Kapitel 13

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C a s s a n d r a

Nicht sicher wie ich Tyrons schnellen Abgang heute Morgen interpretieren sollte, zog ich mich um und suchte nach meinem Bruder, der jedoch mit Rudelangelegenheiten beschäftigt war. Lange saß ich anschließend auf dem Sofa und grübelte über die letzte Nacht, was sie für meine Beziehung zu Tyron bedeutete und ob es vielleicht jede Nacht so sein würde. Wollte er, dass ich ab jetzt immer bei ihm schlief? Wollte ich das überhaupt? Die Antwort hierauf war leicht zu finden, denn ich wünschte mir mehr Nähe, was wahrscheinlich an dem Mate Band lag, wie ich mir einzureden versuchte. Da ich nicht den ganzen Tag hier drinnen rumsitzen wollte und mir der Kopf schon von all den Gedanken rauchte, entschloss ich mich dazu ins Rudelhaus zu gehen. Ich hatte mich hier noch mit niemandem außer meinem Bruder und dem Alpha wirklich unterhalten. Wenn ich mal Luna werden sollte, waren das nicht unbedingt die besten Voraussetzungen. Bei dem Gedanken hielt ich mitten im Gehen inne. Seit wann erschien es mir denn möglich die Luna eines Rudels zu werden? Eigentlich wollte ich hier doch nur meinen Urlaub verbringen und wo ich schonmal dabei war, dieser Urlaub war auch schon bald wieder zu Ende. Ziemlich genau in 2 einhalb Wochen würde ich wieder in mein alltägliches Leben zurückkehren müssen. Mein Herz schmerzte bei dem Gedanken.

Zuerst schlenderte ich zu meinem Auto, welches immer noch wie kurz nach meiner Ankunft auf dem Parkplatz beim Rudelhaus stand. Ich hatte in den letzten Tagen immer nach einer Beschäftigung gesucht und ich war der Meinung noch eines meiner Bücher im Handschuhfach zu haben, weshalb ich einen kurzen Stopp bei meinem Wagen einlegte und das Handschuhfach durchsuchte. Mit einem erfreuten Lächeln fand ich wirklich das Buch und zog es heraus, wobei der Blick auf meine silberne Magnum frei wurde. Nachdenklich betrachtete ich das glänzende Metall und aus einem Impuls heraus griff ich nach der Waffe und hielt sie kurz in der Hand. Das Gewicht lag angenehm und vertraut in meiner Hand, auch wenn ich sie schon so lange nicht mehr benutz hatte. Zögerlich prüfte ich den Inhalt des Magazin. Noch genau 5 Schuss, wie ich feststellte, bevor ich das Magazin wieder in die Waffe schob und sie zurück ins Handschuhfach legen wollte. Auf halben Wege hielt ich jedoch inne und überlegte es mir anders und steckte sie mir hinten in den Hosenbund. Nicht sicher wieso ich das tat, nahm ich das Buch, welches ich auf dem Sitz abgelegt hatte und schloss das Auto hinter mir wieder ab.

Kurz schaute ich noch im Rudelhaus vorbei, doch die ganzen neugierigen Blicke, die auf mir lagen, lösten Unbehagen in mir aus und so wollte ich wieder gehen, als ich eine bekannte Stimme meinen Namen rufen hörte. „Hallo Cassandra! Wie schön dich zu sehen, wie geht es dir?" Emilys Mutter, Rebekka Wilson, kam direkt auf mich zugelaufen und zog mich in eine kurze Umarmung, die ich erfreut erwiderte. „Danke, mir geht es sehr gut. Und wie geht es dir?" Wie selbstverständlich hackte sie sich bei mir unter, während sie mir alles über ihre letzten Tage berichtete und zog mich mit in die Küche, wo noch zwei weitere Frauen standen, die dabei waren Gemüse und Fleisch für das Essen zu schneiden.

„Okay, dass sind meine kleine Schwester Holly und meine beste Freundin Brooklyn. Mädels, dass ist Ares kleine Schwester Cassandra." Freundlich sahen mich die beiden Frauen an und Holly zog mich in eine feste Umarmung. „Danke, dass du meiner Nichte das Leben gerettet hast." Gerührt erwiderte ich ihre Umarmung und erklärte, dass das keine große Sache war. Um das Thema zu wechseln, erkundigte ich mich dann auch sofort nach dem kleinen Engel. „Oh sie ist draußen hinter dem Haus und spielt auf der Wiese mit ein paar der anderen Kinder."

Ohne weiter darüber nachzudenken, schnappte ich mir eine Schale und begann zusammen mit Brooklyn die Kartoffeln zu schälen. Ihr rundlicher Bauch stieß vorne gegen die Arbeitsplatte. Seufzend strich sie sich eine der schwarzen Haarsträhnen hinter das Ohr und sofort wurde die Krankenschwester in mir wach. „Möchtest du dich nicht lieber setzten Brooklyn, ich bringe dir ein Wasser und wenn du möchtest, kannst du im Sitzen weitermachen." Mit einem freundlichen Lächeln schaute sie zu mir und nickte, wobei ich schon längst auf dem Weg zum Schrank war und ihr ein Glas und eine Flasche Wasser besorgte. Lächelnd stellte ich beides vor ihr ab und reichte ihr dann ihre Schale mit den Kartoffeln rüber. Aus Erfahrung wusste ich, dass man Schwangeren nichts verbieten konnte, jedoch Aktivitäten auf sie anpassen kann. Ich merkte erst, dass mich die beiden Schwestern mit einem bedeutsamen Blick musterten, als ich mich wieder an die Theke stellte. Holly war es dann schließlich, die das Schweigen brach.

A Love stronger than DeathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt