Kapitel 19

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C a s s a n d r a

Mein Herz raste und meine Handflächen wurden ganz schwitzig, doch ich wollte meine Angst überwinden. Dieses Mal würde ich auf seine Frage antworten und sie nicht einfach unbeantwortet im Raum stehen lassen. Ich würde mutig sein. Ich würde mich wagen der Liebe eine Chance zu geben, denn so sehr wie mein Blut durch meine Adern rauschte bei seinem Anblick, bei der Gänsehaut, die meinen ganzen Körper bedeckte und dem warmen Gefühl in meinem Herzen, konnte es nur Liebe sein, die ich für diesen Mann empfand. Also lehnte ich mich ein Stück zurück und legte den Kopf weit in den Nacken, um diesem Riesen in die Augen blicken zu können und antwortete.

„Ich will dich nicht ablehnen Tyron. Ich akzeptiere dich als meinen Mate, ich möchte mein Leben an deiner Seite verbringen. Nur Zeit werde ich brauchen, um dass alles zu verarbeiten. Ich möchte dir eine gute Mate und auch eine gute Luna sein, aber dafür brauche ich Zeit." Seine grün, braunen Iriden leuchteten bei meinen Worten auf und ein verdächtiges Glitzern auf seiner Wasserlinie kündigte die Träne an, die sich daraufhin aus seinem Augenwinkel löste und sich einen Weg über seine linke Wange bahnte. Schnell hob ich die Hand und fing sie mit dem Zeigefinger auf. Dabei hob sich meine helle Haut von seiner dunklen ab und stellte den perfekten Kontrast da. So unterschiedlich wir auch waren, zusammen ergänzten wir uns perfekt. Meine Gedanken fanden ein abruptes Ende, als er seine Lippen auf meine Stirn drückte und einen Moment verharrte. Alles in mir begann zu tanzen, zu fliegen. Ab diesem Moment wusste ich, dass wir zusammen die höchsten Höhen und tiefsten Tiefen überwinden würden. Stets fliegend, selbst wenn wir mal fielen, würden unsere Herzen niemals auf den Boden aufschlagen, solange wir nur zusammenblieben.

„Ich werde immer für dich da sein, mir dein Vertrauen, deinen Respekt und deine Liebe erarbeiten und jede Facette von dir wertschätzen. Ich verspreche dir, dass ich immer mein Bestes geben werde, um dir ein guter Mate zu sein." Diese Worte wisperte er leise gegen meine empfindliche Haut, strich immer wieder mit den Lippen über meine Stirn und hielt mich an meiner Taille fest. Seine Daumen beschrieben kleine Kreise auf dem Stoff meines Shirts und brachten die Stelle zum Kribbeln. Ich ließ derweil meine Hand von seinem Gesicht auf seine Schulter gleiten, während ich die andere am Rücken in den Stoff seines Hemdes krallte.

Nach einer Weile löste er sich von mir, griff jedoch schnell wieder nach meiner Hand und zog mich zu seinem Bett. Vorsichtig rutschte ich auf die Seite, auf der ich beim letzten Mal schon geschlafen hatte und ließ dabei seine Hand los. In der nächsten Sekunde beobachtete ich Tyron schon dabei, wie er sich das Hemd aufknöpfte und somit seine schokoladige Haut mit den vielen Muskeln entblößte. Meine Wangen wurden warm und mein Atem ging flacher, als er sich nun auch seiner Hose entledigte und zu mir auf das Bett krabbelte. So sehr ich es auch versuchte, in diesem Moment bekam ich doch etwas Angst. Für das war ich definitiv noch nicht bereit. Er musste meinen schnellen Herzschlag gehört haben, denn er lächelte mich mit seinen vollen Lippen beruhigend an.

„Wir werden alles in deinem Tempo angehen ma luna. Ich habe dir schonmal gesagt, dass ich dich niemals zu etwas zwingen werde oder dir wehtun. Da du mich nun als deinen Mate akzeptiert hast und ich dich ebenfalls als meine Mate akzeptiere, haben wir alle Zeit der Welt. Nur über den Biss sollten wir morgen reden, wenn du dazu bereit bist." Vorsichtig legte er sich neben mich unter die Decke und zog mich leicht in seine Richtung. Bedacht legte ich meinen Kopf auf seine Schulter, leicht nickte ich ihm dabei zu, um meine Zustimmung zu signalisieren und legte meine Hand auf seine Brust. Unter meiner Hand konnte ich seinen schnellen Herzschlag spüren, was mir ein wohliges Lächeln auf die Lippen zauberte. Sanft ergriff er meine Finger und hauchte mir einen Kuss auf die Knöchel, bevor er sie wieder auf seiner Haut ablegte. Seine andere Hand lag auf meiner Hüfte und presste mich an seinen warmen Körper. Sofort fühlte ich mich wohl und schloss erschöpft die Augen. Die letzten Tage waren eine Qual gewesen, da ich mich immer wieder dabei erwischt hatte, wie ich an seinem Verständnis gezweifelt hatte. Immer wieder war die Angst vor Ablehnung aufgekeimt, davor, dass es schon zu spät war. Jetzt in seinen Armen zu liegen, fühlte sich an, als wäre ich nach einer langen Reise endlich zu Hause angekommen.

Seine Brust hob und senkte sich regelmäßig und auch ich schloss meine Augen und schlief langsam ein. Ich wusste, dass wir noch viel zu besprechen hatten, doch jetzt wollte ich einfach seine Nähe genießen. Die Gewissheit, dass er bleiben würde, erfüllte mich mit Zuversicht und ermöglichte es mir auf eine gemeinsame Zukunft, ein gemeinsames Leben zu hoffen. Zufrieden seufzte ich und kuschelte mich noch dichter an meinen Mate ran. Ich verstand es nun, alles was meine Mutter über den Schmerz und die Liebe gegenüber eines Seelenverwandten erzählt hatte, setzte sich nun zu einem vollständigen Bild zusammen.

Mir war bewusst, dass meine Bedenken nicht von dem einen auf den anderen Tag verschwinden würden und dass es nicht einfach sein würde, aber ich wollte an mir arbeiten. Jeder kommende Tag gab mir die Möglichkeit mehr über ihn und mich, über unsere Beziehung zu lernen, an Hürden zu wachsen und genau das wollte ich. Mit ihm zusammen alle Hindernisse hinter uns lassen, sie überwinden und uns neuen Herausforderungen stellen.

Der nächste Morgen begann genau so, wie der Abend geendet hatte. Ich lag zusammen mit meinem Mate in seinem Bett. In der Nacht hatte ich mich auf die andere Seite gedreht, weshalb Tyron sich nun von hinten an mich presste. Einen Arm unter meinem Kopf, einen um meine Hüfte geschlungen, presste er mich an seine warme, feste Brust. Vorsichtig drehte ich mich zu ihm um, bedacht darauf ihn nicht zu wecken. Zu meinem Erstaunen wären meine Bemühungen nicht notwendig gewesen, da er mich mit einem Lächeln betrachtete. Seine Augen glitten über meine Gesichtszüge und sanft hauchte er mir einen Kuss auf die Stirn, bei dem ich die Augen schloss.

„Guten Morgen ma Luna. Wie hast du geschlafen?" Stumm horchte ich in mich hinein und versuchte herauszufinden, welche Bedeutung die verschiedenen Gefühle in meinem Inneren hatten.

„Sehr gut und du", gab ich die Frage nach einem Moment zurück, da ich mich wirklich sehr erholt und glücklich fühlte. Ich konnte mich nicht daran erinnern schon mal so gut geschlafen zu haben. Mit hoher Wahrscheinlichkeit lag es an der Mate-Bindung, doch das störte mich nicht weiter. Schon früh hatte meine Mutter mir erklärt, dass die Mondgöttin jeden Werwolf anleitet, ihn aber nicht dazu zwingen konnte seine Seelengefährtin zu lieben. Sie half einem dabei jemandem zu begegnen, der zu der eigenen Seele passte, ihn vervollständigen konnte. Der jeweilige Wolf musste jedoch selbst entscheiden, ob er der Bindung eine Chance geben wollte, die Person kennen und lieben lernen wollte. Natürlich gab es immer wieder Ablehnungen, zum Beispiel wenn der Mate sich schon verliebt hatte oder es an anderen Eigenschaften, wie Habgier oder Selbstsucht scheiterte, aber in den meisten Fällen hatte die Mondgöttin ein gutes Händchen für Seelenverwandtschaften.

„Ich habe nie besser geschlafen als mit meiner wunderschönen Mate in den Armen", er lächelte mich mit diesem entwaffnenden Lächeln an, welches mir die Röte in die Wangen trieb. Verlegen senkte ich den Blick, doch der Anblick seiner nackten Brust half mir auch nicht wirklich dabei meinen Herzschlag zu normalisieren. Göttin, wie hatte ich in Gegenwart dieses Mannes jemals normal Atmen können?

A Love stronger than DeathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt