T y r o n
Fluchend lief ich in meinem Büro auf und ab und telefonierte die angrenzenden Rudel durch, doch keiner hatte die kleine Emily bei sich im Gebiet gefunden. Die Schuld zerfraß mich von innen, da ich mal wieder versagt hatte. Bei dem Angriff war dieses Mal auch ein Kind verschwunden und eine Frau verletzt worden. Ich konnte mich kaum einkriegen, so außer mir war ich. Wie konnte das nur passieren? Wir hatten niemanden verloren, aber zwei Krieger wurden verletzt und das nicht gerade leicht und dazu hatte ich auch noch ein paar verzweifelte Eltern in meinem Büro sitzen, die mich mit tränenüberströmten Gesichtern ansahen und mir noch mal unter die Nase rieben, wie sehr ich als Alpha versagt hatte. Nicht mal ihr Kind konnte ich finden, geschweige den mein Rudel schützen. Was war ich nur für ein Alpha? Und dann war es mir nicht mal vergönnt meine Luna zu finden, mehr Versager konnte man nicht sein.
„Wir werden eure Tochter finden, ich werde mich jetzt persönlich auf den Weg machen und in den angrenzenden Gebieten suchen. Bei Fragen wendet euch an Beta Ares. Er hält hier solange die Stellung." Ohne auf eine Antwort zu warten, ließ ich die Beiden sitzen und verschwand aus dem Rudelhaus. In meinem Haus schnappte ich mir den Autoschlüssel und wollte gerade in den Wagen steigen, als mein Beta im Türrahmen auftauchte. „Du kannst nicht einfach verschwinden Tyron! Du hast sie gerade einfach sitzen lassen, das geht so nicht weiter." Wütend knurrte ich ihn an und schupste ihn aus dem Weg.
„Ich bin der Alpha und ich kann tun was ich für am Besten halte! Also geh mir aus dem Weg." Natürlich ließ mein Beta sich nicht von mir einschüchtern und kam mir weiter hinterher. Er wäre schließlich nicht in dieser Position, wenn er sich alles gefallen lassen würde. Dadurch, dass wir keine Luna hatten, erinnerte er mich manchmal daran, was für ein Arschloch ich war und genau diesen Vortrag hielt er mir gerade auch wieder. Doch ich war viel zu wütend, um mich von meinem Plan abbringen zu lassen. Für mich zählte es Emily zu finden und heil wieder nach Hause zu bringen. Anders konnte ich mein Ansehen und den Respekt meiner Rudelmitglieder nicht wieder verdienen. Täglich merkte ich wie sie sich immer unsicherer fühlten. Schließlich wurden wir nun seit fast 2 Monaten immer wieder angegriffen und die Zahl der Angreifer steigerte sich mit jedem Überfall, den sie verübten.
„Bleib noch kurz hier und rede mit dem Rudel. Sie brauchen jetzt deinen Zuspruch, dann kannst du losziehen und sie suchen, aber wir brauchen gerade die Zuwendung unseres Alphas!" Er schrie mich an und raufte sich die Haare und da verstand ich zum ersten Mal, das auch er Angst hatte. Noch nie in meinem Leben war ich mir so blind vorgekommen. Natürlich hatte auch er Angst was als nächstes passieren würde und ich dachte mal wieder nicht weit genug, um das zu verstehen. Mit einer Luna wäre mir das nicht passiert. Der Gedanke schießt mir in den letzten Monaten immer öfter durch den Kopf und ohne es zu wollen, war ich kurz vor einem mentalen Zusammenbruch.
„Okay, ruf alle zusammen. Ich werde danach losfahren und sie suchen." Er nickte mir zu und drückte im Vorbeigehen meine Schulter. Eine Geste, die mir zeigte, dass ich nicht alleine war, auch wenn mich die Einsamkeit in meinem Inneren drohte zu verschlingen. Ich atmete tief durch, sog den Geruch nach Wald und Laub in meine Lunge und versuchte mich zu konzentrieren. Mein Rudel brauchte mich gerade und ich sammelte mich und bereitete mich darauf vor ihnen gegenüberzutreten.
***
Langsam ließ ich nach meinen Worten den Blick durch die Menge an Rudelmitgliedern schweifen, die sich so kurzfristig versammeln konnten. Viele sahen immer noch ängstlich aus, aber vielen hatten meine Worte zu neuem Mut verholfen. Besonders die Krieger und Kämpfer sahen nun umso bereiter aus, ihr Rudel gegen alles und jeden zu verteidigen.
„Mir ist die Entscheidung euch in so einer Zeit zu verlassen nicht leichtgefallen, aber ich fühle mich persönlich dazu verpflichtet Emily zu suchen, da sie wie jeder ein Mitglied meines Rudels ist und genauso wichtig ist, wie jeder einzelne von euch. Bei der Gelegenheit werde ich umliegende Rudel aufsuchen und nach Emily suchen und um ihre Unterstützung im Kampf gegen die Rough Angriffe bitten. Zusammen stehen wir auch diese Zeit durch und ich bin mir sicher, dass wir stärker als zuvor aus dieser Krise hervorgehen werden. Während meiner Abwesenheit wird Beta Ares eure Sorgen, Wünsche und Ängste entgegennehmen. Damit erkläre ich die Versammlung für beendet und entlasse euch. Seit füreinander da und stärkt die Gemeinschaft, die wir haben. Danke."
Alle nickten mir respektvoll zu und ich fühlte mich gleich viel besser. Sie standen alle noch hinter mir und wenigstens diese Last fiel von meinen Schultern. Jetzt war es Zeit sich auf die Suche nach meinem verlorenen Rudelmitglied zu machen und ich betete zu jeglichen Göttern, dass ich sie heil nach Hause bringen konnte. Mein Beta begleitete mich noch zu meinem Wagen und beobachtete mich beim Einsteigen.
„Wenn irgendwas ist, musst du mich umgehend informieren. Ich werde nicht lange weg sein, höchstens zwei Tage." Ares nickte und versprach mich zu informieren, sobald es etwas Neues gab, und ich vertraute meinem Beta vollkommen. Er würde das Schaffen und wieder einmal wurde mir bewusst, welches Glück ich hatte ihn meinen besten Freund und Beta nennen zu dürfen. Würdevoll nickte ich ihm zum Abschied zu und fuhr mit quietschenden Reifen in den Wald.
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A Love stronger than Death
WerwolfCassandra Downfield ist eine Genträgerin. Sie kann sich nicht verwandeln, trägt das Gen jedoch in sich und wächst in einem Rudel auf. Ihr Leben scheint genauso normal, wie das jedes anderen, doch dann verändert ein Angriff auf ihr Rudel ihr Leben gr...