier eben gesehen?" Ich schüttle den Kopf und Sirius runzelt die Stirn, „Bist du dir zu hundert Prozent sicher? Ich könnte schwören er war hier." „Woher willst du das wissen? Wenn du doch gar nicht hier warst." „Hey, du brauchst jetzt nicht so genervt klingen. War doch nur eine Frage", er schüttelt den Kopf und dann hellt sich sein Gesicht auf, „War hier sonst jemand?" „Nein! Hier war niemand." „Ja, hab ich verstanden. Kann es sein, dass du heute einen verhexten Tag hast?" „Möglich. Ich würde jetzt einfach gerne meine Ruhe haben. Schlimm genug, dass du den Hirsch verscheucht hast." „Hirsch?"

Genervt stöhne ich auf. Warum kann er nicht einfach gehen, wenn ich sage, dass ich meine Ruhe haben möchte. „Ja, Hirsch. Ich war auch verwirrt, aber jetzt ist er eh weg. Könntest du jetzt bitte gehen?" „Ja, tut mir leid. Ich wollte dich nicht stören. Und dankeschön." Er grinst mir noch einmal zu, ehe er aufspringt und davon läuft.

Auf dem Weg zurück zu den Schulsprecherräumen treffe ich Alice und Marlene, die mir besorgt entgegenkommen. „Lily, wir haben uns echt sorgen gemacht. Du kannst doch nicht einfach so lange verschwinden." „Sorry, Alice", murmle ich beschämt und schaue auf den Boden. „Ist doch auch egal. Lass uns zu Lily rein und einen entspannten Abend einlegen. Den hab ich mir heute echt verdient." Alice nickt lächelnd und die zwei ziehen mich schon die letzten zwei Korridore entlang.

Als sich das Portrait zu den Schulsprecherräumen öffnet bleiben Alice und Marlene plötzlich stehen und ich laufe direkt gegen Alice. Verwirrt schaue ich zwischen den Beiden in den Raum und meine Laune ist direkt wieder im Keller. Mitten im Raum steht Sirius neben einem Hirsch. Es ist genau der Hirsch, den ich schon vorhin gesehen habe. Die Umrandung um seine Augen ist nicht schwer wieder zu erkennen. „Sirius! Warum bei Merlins Bartpflege steht der Hirsch hier?" Sirius, der uns zuvor wohl nicht bemerkt hatte, zuckt zusammen und dreht sich zu um. Angst und Schuld stehen ihm ins Gesicht geschrieben und dann grinst er
unschuldig. „Heyy, schön das ihr hier seid. Ich kann eure Hilfe gerade super gebrauchen." Ich ziehe unglaubwürdig eine Augenbraue hoch. „Das erklärt nicht die Frage, Black. Was macht der Hirsch in meiner Wohnung? Und wo ist Potter?" Der Hirsch pustet Luft aus und Sirius zieht dafür scharf welche ein. „Ganz ruhig, Evans. Der Hirsch ist hier weil ich ihn raus in den Wald bringen wollte und auf dem halben Weg Filschs hässliche Katze getroffen habe. Ich will nicht Nachsitzen bekommen, wenn ich etwas Gutes mache. Und wo James ist kein Blassen. Das weiß wohl nur Merlin, ich dachte nämlich, er wäre bei dir." Ob er bei der Ravenclaw ist? Mein Herz zieht sich etwas zusammen. „Bei mir? Wohl eher bei seiner neuen Freundin aus Verwandlung." Ein bellendes Lachen erklingt und verstummt erst als der Hirsch Sirius mit der Nase anstupst, „Sorry Rotschopf, aber bist du eifersüchtig?" „Ein Scheiß bin ich und jetzt bring diesen Hirsch zurück in Wald und geh mir aus den Augen. Ich will meine Ruhe. Jetzt!" Er zieht die Augenbrauen hoch und schaut dann von mir zum Hirsch und wieder zurück, „Also keine Hilfe?" Ich kneife die Augen zusammen, doch bevor ich los wüten kann geht der Hirsch auf das Portrait zu und schaut Sirius abwartend an. „Na schön. Guten Abend die Damen", und mit den Worten verschwindet er endlich.

„Was ein Idiot. Wie kannst du bloß mit dem noch zusammen sein?" Genervt schaut Marlene mich an, „Ich arbeite ja schon an einem Plan, um seine Gefühle so wenig wie möglich zu verletzen, wenn ich Schluss mache. Das braucht nur leider Zeit." Alice kichert leicht, „Der Typ ist die Dramaqueen von Hogwarts. Der wird so oder so einen riesen Aufstand veranstalten. Sei einfach ehrlich und hör auf dich rumzudrücken! Wenn du ehrlich zu dir sein kannst, kannst du es auch zu ihm sein. Sonst ist es nicht fair." „Danke, Al, aber ich habe keine Lust vor der ganzen Schule als schlechte darzustehen. Ich versuche ihn wahrscheinlich eher zum Schlussmachen zu bringen." „Zauberer und Hexen, hier die dümmste Idee des Jahrzehnts", rufe ich und schmeiße mich aufs Sofa, „Ich brauche eine kleine Runde Schlaf. Ihr könnt gerne hier bleiben, wenn ihr nichts kaputt macht und mich in 30 Minuten weckt." „Genieße die Ruhe, Lils. Sobald unsere Idioten kommen, ist es damit vorbei." Nickend stimmt Alice Marlene zu, bevor ich in einen leichten Schlaf verfalle.

Ich werde von einem lauten Klirren geweckt und schrecke hoch. Peter steht mitten im Raum und schaut schuldbewusst auf den Boden, während Sirius einige Meter entfernt anfängt ihn auszulachen. Genervt setze ich mich auf und gucke vor Peters Füße, wo ein Haufen Scherben in einer grünlichen Flüssigkeit liegt. „Scheiße", flucht Peter leise und blickt panisch umher. „Macht dir keine Sorgen, Wurmschwanz. Das ist doch halb so wild", beruhigt James ihn und mit einem Schwung seines Zauberstabs steht eine heile Flasche mit einem grünen Inhalt dort, wo eben noch die Scherben lagen. Ich räuspre mich und schaue genervt zwischen den Dreien umher, „Will ich wissen was ihr wieder ausheckt oder würde das meine Laune noch mehr verschlechtern?" „Ich glaube dein Dornröschen ist wach, Krone", lacht Sirius und zwinkert mir zu worauf ich ihn böse anstarre. „Tut mir leid, Lily. Ich wollte dich nicht wecken", nuschelt Peter. „Mach dir darum keine Sorgen, Peter. Ich hab eh viel zu lange geschlafen." Das stimmt nur halb. Ich wollte eigentlich viel kürzer schlafen, nur das ich nicht wie versprochen geweckt wurde. Aber ich würde mich trotzdem am liebsten wieder hinlegen und die nächsten drei Wochen durchschlafen oder wenigstens bis zum Wochenende. Mein Blick schweift zu James der mich mustert, ehe er sich an seine Freunde wendet. „Okay, raus mit euch zwei. Sirius nimm die Flasche mit und vergesst nicht, dass Remus nachher noch in der Bibliothek wartet." Er schiebt Sirius zur Tür und Peter folgt den Beiden und hüpft schließlich nach Sirius durch den Eingang raus auf den Gang.
„Ich dachte du könntest etwas Ruhe gebrauchen", meint James und dreht sich lächelnd zu mir um. Mein Bauch kribbelt leicht, ehe mir wieder einfällt, dass er dieses Lächeln auch heute in Verwandlung aufgesetzt hatte. Ich wende mich von ihm ab und starre aus dem Fenster, wo es gerade aus Eimern schüttet. „Tut mir leid wegen vorhin in Verwandlung. Ich wollte mit dem Angebot dir zu helfen, nicht sagen, dass du Hilfe benötigst. Ich dachte nur- naja wenn dir jemand hilft dann wäre ich es gerne, verstehst du. Ach ist auch egal", er dreht sich weg und geht auf sein Zimmer zu, bleibt jedoch stehen, „das Angebot steht trotzdem noch. Nur damit du bescheid weißt." „Danke", ich lächle ihn leicht zu, ehe er nickt und sich wieder zu seiner Tür dreht. „James", rufe ich ihm hinterher. Und erröte direkt als er sich zu mir umdreht. Warum hab ich so laut gerufen? Warum hab ich überhaupt gerufen? Ich meine ja ich will, dass er hier bei mir bleibt, aber das kann ich ihm nicht sagen. Was soll ich denn jetzt sagen? Einen kurzen Augenblick bin ich still, „kannst du mir vielleicht jetzt schon ein bisschen helfen?" Lernen ist gerade das letzte was mein Gehirn auf die Reihe bekommen kann, aber das ist mir sowas von egal. „Sicher. Ich hab ungefähr eine Stunde, wenn dir das reicht. Ich hol kurz meine Sachen." Mit einem Lächeln betritt er endlich sein Zimmer, während ich auf dem Sofa zusammen sinke und mich selbst ohrfeigen könnte. Lernen, jetzt noch? Ich seufze, reibe mir über meine Augen, welche sich schwer wie Blei anfühlen und setze mich wieder gerade auf.
Einen Augenblick später kommt James zurück mit einigen Pergamenten unter seinem Arm, welche er auf den kleinen Wohnzimmer Tisch fallen lässt. Er setzt sich neben mich und seufzt tief. „Also womit möchtest du anfangen? Wo hast du am meisten gehakt?" Erwartungsvoll sieht er zu mir und ich zucke nur müde mit den Schultern. „Lily, du weißt schon, dass wir nicht lernen müssen, wenn du müde bist. Egal was McGonagall sagt, du bist gut genug um durch den Unterricht zu kommen. Zur Klassen Besten können wir dich auch nächste Woche machen." „Danke, James. Wirklich. Aber ich muss das wirklich mal auf die Reihe kriegen. Mit jeder Stunde henge ich mehr hinterher." Er nickt leicht und kramt in seinen Pergamenten, „Dann lass uns mit dem Stoff von heute anfangen. Erstmal nur praktisch und sobald du morgen nicht mehr müde bist gehen wir über den theoretischen Teil."
Nach einer halben Stunde hatte ich einen schwarzen Plastikkäfer vor mir liegen, während fünf bunt schillernde Mechanische Käfer vor James auf dem Tisch rumzappeln. Entnervt lehne ich mich zurück und massiere meine Schläfen. „Das wird doch nie was", stöhne ich und spüre einen Kloß im Hals. „Keine Sorge. Du bist weitergekommen als in der Stunde. Gib dem ganzen noch ein oder zwei Tage und du bist besser als der ganze Kurs zusammen." „Nett, aber wir wissen Beide, dass das nicht stimmt. Ich werde nie besser als der Kurs und erst Recht nicht besser als du." „Das ist nur ein Fach, Lily. In allen anderen bist du die Beste und ich kriege dich schon fit in Verwandlung. Sobald du mit mehr Ruhe an das Ganze gehst wird das schon." „Ich bin nie die Beste. In jeden verdammten Fach sitzt irgendein arroganter Reinblüter und zeigt mir, dass ich nicht in diese Welt gehöre. Was denkst du warum ich mich so anstrenge. Ich will in diese Welt gehören und allen beweisen, dass ich hier hin gehöre, aber egal wie sehr ich mich anstrenge es nützt doch nichts." Tränen brennen mir in den Augen und kullern mir schließlich über die Wangen.