43. Benimm dich

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James P.o.V.
Weder Sirius noch ich sagen ein Wort. Das Schweigen unserer Lehrerin zerreißt uns fasst, während wir ihr durch die verlassenen Gänge der Schule folgen. Als wir um die nächste Ecke biegen, wird mir schlagartig klar was das Ziel ist. Meinem Bruder scheint es genauso zu gehen, denn er schaut mit großen Augen zu mir rüber. Wir sind jetzt noch 4 Korridore von Dumbledores Büro entfernt und noch immer sagt niemand ein Wort. Jedenfalls nicht laut, denn ich unterhielt mich gerade mit meinem besten Freund. Der Gryffindor verzog das Gesicht zu einer Grimasse, welche Angst, Nervosität und trotzdem auch Stolz wieder spiegelte. Unwissend gebe ich ihm zu verstehen, dass er vielleicht etwas überreagiert ist, woraufhin er nur empört den Kopf schüttelt. Wer weiß was wir jetzt für eine Strafe bekommen und er will noch nicht mal wahrhaben, was er falsch gemacht hat. Ich meine gut, Goni mag uns, aber selbst die Rumtreiber kommen bei ihr nicht mit allem durch. Besonders dann nicht wenn ein gewisser Sirius ihre Autorität und Prioritäten in Frage stellt.
Wir stehen gerade auf dem Treppen hoch zu Dumbledores Büro, als ich Hoffnung spüre. Dumbledore wird uns nicht bestrafen, wenn wir ihm erzählen was passiert ist. Wenn wir ihm von Lira erzählen und was wir für sie getan haben. Wenn wir von dem Gang erzählen und dass vermutlich Todesser in der Schule waren. Doch dieser Hoffnungsschimmer verschwindet, als wir oben ankommen und die Professorin die Tür ohne zu klopfen energisch aufreißt. Sirius stolziert ihr hinterher und will es sich, so wie es für uns in Dumbledores Räumen üblich ist, mit einem Zitronenbonbon auf einem der Sessel bequem machen. Jedoch schlage ich entschlossen seine Hand weg, bevor diese die Schale voller Leckereien erreicht. Als es sich dann genervt ohne Süßigkeiten hinsetzen will, halte ich ihn auch davon auf, indem ich ihm gegen's Schienbein trete und fest am Arm packe. Dieser Junge hat eindeutig den Ernst der Lage nicht begriffen. „Benimm dich", zische ich ihm noch zu, bevor Dumbledore durch eine Tür in den Raum tritt.
„Minerva, wie schön Sie zu sehen. Was verschafft mir die Ehre sie und die zwei Potter Jungen zusehen." Die Stimme von Dumbledore ist ruhig und offen. Er sagt noch etwas, doch das verstehe ich unter Sirius Gehuste nicht. Kräftig schlage ich ihm auf den Rücken, damit er sich wieder einkriegt. „Diese Jungen hier, Professor, ich kann es nicht glauben. Sie sagten etwas- ich", die Stimme von McGonagall bricht und sie fällt auf einen der Sessel. „Ruhig Minerva. Die Beiden können mir sicher alles selbst erzählen", versucht der Schulleiter sie zu beruhigen und als er sich zu uns dreht, bemerke ich im Augenwinkel, wie Sirius plötzlich klein wird. Ich jedoch gewinne all das Selbstvertrauen, welches mein Bruder gerade verloren hat. Mit schneidender Stimme fange ich an zu reden und bemerke wie Sirius neben mir scharf Luft holt, als er meinen Ton bemerkt. Dumbledore hingegen ist gelassen und fängt an mir zu lauschen. „Professor! Können wir das ganze hier beschleunigen? Meine Hüterin liegt halb tot im Krankenflügel und um ehrlich zu sein könnte sie auch ganz tot sein. Verständlicherweise möchte ich zu ihr und für die da sein. Sie ist eine meiner besten Spieler und ich werde sie wohl kaum jetzt im Stich lassen. Außerdem sollten sie vielleicht wissen, dass im zweiten Stock die Wände vollgeschmiert sind mit Drohungen, welche höchstwahrscheinlich von Todessern stammen. Sie müssen also ihr Sicherheitssystem noch einmal überprüfen, während ich mich nach dem Wohlbefinden Liras kümmere." Ein besorgtes Lächeln zeigt sich auf den Lippen des alten Mannes vor mir, „Mister Potter, ich bin mir sicher, dass Poppy schon längst hier wäre, wenn ihre Hüterin gestorben wäre. Zeigen sie mir bitte zu aller erst die besagte Stelle im, wo sagten sie, zweiten Stock." Ich nicke und auf dem Weg nach draußen sehe ich wie Sirius einmal zu der Schale voller Bonbons greift. Wenn ich nicht noch Peter kennen würde, dann würde ich denken Sirius ist der verfressenste Mensch der Welt. Auch wenn man es ihm nicht direkt ansieht, sobald man ihn beim Essen beobachtet und mehr als nur ein paar Stunden verbringt, dann sieht man sein wahres Ich. Dann sieht man den Vielfraß in ihm. Sobald es geht, klaut er sich Essen und die Entdeckung der Küche war für ihn besser als jeder andere Augenblick seines Lebens. Die Küche Hogwarts' ist aber auch fantastisch und so herzlich wie die Hauselfen sind, kann man nicht anders als dort einziehen zu wollen.
Wir kommen gerade im zweiten Stock an, als Sirius neben mir zittert und sich eine Gänsehaut über meinen gesamten Körper legt. Dumbledore atmet nur einmal schwer ein, während McGonagall, welche der Weg vom Büro des Schulleiters bis hierher immer wieder gezittert hat, sich an den Hals greift und mehrmals schwer würgt, ehe der alte Mann neben ihr sie an den Schultern in eine aufrechte Position zieht. „Danke, Albus", krächzt die Frau, ehe sie ihren Blick auf die Wände richtet. „Mister Potter, können sie vielleicht beschreiben, wie diese Szene aussah, als sie das erste Mal hier waren", Dumbledores Stimme ist ruhig und doch gebieterisch. Ich räuspre um zum sprechen anzusetzen, doch Sirius findet genau in dem Augenblick seine Stimme wieder. „Nun Professor, es war so wie jetzt gerade. Der Einzige Unterschied besteht darin, dass bei uns noch eine Schülerin namens Lira Clevner etwa zwei Meter von hier mitten in der Luft hing. Deshalb steht auch an der Wand, dass wir wie sie sterben werden. Tatsächlich sah die Arme ziemlich tot aus. James ist einen Schritt näher an sie getreten, um zu sehen, ob sie noch irgendwelche Lebenszeichen aufweist. Doch als er seinen Fuß aufsetzte, ist sie auf den Boden zugestürzt. Gerade noch rechtzeitig konnte er sie auffangen, sonst wäre sie mit Pech durch den Aufprall gestorben, wenn sie nicht vorher schon tot war."

Schon immer (jily / flowerpott ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt