~Kapitel 26~

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Jake

Ich streichel Lydia über ihre Hand, als die Spritze in ihre Vene geschoben wird. Sie verkrampft sich, wimmert kurz und kämpft gegen die auftretende Müdigkeit an. Ich streichel ihr über ihren anderen Arm und rede beruhigend auf sie ein: "Lydia, hör auf dagegen anzukämpfen. Wir fahren in die Bunkerstadt, dort wird dir geholfen und es wird dir bald besser gehen!" Sie sieht mich an und ich sehe sie an. Ihr Blick wirkt desorientiert und benebelt. Der unebene Boden, auf dem sich der PKW, in dem wir uns befinden, bewegt, lässt unsere Körper aufruckeln. Lydias Augenlider fallen immer wieder zu, dennoch kämpft sie dagegen an. "Ich liebe dich!", flüstert sie, bevor sie ihre Augen ganz schließt. Dieser Satz bringt mein Herz zum rasen. Wir haben diese Worte nie laut ausgesprochen, als der andere es hören konnte. Ich habe diese Worte auch zu ihr gesagt, als ich dachte, dass ich sie verliere.

"Was passiert jetzt mit ihr?", frage ich die Ärztin, ohne meinen Blick von Lydia abzuwenden. "Wir werden sie in eine medizinische Einrichtung bringen und sie untersuchen. Wahrscheinlich will Dr. Hastings auch Blutproben und andere Tests machen lassen. Sie ist unsere wichtigste Patientin, Lydia ist die erste infizierte Person, die geheilt werden kann!", antwortet die Ärztin, mit einem leichten Hauch von Enthusiasmus. Ich schaue von Lydia zur Ärztin: "Wie lange wird es dauern, bis sie wieder auf den Beinen ist?".
"Das kann ich nicht sagen! Aber sie wird gut versorgt und Sie können die ganze Zeit bei ihr bleiben, dafür sorge ich!", meint die Ärztin und setzt sich auf einen der Sitze des Wagens. Ich setze mich ebenfalls hin und halte weiter Lydias Hand. Sie soll keine Angst haben und spüren, dass ich für sie da bin. Gedankenverloren schaue ich aus dem Fenster des Wagens. Jetzt lasse wir sie wirklich zurück. Wir lassen sie einfach dort zurück, ohne Lebewohl zu sagen...

Nach einiger vergangener Zeit, kommen alle Beteiligten in der Bunkerstadt an. Ich steige aus und sehe zu, wie die Liege mit Lydia hinausgefahren wird. Lydia ist immer noch den Medikamenten ausgesetzt und nicht ansprechbar. Ich folge der, sich jetzt bewegenden, Liege in einen Raum. Er wirkt wie ein normaler Ambulanzraum im Krankenhaus. Man sieht eine weitere Liege, Geräte und Schränke, sowie Schubladen. Alles ist in einem reinlichem Weiß gehalten und hier und da tauchen ein paar Türkise Farbakzente an den Schubladengriffen auf. Lydia wird von der einen Liege auf die andere verfrachtet und ich begebe mich zu ihr. Die Ärztin legt ihr einen Zugang in den linken Arm und schließt eine Infusion, bestehend aus einer Salzlösung, an. Dann legt sie mehrere kleine Runde Klebeplätchen mit Kabeln auf ihre Brust und sofort erscheinen mehrere Linien auf den Monitoren.

Eine gelbe Linie geht regelmäßig auf und ab: Lydias Atmung. Die andere Linie ist grün und nicht so regelmäßig: Lydias Puls. Dann erscheint eine Zahl. Dieser wird durch ein Klebchen an Lydias linken Zeigefinger verursacht, das den Sauerstoffgehalt in Lydias Blut misst. Dieser Wert liegt, laut dem Monitor, bei 80. "Okay, wir müssen ihren Puls beobachten. Wenn der wieder läuft, müsste die Atmung etwas stärker und der Wert hier, höher werden", erklärt die Ärztin. Ich nicke und bekomme von einer Schwester einen Stuhl gereicht, den ich dankend annehme. Dann verlassen alle Angstellten den Raum und ich sitze alleine mit Lydia in diesem Raum. Es ist schon echt lange her, dass ich in der Bunkerstadt war. Auf dem Weg hierher, habe ich einige Fortbewegungsmittel wie Fahrräder oder kleinere Autos gesehen. Es herrscht ein gewaltiges Gewusel in den Gängen. Ich schaue mich noch weiter im Raum um. Er wirkt sehr kalt auf mich, wodurch ich reflexartig zitter. Dann schaue ich wieder zu Lydia. Ihre Augen sind immer noch geschlossen und ich streichel ihr über die Wange. "Alles wird gut!", flüstere ich. In diesem Moment öffnet sich die Tür zu unserem Raum und ein Mann mit Gefolge tritt ein. Aus Reflex lege ich schützend einen Arm über Lydia, als ich sehe wer den Raum betritt.

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