Jake
"Dr. Hastings?", frage ich ungläubig, als er das Patientenzimmer betritt. "Jake, bitte! Nenn mich ruhig Steven!", meint dieser und kommt auf Lydia und mich zu. Meinen Arm lasse ich trotzdem auf ihr, ich habe dem Typen schon immer misstraut. "Wie geht es dir?", fragt er und schaut auf Lydias Geräte. "Naja, bis auf das man mehrere Wochen einer unbezwingbaren Wildnis ausgesetzt und fast gestorben wäre, gut!", gifte ich zurück. "Oh, Jake. Immer noch wütend wegen ihrer Familie? Ich bitte dich! Das war ein Kollateralschaden, genauso wie bei vielen anderen. Du kannst mir glauben, dass es mir äußerst leid tut, was passiert ist!", erklärt Hastings und schaut sich Lydia an. Ich hebe nur eine Augenbraue und betrachte ihn verächtend. Sein weißer Kittel ist gespickt mit Auszeichnungen, sein dunklerer Tan wirkt beinahe fake und seine dunklen Augen wirken schon gefährlich. Diesem Kerl ist nicht zu trauen. Hastings holt sich eine Krankenschwester her, welche ihm eine Akte aushändigt. Er schlägt sie auf und liest darin. Ich werfe schnell einen Blick auf den Patientennamen: Lydia Torress. Hastings nickt ein paar Mal und schlägt die Akte wieder zu. "Wir werden ihr ein paar Blutproben abnehmen und einige genauere Untersuchungen machen. Dazu musst du uns alles erzählen, was während der Infektion passiert ist!", erklärt Hastings und sieht zu mir herab. "Als ob ich Ihnen das erzählen würde! Lydia wird doch nur zu einem Testobjekt zwischen ihren Ratten werden!", zische ich. "Jake, es geht hier nicht um dich, mich oder Lydia! Es geht um die gesamte, verbliebene Menschheit. Sie zählt auf mich und meine Forschung. Also schluck deine Arroganz und Egoismus herunter und tu was nötig ist!", zischt Hastings zurück und winkt wieder eine Krankenschwester her. "Nehmen Sie ihr fünf Ampullen jeweils zehn Millimeter Blut ab!", sagt er zu der Krankenschwester gerichtet. Diese nickt und wendet sich zu einigen Schubladen, wo sie entsprechende Utensilien heraussucht. Ich sehe zu, wie sie zu uns zurück kommt und versucht an Lydia heranzukommen. "Jake, ich würde es sehr schätzen, wenn ihr,...du, kooperieren würdet. Es ist zum Wohle der Menschheit!", mit diesen Worten wendet sich Hastings ab und verlässt den Raum. Grimmig schaue ich ihm nach, bis die Krankenschwester meine Aufmerksamkeit bekommt. "Ich müsste an Ihren Arm, bitte!", bemerkt sie schüchtern und ich nehme widerwillig meinen Arm von Lydia runter. Beschützerisch schaue ich dem Blutabnehmen zu. Als die Krankenschwester dann ihre Arbeit erledigt hat, verlässt sie mit den Bluproben den Raum. Ich halte wieder Lydias Hand und schaue sie liebevoll an. Wieder plagen mich diverse Schuldgefühle. Ich schaue nach durch ein Fenster nach draußen. Kein Mondlicht scheint hindurch und auch keine Sterne sind zusehen. Denn das Fenster ist eine Atrappe. Wer weiß, wann ich wieder den echten Himmel sehen und die echte Sonne auf meiner Haut spüren kann. Langsam spüre ich eine aufkommende Müdigkeit. Doch ich Kämpfe gegen diese an. Wenn ich schlafe, kann ich Lydia nicht vor diesen Ärzten beschützen! Draußen in der Wildnis konnte ich besser schlafen, da die Zombies die nachts rauskommen nicht bis in unsere Lager vorstoßen, naja meistens nicht. Ich wünsche mich gerade an diesen Ort zurück. Zurück zu unserer Hütte, unserem Lagerfeuer und unserem See. Zurück zu Martin, Lyla, Jason und Karen. Zurück zu den alten Zeiten, wo wir noch alle zusammen waren und lachend am Lagerfeuer saßen. Zu dieser Zeit will ich zurück und diese nie wieder verlassen.
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What we left behind
Science FictionDie Welt wurde niedergestreckt. Ein brutales Virus macht sich über die Menschheit her und tötet alles was sich ihm in den Weg stellt. Die übrig gebliebenen Menschen verstecken sich in Bunkern unter der Erde und hoffen vergebens auf eine Impfung. Da...