Als wir an der Wiese ankommen, mache ich Jake auf eine Rauchwolke, etwas weiter westlich von uns, aufmerksam. Er sieht hinüber und ich tu es ihm gleich. Es muss wohl ein Lager eines der anderen Teams sein. Sofort machen wir uns auf den Weg dorthin. Wir haben schon lange keine anderen Menschen mehr gesehen und ich würde mich über soziale Kontake freuen.
Doch als wir dort ankommen, ist das Lager verlassen und leer. Der Rauch kommt von einem ausgebrannten Lagerfeuer. Hier war mal jemand und ist nun weg. "Wer hier auch immer war, muss doch was besessen haben!", meint Jake und durchsucht das Lager. "Jake, du kannst doch nicht einfach das Lager ausrauben! Vielleicht lebt hier noch jemand, der das noch braucht!", meine ich. "Lydia...", beginnt er und dreht sich zu mir um, "...hier lebt keiner mehr. Das Feuer ist ausgebrannt und schau dir das Lager an! Es ist völlig zerstört!".
Betrübt über die Tatsache, dass er ja Recht hat, schaue ich mich ebenfalls im Lager nach etwas Nützlichem um.Plötzlich ertönt eine klägliche Stimme: "Hallo? Ist da wer?". Ich drehe mich sofort in die Richtung, aus der der Ruf kam. Ich wollte antworten, doch Jake kommt mir zuvor, "Hallo? Wir sind zu zweit! Ist alles okay?"- "Oh endlich jemand der mich findet. Ich könnte Hilfe gebrauchen!", kommt es zurück. "Wir kommen!", meine ich, worauf mich Jake zögernd ansieht; "Lydia..., ich weiß nicht ob wir ihm helfen können! Vielleicht ist es schon zu spät!", sagt er etwas leiser. Ich nicke. Ich weiß genau was er meint. Es war wie bei Lyla, der wir auch nicht mehr helfen konnten.
Langsam schlagen wir uns durchs Dickicht und laufen in Richtung der Stimme. Jake forderte die Stimme immer wieder auf, was zu sagen, damit wir ihren Ursprung finden.
Schließlich finden wir uns vor einen Tümpel wieder. Es war einer der fiesen Sorte. Hochätzende Säure im Wasser und der Gestank nach Verwesung ist abscheulich. Ich erblicke dann nun den Ursprung der Hilferufe. Ein Jugendlicher, aus einem anderem Team, liegt am Ufer. Sein unterer Teil ist schwarz von der Säure und kaum noch von dem Boden zu unterscheiden. Sein Gesicht ist von Verätzungen gespickt und ich sehe in seinen Augen, dass seine Kraft ihn verlassen hat. Sofort umrunde ich den Tümpel und renne zu ihm.
"Lydia, jalt!", brüllt mich Jake an. Genau noch rechtzeitig bremse ich ab und sehe das Problem: der Jugendliche hat sich bereits infiziert. Eine entzündete Wunde, von der rote und schwarze Fäden auf seiner Haut ausgehen, gibt ein hässliches Bild ab. Ich weiche ein paar Schritte zurück. "Es tut mir leid!", sage ich. Tränen bilden sich in meinen Augen. Wie gerne hätte ich ihm geholfen.
Jake läuft an mir vorbei und kniet sich mit genügend Abstand vor dem Jugen hin. "Hey, Kumpel", sagt er freundlich, "wie heißt du?"- "Ich bin Marcus!", antwortet der Junge. "Hey Marcus!
"Ich bin Jake und das da, ist Lydia!", erwidert Jake und zeigt erst auf sich selber und dann auf mich.
"Sag mal, wo ist dein Team?", fragt er weiter, während Jake seine Augen über den bereits verwesenden Körper des Jungen laufen lässt. "Sie sind alle tot! Nur noch ich bin da!", antwortet Marcus. "Das tut mir leid!", erwidert Jake, "...und was mir auch leid tut ist, dass wir dir nicht mehr helfen können!"- "Was, warum?", fragt Marcus angsterfüllt. "Dein Körper ist fast komplett von der Säure verfressen und du hast dich mit dem Virus infiziert! Wir können leider nichts mehr für dich tun!", erklärt Jake und steht auf. Ich schaue nur zu und versuche meine Tränen zu unterdrücken. Jake tritt weiter von Marcus weg.
"Ihr könnt mich hier doch nicht einfach so liegen lassen!", meint Marcus mit schmerzerfüllter Stimme. "Wir haben keine andere Wahl!", erklärt Jake und wendet sich zum Gehen. Ich aber schaue weiter zu Marcus, der mit all seiner verbliebener Kraft versucht, sich fortzubewegen. Jake merkt nun, dass ich ihm nicht folge und kommt zu mir zurück. "Lydia, komm! Du weißt, dass es hoffnungslos ist!", meint er und zieht mich an meiner Hand mit sich. Nun fange ich an zu schluchzen, während ich Marcus' Schreie höre. Jake zieht mich wieder auf die Wiese und stellt sich dann vor mich. "Es ist okay! Wir konnten nichts mehr tun!", sagt er. Ich nicke zögernd. Er hat ja recht. Es tut nur so weh, noch jemanden sterben zu sehen.Meine Trauer wird aber von einem Stöhnenden Schrei unterbrochen. Ein Zombie kommt hinter Jake angetaumelt. Schnell zücke ich meinen Schlagstock und springe hinter Jake. Dann hole ich aus und schlage dem Zombie seinen Kopf ab. Der Körper fällt in sich zusammen auf den Boden. Er zuckt noch kurz, bleibt dann aber ruhig liegen. Jake schaut beeindruckt zu mir und ich gehe auf die Knie, um ein Stück Gehirnmasse einzusammeln. Zu meinem Glück, ist der Schädel des Zombys an einer Seite offen, so dass ich nicht graben muss, um ans Gehirn zu kommen. Der Gestank, der von der Leiche ausgeht ist beißend und widerlich. Doch ich hole die Pinzette und das Reagenzglas hervor und fülle etwas von dem Gehirn in das Reagenzglas. Dann stecke ich den Stöpsel darauf und verstaue es gut, damit ich mich nicht mit dem Virus infizieren kann. Die Pinzette lasse ich liegen. Die können wir nun für nichts mehr gebrauchen.
Ein letztes Mal schaue ich in den Wald, in dem Marcus elendig sterben muss. Seine Schreie sind mittlerweile verstummt und Jake marschiert zurück zum Lager. Dann drehe ich mich um und folge Jake stumm, meine Gedanken kreisen um Marcus.
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What we left behind
Science FictionDie Welt wurde niedergestreckt. Ein brutales Virus macht sich über die Menschheit her und tötet alles was sich ihm in den Weg stellt. Die übrig gebliebenen Menschen verstecken sich in Bunkern unter der Erde und hoffen vergebens auf eine Impfung. Da...