Kapitel 8

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T y r o n

Im ersten Moment verstand ich ihre Frage nicht. Sie brauchte keine Aufenthaltsgenehmigung, sie war meine Mate und durfte sich hier frei bewegen. Dieses Rudel und dieses Revier gehörten nun auch ihr und nicht mehr mir alleine. Auch die Entschuldigung war hinfällig, ich war ihr wirklich dankbar, dass sie Emily zurückgebracht hatte und ich somit die Möglichkeit bekam endlich meine Mate zu finden. Auch verstand ich nicht, wieso sie so nervös war. Ich konnte ihr deutlich ansehen, dass sie sich in meiner Gegenwart unwohl fühlte. Spürte sie die Verbindung zwischen uns etwa nicht? Sie hatte auch meine Umarmung nicht erwidert und mich weggedrückt. Ein unheilvoller Gedanke schoss mir durch den Kopf, doch ich schob ihn schnell beiseite.

„Du brauchst dich nicht entschuldigen, ich bin froh, dass du Emily hergebracht hast. Außerdem gehörst du als meine Mate praktisch schon zum Rudel und kannst dich hier frei bewegen. Das Gebiet steht dir offen, nur bitte sag mir, wo du hingehst, damit ich mir keine Sorgen machen muss. Halt dich aber von den Grenzen fern, dort ist gerade niemand sicher." Sie nickte, doch die Geste erschien mir etwas mechanisch und abgehackt. Langsam strich sie sich eine ihrer schönen Haarsträhnen aus dem Gesicht und steckte sie hinter ihrem Ohr fest. Dabei senkte sie den Blick, was mir gar nicht gefiel. Sie sollte mich ansehen und ich wollte mich in ihren Augen verlieren. Außerdem hatte es auch etwas Unterwürfiges an sich und sie war mir gleichgestellt. Ich wollte nicht, dass sie den Blick senkte. Vorsichtig ging ich wieder auf sie zu und hob ihr Kinn mit meinen Fingern wieder an. In ihren dunklen Augen schimmerten verschiedene Gefühle und eines davon traf mich bis ins Mark. Angst.

„Wieso hast du Angst vor mir?" Erschrocken riss sie ihre Augen auf und entzog sich meinem Griff ein weiteres Mal. Sie rang die Hände und sah überall hin, nur nicht wieder in meine Augen und das ließ meinen Wolf aufjaulen. Der Gedanke, den ich eben so gut verdrängt hatte, keimte erneut in mir hoch und dieses Mal konnte ich ihn nicht einfach ignorieren. Was wenn sie mich nicht wollte? Mich vielleicht sogar ablehnte, weil sie einen anderen hatte?

„Ich... ich bin einfach nur überfordert mit der Situation. Ich hätte niemals damit gerechnet, dass ich überhaupt einen Mate habe, schließlich bin ich kein richtiger Wolf. Hinzu kommt, dass ich dich überhaupt nicht kenne und ... ich bin müde von der Fahrt." Ich merkte, dass sie mir nicht die ganze Wahrheit erzählte, doch ich wollte sie nicht zwingen. Vielleicht würde sie auftauen, wenn sie sich an mich gewöhnt hatte. Ich musste ihr einfach Zeit geben und wenn ich schon sieben Jahre auf sie warten konnte, würden ein paar Tage mehr auch nichts mehr ausmachen. Zu mindestens war sie in meiner Nähe und ihre Anwesenheit reichte mir fürs erste komplett aus.

„Okay, dann zeige ich dir mein Haus. Da kannst du deine Sachen auspacken und dich etwas schlafen legen." Sie starrte mich wieder nur erschrocken an und begann sofort mit dem Kopf zu schütteln.

„Ich kann bestimmt bei meinem Bruder schlafen. Du brauchst mir dein Haus nicht zeigen, ich komme so auch zurecht." Ihre Worte waren wie Messerstiche für mich, da mir nun endgültig bestätigt wurde, dass sie nicht in meiner Nähe sein wollte. Verdammt, ich hatte dieses Haus für sie gebaut und sie wollte es nicht mal sehen. Ich versuchte mir den Schmerz nicht anmerken zu lassen und räusperte mich, bevor ich ihr antworten konnte.

„Du kannst ein Gästezimmer haben. Ich würde dich nur gerne in meiner Nähe haben, damit wir uns besser kennenlernen können." Einen Moment herrschte Stille. Ich konnte sehen, wie sie innerlich mit sich rang, doch zu meiner Erleichterung nickte sie schließlich knapp und ich geleitete sie die Treppe im Rudelhaus hinunter. Ich ging hinter ihr her und konnte nicht vermeiden, dass sich mein Blick auf ihren runden Hintern und die wohlgeformten Oberschenkel legte. Schluckend wandte ich den Blick wieder ab. Innerlich fluchend wurde mir bewusst, wie schwer es mir fallen würde, sie nicht bei jeder sich bietenden Möglichkeit zu berühren oder einfach über sie herzufallen. Sie war so perfekt, dass es mir wehtat.

In gebührendem Abstand schritten wir nebeneinanderher über den befestigten Weg, der zu meinem Haus führte. Zu unserem Haus. Neugierig sah sie sich um und meine Rudelmitglieder beobachteten uns mit ebenso wachsamen Augen. Ich konnte die Frage in ihren Augen sehen und hörte sie schon im Rudellink miteinander rätseln, wer die Fremde an meiner Seite war. Ich hätte sie ihnen gerne als ihre Luna vorgestellt, doch wenn sie mich wirklich nicht wollte, würde sie auch das Rudel nicht wollen. Mit tiefen Atemzügen versuchte ich den Schmerz weg zu atmen, doch er ließ sich nicht ganz aus meinem Körper vertreiben.

„In der Hütte da drüben wohnt Ares. Das ist mein Haus, also kannst du von hier aus auch einfach rüber laufen und ihn besuchen, wenn dir danach ist." Sie folgte meiner Geste mit ihrem Blick erst zu Ares Haus und dann landete er auf unserem Haus. Ihre Augen wurden groß vor Faszination und ein leichtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen, was mir zeigte, dass es ihr gefiel. Ich starrte auf das Lächeln, das so wunderschön aussah, dass es mir die Luft zum Atmen raubte. Ein unglaublicher Stolz, dass ich dieses Lächeln verursacht hatte, schwoll in meiner Brust an und ich lächelte auf sie hinunter. Vorsichtig sah sie zu mir auf, das Lächeln auf ihren Lippen blieb.

„Es ist wirklich sehr schön. Fühlst du dich nicht allein in so einem großen Haus?" Nachdenklich nickte ich und gestand ihr, dass das tatsächlich manchmal der Fall war. Meine Hoffnung, dass sie das Haus ab jetzt mit Leben füllen würde, behielt ich allerdings für mich. Sie schien noch nicht bereit dazu zu sein mit mir gemeinsam eine Zukunft zu planen. Zusammen betraten wir das Haus und ich zeigte ihr kurz die Küche, das Wohnzimmer und das Badezimmer. Danach stiegen wir die Treppe hoch und ich deutete auf eine der Türen, die von hinter uns vom Flur abgingen.

„Das ist mein Schlafzimmer. Und die gegenüber führt in eines der Badezimmer." Langsam nickte sie und sah einen Moment zu der Tür, bevor sie sich abwandte und den Flur in die andere Richtung weiter entlang ging. Es fühlte sich so richtig an, sie in diesem Haus zu sehen, wie sie sich umsah und manchmal lächelte, wenn ihr etwas gefiel. Was sich komplett falsch anfühlte war jedoch eine der Türen zu öffnen, die in eines der Gästezimmer führten und ihr zu zeigen, wo sie schlafen konnte. Ich wollte sie bei mir haben, in meinem Schlafzimmer. Ein Bett mit ihr teilen und sie in meine Arme ziehen, bevor wir zusammen einschliefen und ihr morgens einen Kuss auf die Stirn geben, wenn wir zusammen aufwachten.

Sie sah sich in dem Raum um und nickte zufrieden. „Ich hole kurz meine Tasche aus dem Auto, danke das du mir alles gezeigt hast Tyron. Ich werde mich gleich etwas hinlegen, also lass dich von mir nicht aufhalten. Ich weiß ja wie viel ein Alpha zutun hat und würde dich ungern von der Arbeit abhalten." Sie schenkte mir noch ein kleines Lächeln und verließ dann schnell das Zimmer und ließ mich stehen. Ich konnte das Gefühl nicht loswerden, dass sie mich loswerden wollte, weshalb ich mir frustriert durch die Haare fuhr. So hatte ich es mir nicht vorgestellt meine Mate zu finden. Ich hatte nicht erwartete das sie mich erfreut anspringen würde, aber ich hatte immer gedacht, dass sie wenigstens daran interessiert sein würde Zeit mit mir zu verbringen. Stattdessen versuchte sie mich loszuwerden, zwar auf eine nette Art und Weise, doch das änderte nichts an der Tatsache, dass sie wollte, dass ich ging.

Ihr den Gefallen tuend verließ ich das Haus und lief zurück in mein Büro im Rudelhaus. Tatsächlich hatte ich noch einiges zu tun und hoffte, dass mich der Papierkram von ihr ablenken würde, von dem Chaos in meinem Herzen. Seufzend fuhr ich mir durch die Haare und nahm hinter dem massiven Eichenholz Tisch Platz. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es erst 17 Uhr war und ich somit noch die ganze Nacht Zeit hatte mich in meiner Arbeit zu verlieren.

A Love stronger than DeathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt