Kapitel 20

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T y r o n

Ich hatte sie die ganze Nacht beobachtete, nur um sicher zu gehen, dass ich mir das alles nicht eingebildet hatte und sie hier wirklich neben mir lag. Sie lächelte mich etwas unsicher und verlegen an und ich rutschte sofort etwas von ihr weg. Nur weil sie mich nun akzeptiert hatte, konnte ich nicht erwarten, dass sie sich in meiner Gegenwart sofort wohl fühlte. Ich wünschte mir nichts mehr als ihr Vertrauen und von nun an würde ich alles daran setzen eben dieses zu gewinnen.

„Hast du heute schon etwas vor?" Ich blickte ihr in die müden dunklen Augen und mein Wolf drängte danach wieder dichter neben ihr zu liegen. Jetzt wo sie mich akzeptiert hatte, sah er keinen Grund mehr sie nicht zu markieren. Konzentriert schloss ich die Augen und schob ihn in den Hintergrund. Auf keinen Fall würde ich jetzt über sie herfallen, auch wenn alles in mir sich danach sehnte.

„Ich wollte mich heute mit Kuno treffen. In der Zeit, die du weg warst, habe ich jede freie Minute bei ihm verbracht. Ich habe ihn gefragt ob ich...", mit einem lauten Knurren unterbrach ich sie. Wütend kratzte mein Wolf an der Oberfläche und wollte raus. Alleine bei der Erwähnung eines anderen Mannes, besonders während wir zusammen in unserem Bett lagen, rastete er völlig aus und ich auch.

„Du triffst dich alleine mit anderen Männern? Wieso kannst du Zeit mit ihm verbringen aber nicht mit mir? Hast du etwa Gefühle für ihn?" Meine Stimme klang seltsam verzerrt, mein Wolf mischte sich immer weiter ein und nur mühsam unterdrückte ich die Verwandlung. Mit großen Augen blickte sie mich an und ich sah etwas in ihren Augen aufblitzen. Angst. Erschrocken wich sie vor mir zurück und stieg aus dem Bett, wobei sie schmerzhaft das Gesicht verzog, weil sie ihren Oberschenkel zu sehr belastete. Der Ausdruck in ihren Augen sorgte dafür, dass ich wieder klar denken konnte und nun ebenfalls aufstand, um sie zu stützen. Doch sie hielt abwehrend ihre Hände nach oben. Schuldbewusst senkte ich den Blick und blieb auf meiner Bettseite stehen.

„Tut mir leid, ich wollte dir keine Angst machen Cassie. Ich ertrage es nur einfach nicht, dass du mit Kuno problemlos Zeit verbringen kannst und mir nicht einmal in die Augen sehen willst. Niemals in meinem Leben würde ich etwas tun, was dich verletzen könnte. Es tut mir leid, aber du musst verstehen, dass diese Situation auch für mich nicht einfach ist." Nervös sah sie auf meine Brust, mir jedoch nicht in die Augen, und nickte. Bevor ich noch etwas sagen konnte, drehte sie sich herum und verlies mit schnellen Schritten das Zimmer. Verzweiflung und Wut fluteten meine Adern und brachten mein Blut zum Kochen. Wieso konnte es nicht einmal in meinem Leben gut laufen? Wieso musste ich nur so ein Arschloch sein und mich von meiner selbstsüchtigen Eifersucht beherrschen lassen? Bei der Mondgöttin, ich hatte es wieder verbockt. Alles was ich tat war falsch und jedes Mal, wenn es gerade gut lief, versaute ich es wieder. Seufzend fuhr ich mir durch die Haare und machte mich für die Arbeit fertig. Durch das Alphatreffen hatte ich nun einige Unterlagen zu bearbeiten, auch wenn Ares sonst alles abgearbeitet hatte. Bündnisse mussten geschlossen und Vorkehrungen getroffen werden. Durch mein empfindliches Gehör konnte ich hören, wie Cassie sich in ihrem Zimmer oder eher im Gästezimmer selbst fertig machte. Um mich zu beruhigen, beschloss ich erstmal eine Runde laufen zu gehen.

Kaum das ich mich ausgezogen hatte, verwandelte ich mich in meinen Wolf und lief los. Die Morgenluft war noch unglaublich frisch und einzelne Tröpfchen setzten sich in meinem Fell ab. Langsam wurde es hier draußen Kühler da der Winter nahte. Die Blätter an den Bäumen schimmerten schon mehr braun als rot und begannen langsam gen Boden zu segeln. Die Spinnennetze glitzerten von den schwachen Sonnenstrahlen, die sich in den Tautropfen spiegelten. Diese Jahreszeit war mir immer die liebste, aber sie war auch die gefährlichste. Die frühe Dunkelheit lockte mehrere Angreifer hervor und sorgte für mehr Verletzte, Angst und Angriffe. Zusammen mit der Situation, in der wir uns momentan befanden, konnte ich mich nicht so recht auf den Winter freuen, der dieses Jahr mit Sicherheit noch gefährlicher werden würde als sonst.

Zurück am Haus verwandelte ich mich wieder zurück, genau in dem Moment in dem die Terassentür aufging und meine wunderschöne Mate heraustrat. Mit geweiteten Augen starret sie auf meine Brust und für den Bruchteil einer Sekunde glitt ihr Blick tiefer, bevor sie tiefrot anlief und sich umdrehte. Ich schmunzelte darüber, verkniff mir aber jeglichen Kommentar, da ich wusste, dass es ihr peinlich war. Unwillkürlich fragte ich mich, ob sie schonmal einen Mann nackt gesehen hatte, ob sie schon einen Freund hatte, der womöglich sogar zu Hause auf sie wartete. Bei der Erkenntnis, dass ich nie gefragt hatte, sammelte sich Angst und Wut erneut in meinem Magen und hinterließ ein saures Gefühl. Unwillkürlich biss ich die Zähne zusammen und zog mir schnell meine Sachen an.

„Ich wollte eigentlich mit dir reden. Ich habe uns Frühstück gemacht, wenn du magst, aber wenn du schon losmusst, ist das auch okay. Ich kann auch alleine essen." Ich hörte ihren Puls vor Aufregung und Scham rasen, was mich zum Lächeln brachte. Tatsächlich hatte ich einiges zu tun, aber sie war wichtiger, würde es immer sein. Besonders jetzt, wo sie von sich aus auf mich zukam und Zeit mit mir verbringen wollte, würde ich das Angebot nicht ablehnen. Also ging ich langsam auf sie zu und legte vorsichtig eine Hand an ihre Hüfte. Erschrocken zuckte sie bei der Berührung zusammen und versteifte sich für einen Moment. Seufzend löste ich meine Hand von ihr und lief an ihr vorbei in Richtung Küche. Cassie folgte mir und so setzten wir uns an den gut gedeckten Tisch.

„Hast du gebacken?" Verwirrt betrachtete ich die Muffins auf dem Tisch und sah wie sich eine leichte Röte auf ihre Wangen legte. Verlegen strich sie sich eine Haarsträhne hinters Ohr und nickte. Neugierig nahm ich einen der in buntes Papier gewickelten Törtchen und biss hinein. Überrascht zog ich die Augenbrauen hoch, denn in der Mitte war eine fruchtige Mischung, die wirklich gut schmeckte. Zufrieden steckte ich mir auch den Rest in den Mund und nahm mir gleich den nächsten.

„Ich schätze sie schmecken dir?" Mit vollem Mund nickte ich und brachte sie so zum Lächeln. Ich wollte sie gerade fragen, worüber sie mit mir reden wollte, als sie sich räusperte und nervös die Hände rang. Mir fiel auch, dass sie nichts aß, sondern nur ab und zu an ihrer Tasse nippte. „Geht es dir nicht gut? Du scheinst ein bisschen unruhig Cass. Willst du nicht auch was essen?" Sie schüttelte den Kopf und sah mir dann direkt in die Augen, woraufhin ich auch aufhörte und sie einfach nur ansah, darauf wartend, dass sie mir anvertraute, was auch immer sie zu sagen hatte.

A Love stronger than DeathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt