28. Er glaubt mir nicht?

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James P.o.V.
„Hey, Krone?" Verträumt schlage ich meine Augen auf und schließe diese nach einem Blick ins helle Licht wieder. „Was ist los, Tatze?" „Hast du verschlafen oder so. An anderen Tagen wärst du schon seit einer halben Stunde wach." Ich springe auf, „Schon halb sieben?" „Viertel nach sechs." Ich atme erleichtert auf. Erst 6:15. Das ist sehr viel besser als halb sieben. „Gehe wir joggen?", das erste Mal an diesem Tag sehe ich sein Gesicht. Eine Mischung aus Freude und Wut spiegelt sich in seinen Augen. „Was ist passiert? Ist etwas mit deiner Mutter? Sirius warum bist du wütend?" „Lustige Geschichte. Wir haben einen Brief zu verbrennen. Also, Nein, wir gehen nicht joggen. Das wird eher ein kurzer Spaziergang." Er lächelt breit. Ich wechsle meinen Pulli in ein Shirt und wenige Minuten später verlasse ich Brief lesend das Schloss.
Hallo Schande,
ich teile dir mit Freude mit, dass du nicht auf der Hochzeit von Narzissa und Lucius eingeladen bist. Ich hoffe du wirst bei deiner neuen Familie gerecht bestraft.
Walpurga Black
Herzallerliebst. „Wieso schreibt sie dir überhaupt. Sie hat dir seit zwei Jahren nichts mehr geschrieben. Ich dachte sie tut so als würdest du nicht existieren." Tatze nimmt den Brief schulterzuckend wieder an sich. „Hat sie ja auch. Vielleicht will sie irgendwas damit bewirken." Irgendwie tut er mir leid. Damit meine ich nicht, dass seine Familie ihn verstoßen hat. Ich meine er hat nie richtige Liebe gespürt. „Krone?" Ich schrecke aus meinen Gedanken. „Hast du mir zugehört?" Ertappt schüttle ich den Kopf. „Ich hab gefragt, ob du schon eine Ballbegleitung hast." „Achso." „Und?" „Ja." „Und wer? Man Krone, muss man dir heute alles aus dem Hut ziehen?" „Es heißt Nase. Muss man dir alles aus der NASE ziehen." „Das ist doch egal. Jetzt sag endlich oder ich breche dir deine blöde Nase." Ich muss grinsen. Das war mal wieder typisch Tatze. „Wird eine Überraschung. Aber es sieht so aus, als würdest du gerne über das Thema reden. Also hast du Marlene schon gefragt?" „Ich dachte ich gehe mit einer Anderen. Du weißt schon, um Marlene eifersüchtig zu machen." „Was? Nein Sirius. Spiel nicht mit ihr rum. Wenn du es bei ihr verkackst, dann wird das mit Evans noch schwerer für mich. Ich bitte dich. Wenn du mit einer Anderen gehst, dann denkt sie du liebst dieses andere Mädchen. Frag Marlene, bitte." „Aber Krone? Ich... Was wenn sie nein sagt? Was wenn sie schon jemand anderen hat? Dann mache ich alles kaputt." „Sirius! Sie wird ja sagen! Glaub mir", ich lasse so viel Wärme wie nur möglich in meine Stimme fließen. Er sieht mich gebrochen an, doch schlussendlich nickt er.
„Hier ist doch ein guter Ort für den Brief, oder?" Ich nicke zustimmend. „Incendio", rufe ich, den Zauberstab auf eine Stelle am Boden gerichtet. Ein Stock, welcher in der Nähe liegt, fängt an zu brennen und Sirius legt das Papier auf die Flamme. Das Feuer frisst das Brief innerhalb einer Minute auf und schweigend gehen Sirius und ich nebeneinander zum Schloss zurück.
Vorm Gryffindorgemeinschaftsraum verabschiede ich mich von ihm.
In meinem Zimmer ziehe ich mir schnell etwas Richtiges an und pack meine Tasche fertig. Fertiggemacht gehe ich runter zum Frühstück. Die nächsten Stunden fliegen an mir wie im Flug vorbei. Irgendwie wirkt alles fremd und verstellt. „JAMES?" Ich zucke zusammen und gucke mich um. Ich sitze auf dem Sofa vorm Kamin und halte etwas in der Hand. Es ist mein Zauberstab und vor mir auf dem Tisch liegt ein schwarzer Käfer. Ich frage mich, wofür er gut ist, doch noch mehr frage ich mich, wer geschrien hat. Ich drehe mich um und meine Frage wird schnell beantwortet. Ein grinsender Sirius steht vor mir. „Sie hat ja gesagt!" Wie ein kleiner Junge, der ein Eis bekommt, freu er sich und springt auf und ab. „Super-", lächle ich ehe ich unterbrochen werde. „Sei still, Black. Andere lernen hier." Lilys forsche Stimme unterbricht mich. Sofort hört Sirius auf zu lächeln. „Freu dich mal. Im Gegensatz zu dir hat Marlene eine Begleitung für den Ball." Oh man. Wieso konnte er nicht einmal still sein. Lily schaut erst ihn empört und dann mich verwundert an, „Ich habe eine Begleitung, Black. Falls du es nicht mitbekommen haben solltest, aber du bist nicht der Einzige, der genug Mumm hat ein Mädchen zu fragen." Mit einem letzten fragenden Blick für mich dreht sie sich wieder ihren Aufgaben zu, aber sie kommt nicht zum arbeiten. „Oh, echt? Wer ist es? Sag es mir, biiiitte", fleht der Idiot vor mir sie an und so dramatisch wie er nun mal ist fällt er vor ihr auf die Knie und sieht so aus als würde er beten. „Das wirst du schon am Samstag sehen und jetzt sei endlich ruhig."
Samstag? Was? Samstag ist schon der Ball? Ich habe gar nichts zum anziehen! Mist. Ich stürme in mein Zimmer und fangen an, einen Brief an meine Eltern zu schreiben. Ich renne aus dem Raum und durch die Gänge, bis hin zur Eulerei. Der Waldkauz kommt sofort auf mich zu geflogen. „Bring das so schnell wie du kannst zu meinen Eltern", flüstre ich während ich den Brief an ihr Bein binde. Ich gebe ihr nich einen hastigen Kuss auf ihren kleinen Kopf und dann fliegt sie zum Fenster raus. Da ich heute früh nicht joggen war, entscheide ich mich auch auf dem Rückweg zu rennen.
Leicht erschöpft komme ich bei meinem Ziel an. Der Raum der Wünsche. Ich laufe drei Mal vor der Wand auf und ab. Eine Tür erscheint und ich schlüpfe durch sie hindurch. Ein großer Raum kommt zum Vorschein. Ich schließe die Tür mit einem Zauber ab und wende mich dann an das Klavier, dass mitten im Raum steht. Gelassen setze ich mich auf den Hocker und fange an zu spielen. Früher habe ich sehr gerne Klavier gespielt, doch habe ich damit aufgehört, um mich auf die Schule zu konzentrieren. Jetzt spielte ich jedoch als hätte ich nie damit aufgehört. Lieder tauchen in meinem Kopf auf und meine Finger spielen von alleine. Eine ganze Weile spiele ich so vor mich hin, bis ich das Klavier verzaubre und damit anfange, wofür ich gekommen bin. Tanzen. Ich möchte mich nicht selbst loben, aber ich bin ein ganz guter Tänzer. Jedoch werde ich mit Lily Evans tanzen und das bedeutet, dass ich mir keine Fehler erlauben kann.
Ich tanze gefühlt stundenlang. Das mag vielleicht komisch sein für einen Jungen, aber es darf nichts schiefgehen am Samstag. Alles muss perfekt werden. Lily ist ja schließlich auch perfekt. Als meine Füße schließlich anfangen weg zu tun, entriegele ich die Tür und trete auf den Gang. Draußen ist es schon dunkel und auf dem Korridor ist es ruhig. Ist es schon so spät?
Still laufe ich den Weg zurück zur Schulsprecherwohnung. Als sich das Portrait öffnet gucken mich einige Gesichter an. „Wo warst du?" Tatze, Moony, Frank, Wurmschwanz, Marlene, Alice, Lily und Mary blicken erwartungsvoll an. Wow, ich hätte nicht die ganze Truppe hier erwartet. „Unterwegs", versuche ich der Frage auszuweichen, doch im gleichen Augenblick wird mir klar, dass das nicht funktioniert hat. „Wo", fragt Moony. „Na bei seiner Ballbegleitung. Er war bei einem Mädchen. Ist doch klar. Sonst wäre es nicht Krone." „Wow, Sirius. Das ist das erste Mal, dass du falsch liegst. Ich war im Raum der Wünsche und habe Klavier gespielt. Ach, davor war ich in der Eulerei um Mum und Dad einen Brief zuschicken. Ist jetzt alles geklärt? Danke." Alle haben ihre Augen weit geöffnet. „Du kannst Klavier spielen?" Alice spricht die Frage aus, die sich anscheinend alle gefragt haben. „Ja... Ich habe früher schon Klavier gespielt, aber aufgehört." Warum weiß das keiner? Habe ich das nie erzählt? „Warum hast du nie etwas erzählt? Ich glaube dir das nicht, bis du mir etwas vorspielst." Was? Er glaubt mir nicht? Mein bester Freund? Mein Bruder?
„Dann komm mit. Ich spiele dir etwas vor." „Fein" „Ich komme auch mit." „Wir auch." So geht es weiter, bis wir alle zusammen durch die Gänge zurück zum Raum der Wünsche schleichen.
Ich gehe wieder vor der Wand auf und ab, doch dieses Mal ist mein Wunsch ein anderer als vorhin. Ich wünsche mir ein Raum mit einem eleganten Flügel und vielen gemütlichen Sesseln. Als die Tür erscheint und ich den Raum sehe, staune ich nicht schlecht. Aber auch die anderen sind von dem großen Saal, welcher einladend und luxuriös aussieht, hingerissen. „Gut, dann mal los, Krone." Tatze schupst mich in den Raum und ich gehe zum Flügel. Nervös setze ich mich auf die gepolsterte Bank davor. Ich spiele ungerne vor einem Publikum, aber jetzt sitzt Lily auch noch dort. Okay, James, beruhige dich. Du kannst das. Ich atme einmal tief durch und lege meine Finger auf die Tasten.
Sogleich, auch wenn ich ziemlich nervös bin, fangen meine Hände wieder von alleine an. Sie stoßen die Tasten sachte an und die unterschiedlichsten Melodien entstehen. Ich spiele und vergesse die Zeit. Ich versinke regelrecht in der Musik. Seit Jahren habe es ich nicht mehr gespielt, jedenfalls wenn man die paar Minuten von vorhin ausschließt. Ich spiele sogar einige Muggellieder. Eine Wärme gleitet über meinen Rücken.
„James?" Es ist eine helle, weiche Stimme, die dort spricht. Ich drehe meinen Kopf nach links, ohne aufzuhören zu spielen. Wie erwartet ist es Lilys Gesicht, in das ich schaue. Ich lächle sie an. „Die Anderen sind schon fast alle eingeschlafen und es ist sicher mitten in der Nacht. Das heißt wir können nicht zurück. Können wir irgendwie Betten hier erscheinen lassen und Essen oder so?" „Also Betten schon, aber Essen nicht." „Okay und wie macht man das mit den Betten?" „Du musst dir einfach Betten wünschen. Nicht mehr." „Nicht mehr? Mhhm" Sie schweigt einen Augenblick und dann taucht ein einzelnes Bett auf. Ich muss noch breiter lächeln. Jetzt schließe auch ich meine Augen und als ich sie wieder öffne stehen weitere 8 Betten an der Wand. „Jetzt müssen die nur noch rüber", flüstre ich und der Rotschopf neben mir nickt müde. Sie schwingt ihren Zauberstab und lässt einen schlafenden Freund nach den nächsten von den Sesseln zu den Betten schweben. „Warum bist du nicht eingeschlafen?" Diese Frage liegt mir schon seit einigen Minuten auf der Zunge und jetzt, wo alle in einem Bett liegen frage ich endlich. „Ich habe geschlafen, aber dann hast du ein Lied gespielt, das ich kenne und dadurch bin ich wach geworden und habe dann alle anderen, entweder sehr müde oder schon schlafend, gesehen." Sie liegt in dem Bett neben mir, sodass ich sie gut verstehe, obwohl sie extra leise sprich, um due anderen nicht zu wecken. Ich nicke und werde langsam müde. „James?" „Ja?" „Ich finde du hast richtig gut gespielt." Ich drehe mich mit dem Gesicht zu ihr und lächle. „Danke." Sie lächelt zurück und schnell schafe ich ein, in Gedanken bei der schönsten Hexe der Welt.

Schon immer (jily / flowerpott ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt