T y r o n
Eng an meine Brust gepresst trug ich meine Mate in den Krankenflügel des Rudelhauses. Ich spürte ihren schnellen Herzschlag, hörte ihre unregelmäßige Atmung und roch das Blut, dass aus der Wunde am Bein floss. Wut, Angst, Schuld und Verzweiflung schnürrten mir die Brust zu und verhinderten jeden tiefen Atemzug. Sie war verletzt. Ich konnte sie nicht beschützen, hatte als ihr Mate versagt. Hatte als Alpha versagt. Mit Wucht stieß ich die Tür auf und legte sie vorsichtig auf die freie Krankenliege. Zögerlich löste ich meine Arme von ihr, griff jedoch nach ihrer Hand und hielt sie fest.
„Tut mir leid, dass ich nicht rechtzeitig da war. Bitte verzeih mir", hauchte ich mit gebrochener Stimme. Darauf folgte ein leichter Druck an meiner Hand und ein vorsichtiges Lächeln lag auf ihren vollen Lippen. Sanft fuhr ihr Daumen über meinen Handrücken. Der Tornado an Gefühlen in mir verwandelte sich in eine sanfte Brise. Seufzend sanken meine Schultern tiefer, doch sobald sich die Tür öffnete und der Doc den Raum betrat, setzte ich wieder meine undurchdringliche Alpha Miene auf.
„Hallo Alpha, ich werde mich sofort um die Patientin kümmern. Würden Sie bitte draußen warten?" Knurrend ließ ich die Hand meiner Mate los und wandte mich ihm zu.
„Glaubst du wirklich ich würde meine Mate in diesem Zustand alleine lassen? Und dann noch mit einem Mann alleine in einem Raum?" Kuno sah mich etwas ängstlich an und senkte unterwürfig den Kopf. Normalerweise ließ ich ihn seine Arbeit machen, wir waren sogar ganz gute Freunde, doch die ganze Situation stresste mich und befeuerte die Zweifel, die mich in letzter Zeit immer mehr zu erdrücken schienen. Wie sollte ich also sicher sein, dass er sie mir nicht wegnehmen würde? Die liebliche Stimme meiner Mate brachte mich dazu, mich umzudrehen und sie anzustarren.
„Es ist okay Tyron. Mir geht es gut und du solltest dir jetzt endlich mal was anziehen. Ich werde hier gut versorgt und wenn du dich umgezogen hast, holst du mich ab und wir gehen zusammen nach Hause." Sie fragte mich gar nicht erst, sondern entschied, dass ich sie alleine lassen sollte. Ich wehrte mich dagegen von jemand anderem Befehle entgegenzunehmen, doch sie war meine Mate, somit mir ebenbürtig und dazu noch der Blick in ihre Augen die keine Widerworte zuließen. Das Braun funkelte so intensiv und vermieden jeden Blick auf mich. Sie bemühte sich nur in meine Augen zu sehen, ein leichter rot Schimmer auf ihren Wangen und ich hätte sie am liebsten an mich gezogen und geküsst. Doch jetzt musste sie erst einmal versorgt werden und anscheinend war ihr meine Nacktheit unangenehm, weswegen ich schlussendlich nickte, den ungläubigen Blick von Kuno ignorierend.
Auf dem Flur kam mir mein Gamma Milan entgegen in der Hand ein Bündel Kleidung, dass ich dankbar entgegennahm. Schnell zog ich mir die Jogginghose und das T-Shirt über, so musste ich meine Mate nicht ganz alleine lassen, auch wenn ich wusste, dass ich noch nicht zu ihr durfte. Angestrengt lauschte ich dem Gespräch von Kuno und meiner Mate, doch er schien mir professionell und keineswegs so, als würde er sie anmachen. Wieso sollte er auch, er wusste, dass ich ihn verbannen würde, sollte er sich wagen sie falsch anzufassen.
„Draco ist so weit stabil. Viel Blut hat er verloren, der Biss ist tief, bis runter auf den Knochen. Noch etwas länger und er hätte es nicht mehr geschafft." Betrübt senkte mein Gamma den Blick und schien für einen Moment abweisend. Ich konnte ihn gut verstehen, alleine der Gedanke daran eines meiner Rudelmitglieder zu verlieren bereitete mir Kopfschmerzen. Als Alpha war es meine Aufgabe das zu verhindern. Wir unterhielten uns noch kurz, bis Ares angerannt kam und sich besorgt umsah.
„Wo ist meine Schwester? Ist sie stark verletzt?" Aufgewühlt sah er sich um. Sein wütender Blick fixierte mich und ich wusste, was er mir sagen wollte. Es wäre meine Aufgabe gewesen sie zu beschützen, den Angriff zu verhindern, schneller zu sein als alle anderen. Aber ich war nicht schnell genug gewesen, hatte die Gefahr unterschätzt und meine Mate in Gefahr gebracht. Ich würde mich nicht bei ihm entschuldigen, das ließ mein Rang nicht zu.
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A Love stronger than Death
WerewolfCassandra Downfield ist eine Genträgerin. Sie kann sich nicht verwandeln, trägt das Gen jedoch in sich und wächst in einem Rudel auf. Ihr Leben scheint genauso normal, wie das jedes anderen, doch dann verändert ein Angriff auf ihr Rudel ihr Leben gr...