T y r o n
Aufmerksam beobachtete ich die Mitglieder aus den umliegenden Rudeln dabei, wie sie gemeinsam mit meinen Wölfen trainierten. Da jetzt auch die Jungwölfe mit in die Aufgabenbereiche eines Kriegers eingeführt wurden und an den Grenzen Patrouillen absolvierten, mussten sie ebenfalls trainiert werden. Unsere Gäste fügten sich ohne Probleme in die Dynamik und in das Rudel ein, mehr noch sie sorgten für eine entspanntere Atmosphäre, da sie zusätzliche Sicherheit boten. Hinzu kam, dass jeder in Rudel sich hervorragend mit meiner Mate verstand, die schon dabei war ihre Aufgaben als Luna anzugehen, obwohl sie noch nicht offiziell gebissen wurde. Cassandra und ich hatten uns aber darauf geeinigt, dass in der nächsten Zeit nachzuholen. Der Vollmond rückte immer näher und somit wurden auch meine Gefühle intensiviert, die bei ihr nahezu immer verrücktspielten.
„Ich habe dir den Plan für die Patrouillen ins Büro gelegt. Immer zwei Jungwölfe sind mit zwei aus unserem Rudel und ein bis zwei aus den anderen Rudeln an den Grenzen unterwegs. Momentan scheint die Lage jedoch entspannt zu sein und es gab auch keine erneuten Angriffe auf dieses Gebiet." Milan hatte sich nach seiner Idee den Jungwölfen ebenfalls Aufgaben anzuvertrauen ihrer angenommen und kümmerte sich seitdem um ihr Training und ist so Etwas wie ihr eigener Mentor geworden. Natürlich hatte ich dagegen überhaupt nichts einzuwenden, solange er sie noch nicht über überanstrengte oder ihre Sicherheit gefährdete. Momentan schien alles jedoch reibungslos abzulaufen, jedoch machten wir uns nichts vor. Ein jeder von uns war jederzeit darauf gefasst einen erneuten Angriff abzuwehren, denn die Illusion, dass es vorbei war, konnte sich keiner erlauben. Die Frage war also nicht, ob sie wieder angreifen würden, sondern wann.
Eine Weile unterhielt ich mich noch mit Milan und Ramses, der ebenfalls mit beim Training war, bevor er jedoch plötzlich weiß im Gesicht wurde und wir alle das schmerzerfüllte Brüllen einer Frau hörten. Zunächst hatte ich Angst, dass Cass irgendwas passiert sein könnte, doch da murmelte Ramses schon: „Brook bekommt unser Baby! Es geht los!" Ohne weiter darüber nachzudenken, lief ich in Richtung Rudelhaus, wo Cassie sich mit den Frauen verabredet hatte und wo Brooklyn sich ebenfalls befinden musste. Ramses überholte mich auf dem Weg mit einer enormen Geschwindigkeit, die wahrscheinlich durch seine Panik und Sorge ausgelöst wurde. Angekommen hörten wir ein erneutes Brüllen und hektisches Stimmengewirr. Eine Geburt eines neuen Rudelmitgliedes war für jeden hier im Rudel etwas Besonderes, da wir eine große Familie waren und es sich somit so anfühlte, als würde jeder von uns eine Nichte oder einen Neffen bekommen.
„Okay Brook, du musst tief ein und ausatmen. Komm, wir atmen zusammen und du konzentrierst dich ganz genau auf meine Stimme, ja? Okay, ein.... Und ausatmen. Du machst das wirklich gut." Die samtige Stimme von Cassie übertönte den ganzen Trubel und leitete uns direkt in die Küche, wo Brook auf einem Stuhl saß, meine Mate kniete vor ihr und hielt ihre Hände. Wachsam beobachtete sie den Raum, als Ramses sich neben die beiden stellte und seiner Mate über den Arm strich. Sofort ließ sie sich seitlich gegen ihn fallen und er legte beschützerisch die Arme um sie.
„Ramses, du musst Brook jetzt stützen und zu euch nach Hause bringen, damit ich und Kuno das Baby auf die Welt holen können. Wenn sie Schmerzen hat, halt sie weiterhin fest und bleib kurz mit ihr stehen okay? Ihre Wehen kommen in einem etwas 2 Minuten und die Fruchtblase ist auch schon geplatzt. Bewegung wird ihr helfen, das Kind schneller zur Welt zu bringen und außerdem muss sie an einen ruhigeren Ort." Sofort folgte er der Anweisung meiner Mate und half Brooklyn dabei sich aufzurichten, wobei diese immer noch tiefe Atemzüge machte. Einen Moment lang begegnete mein Blick dem von Cassie, doch sie schenkte mir nur ein kurzes Lächeln, bevor sie wieder in ihre Rolle als Krankenschwester und Luna verfiel.
„Ty, sag Kuno Bescheid, dass er alles, was wir brauchen zu Brooklyn ins Haus bringt und hilf dann Ramses dabei sie zu stützen. Ich laufe vor und richte alles her." Der klare Befehl in ihrer Stimme überraschte mich und mein Wolf wollte schon dagegen rebellieren von jemand anderem Befehle auszuführen, als sie mir einen bedeutungsvollen Blick zuwarf. Wie von alleine nickte ich nur und funkte Kuno über den Mind-Link an, bevor ich Ramses dabei half Brook zu stützen. Wir kamen nicht sonderlich schnell voran, da Brook sich immer wieder unter Schmerzen krümmte und stehen bleiben musste. Mittlerweile kam es mir so vor, als würden ihre Wehen immer länger andauern und mir selbst wurde schon ein bisschen mulmig zumute, bei dem Gedanken, dass wir es vielleicht nicht mehr zum Haus schaffen würden.
Luna sei Dank schafften wir es letztendlich doch noch Brooklyn ins Schlafzimmer zu bringen, da sie sich dafür entschieden hatte, das Baby zu Hause zu bekommen. Die meisten Geburten liefen bei uns sowieso ohne Komplikationen ab, weshalb eine Geburt auf natürlichem Wege die einfachste Methode war. Zudem steigerte es die Ruhe des Paares, wenn sie sich in einer Umgebung befanden, in der sie sich sicher fühlten und in die niemand ungefragt eindringen würde.
Ungeduldig wartete ich im Wohnzimmer, da Cassie und Kuno bei Ramses und Brook im Schlafzimmer waren und meine Anwesenheit die werdenden Eltern nur unter Druck gesetzt hätte. Bei Cassie schien das Gegenteil der Fall zu sein, was an ihrer Ausbildung liegen konnte und an der Rolle der Luna, die für jeden Behaglichkeit und Sicherheit verströmte.
Es dauerte nicht einmal 2 Stunden, bis Brooklyns Schrei, von dem eines Babys abgelöst wurde und der Geruch von einem Neugeborenem durch das Haus schwebte. Lächeln lehnte ich mich gegen die Lehne der Couch, vor der ich stand und hielt meinen Blick in Richtung Schlafzimmer gerichtet. Kuno kam als Erster aus dem Zimmer und nickte mir nur respektvoll zu, bevor er sich im Badezimmer das Blut abwaschen ging. Ihm folgte, einige Zeit später, meine Mate, die jedoch noch kurz in der Tür stehen blieb und in den Raum zurück lächelte. Als sie sich dann schlussendlich abwand und mich warten sah, lief sie sofort grinsend in meine Arme und ließ sich gegen mich sinken.
„Ich hatte schon ganz vergessen, wie schnell eine Geburt bei Werwölfen ablaufen kann. Darauf war ich nicht wirklich vorbereitet." Lächelnd küsste ich ihre Stirn und legte meine Arme fest um sie. Sie roch sehr nach Neugeborenem, was mir verriet, dass sie das Baby schon gehalten haben musste und ich liebte es. Sofort musste ich daran denken, dass wir irgendwann auch selbst Kinder haben würden, was mich mehr als nur euphorisch stimmte.
Einige Zeit waren wir noch bei Ramses und Brook geblieben, bevor wir gegangen waren, um den beiden etwas Ruhe zu gönnen. Einen kurzen Blick hatte ich auch auf ihr kleines Wölfchen mit dem Namen Jordan werfen können, doch Ramses Beschützerinstinkt verhinderte in den ersten Tagen, das jemand seiner Familie zu nahe kam. Zusammen saßen Cassie und ich nun auf der Couch und sahen uns eine Serie an.
„Möchtest du auch Kinder haben?" Die Frage lag mir schon den ganzen Abend auf der Zunge, da ich mich konstant daran erinnerte, wie gut sie mit einem Baby aussehen würde und der Geruch immer noch an ihr haftete. Grinsend sah sie zu mir auf und legte ihren Kopf zurück an meine Schulter. Wir hatten schon so etwas wie eine Gewohnheit entwickelt, da sie immer zwischen meinen Beinen saß und sich gegen mich lehnte, wenn wir Zeit auf dem Sofa verbrachten.
„Natürlich möchte ich Kinder haben. In ein paar Jahren vielleicht." Diese Aussage ließ mich jedoch missmutig die Augenbrauen zusammenziehen.
„Wie viele Jahre sind für dich ein paar", konnte ich nicht verhindern zu fragen, da ich mir nicht vorstellen konnte noch allzu lange zu warten. Natürlich war mir bewusst, dass Cassie drei Jahre jünger als ich war, aber trotzdem war es bei uns normal in unserem Alter schon das erste Kind zu bekommen.
„Ich denke so 2 oder 3, vielleicht auch länger. Wir können uns damit doch Zeit lassen, schließlich bin ich erst 22 und möchte mich hier erstmal einfügen, bevor wir über Kinder nachdenken können." Sie musste den drängenden Ton in meiner Stimme wahrgenommen haben, denn sie verdrehte die Augen und richtete ihren Blick wieder auf den Fernseher. Für mich war die Unterhaltung aber noch nicht beendet, weswegen ich einfach weiter nachhacken musste.
Ich hoffe ihr seit mir wegen dem kleinen Cliffhanger nicht böse und freut euch nur umso mehr auf das nächste Kapitel!
Bis nächste Woche
LostInLove445
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A Love stronger than Death
WerewolfCassandra Downfield ist eine Genträgerin. Sie kann sich nicht verwandeln, trägt das Gen jedoch in sich und wächst in einem Rudel auf. Ihr Leben scheint genauso normal, wie das jedes anderen, doch dann verändert ein Angriff auf ihr Rudel ihr Leben gr...