Kapitel 29

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C a s s a n d r a

Als ich aufwachte, war Tyron schon zur Arbeit aufgebrochen und ich machte mich ebenfalls fertig, weil ich heute im Krankenflügel arbeiten musste. Doch irgendwie fühlte ich mich heute nicht so gut und als ich mich umzog bemerkte ich auch den Grund dafür. Ich hatte meine Regel bekommen und wollte am liebsten zurück ins Bett kriechen und nicht wieder aufstehen. Ich wohnte nun schon 2 Wochen offiziell bei Tyron und wir kamen immer besser miteinander aus, aber ich hatte gehofft dieses peinliche Gespräch einfach noch hinausschieben zu können. Werwölfe konnten mein Blut nämlich riechen und da ich die Pille immer 3 Monate durchnahm, hatte ich sie hier noch nicht gehabt. Schon die letzten Tage hatte Tyron mich immer aufmerksam beobachtete, als ich vor dem Schlafen immer meine Pille genommen hatte, aber bisher hatte er nicht nachgefragt. Die Pille zu nehmen kam hier nämlich Hochverrat gleich, da sie die Natur beeinflusste und die Chance auf Nachfolger minimierte. Dieses Gespräch hatte ich schon einmal mit meiner Mutter geführt, da ich immer mit starken Schmerzen während der Regel zu kämpfen hatte und nichts wirklich dagegen geholfen hatte. Wir mussten dann extra zu einem menschlichen Arzt, um mir das Medikament verschreiben zu lassen, da der Rudelarzt sich strikt geweigert hatte.

Seufzend klebte ich mir eines dieser Wärmepflaster auf und machte mir noch einen beruhigenden Tee, den ich in einem Thermobecher mit in den Rudelflügel nahm. Etwas Bewegung würde mir sicherlich guttun, zumindest hoffte ich das. Als ich meinen Arbeitsplatz erreichte, war Kuno noch nicht da, also begann ich schon mal alles für den heutigen Tag vorzubereiten. Brook würde heute für eine Untersuchung vorbeikommen, da sie jetzt jeden Tag ihr Baby zur Welt bringen könnte. Der errechnete Termin der Entbindung wäre gestern gewesen, also hielten wir sie besonders gut im Auge. Ein Krieger hatte sich auch angekündigt, da er mit Schmerzen im Arm zu kämpfen hatte, die ihn nun schon eine Woche plagten und irgendwie nicht ganz verschwinden wollten. Gerade ließ ich mich auf meinem Stuhl an meinem Schreibtisch nieder, den Kuno extra für mich hatte aufstellen lassen, als die Tür aufflog und Kuno den Raum betrat. Er sah sich schnell um, bis sein Blick an mir hängen blieb und er mich aufmerksam musterte.

„Geht es dir gut Cassandra? Es riecht nach Blut, hast du dich verletzt?" Mit besorgtem Gesichtsausdruck kam er auf mich zu und berührte meine Stirn, wahrscheinlich um meine Temperatur zu kontrollieren, bevor er an mir hinab sah und nach Verletzungen suchte. Peinlich berührt senkte ich den Kopf und schob seine Hand beiseite.

„Es ist alles soweit okay Kuno, ich habe nur meine Regel... also.. könntest du dir bitte nicht weiter den Kopf darüber zerbrechen und mich einfach arbeiten lassen?" Erkenntnis flackerte in seinen Augen auf, bevor er sich etwas zurückzog und seufzte. Mit verschränkten Armen lehnte er sich an die Tischplatte und beobachtete mich dabei, wie ich noch einen Schluck Tee trank.

„Tut mir leid Cassandra, aber so kann ich dich hier nicht arbeiten lassen. Der Geruch von Blut wird bei jedem, der hier vorbei kommt Unruhe auslösen. Zumal es dein Blut ist, das Blut der Luna, die es zu beschützen gilt. Wir werden keine ruhige Minute haben und wenn Alpha Tyron bemerkt, dass es dir nicht gut geht, wird er hier die Tür eintreten. Nimm dir die Woche einfach frei und komm wieder, wenn deine Regel vorbei ist." Ich hatte schon mit so etwas gerechnet, weswegen ich nicht weiter mit ihm verhandelte, sondern meine Sachen packte und mich neben die Tür stellte.

„Sag mal Kuno, wie steht ihr hier zu chemischen Verhütungsmitteln? Gibt es eine Möglichkeit von dir ein neues Rezept für meine Pille zu kriegen?" Irgendwann würde ich ein neues Rezept brauchen, also fragte ich lieber direkt danach, als es lange hinauszuzögern. Kunos Antwort überraschte mich zudem positiv, da er mir versprach das Medikament zu besorgen, nachdem ich ihm meine Beschwerden beschrieben hatte, allerdings nur unter der Bedingung, das Tyron damit einverstanden war.

Zu Hause zog ich mir direkt ein paar bequeme Klamotten an und machte es mir auf der Couch mit einem neuen Tee und einer flauschigen Decke gemütlich. Es dauerte ungefähr eine halbe Stunde, bis die Haustür hektisch geöffnet wurde und wieder ins Schloss fiel. Mit glühenden Augen sah Tyron sich um, bis er mich auf der Couch sah und sofort zu mir kam. Sofort wurde ich hochgehoben und fest in seine Arme genommen, bevor er sich mit mir zusammen wieder setzte.

„Ich war gerade im Krankenflügel, weil du heute arbeiten solltest und da warst du nicht. Kuno hat mir dann erzählt, weshalb er dich nach Hause geschickt hat und ich bin so schnell gekommen wie ich konnte. Wieso hast du nicht angerufen?" Seine Stimme war eine Mischung aus besorgt und sauer, als er mich auf seinen Schoß zog und mich sanft mit der Decke zudeckte. Ich verdrehte die Augen und ließ meinen Kopf gegen seine Schulter sinken und kuschelte mich dichter an ihn heran.

„Ich bin nicht krank Ty. Ich habe meine Tage, was etwas ganz Normales ist und da brauche ich keinen Babysitter. Damit komme ich schon alleine zurecht und es ist keinesfalls ein Grund dich von deiner Arbeit abzuhalten." Ein unzufriedenes Knurren ertönte seinerseits und sein Griff um mich verstärkte sich noch etwas.

„Es ist ein Grund mich von der Arbeit abzuhalten ma Luna. Du gehst vor und wenn es dir nicht gut geht, möchte ich das auch wissen." Langsam hob ich den Kopf und drehte mich so, dass ich ihm in die Augen sehen konnte. Langsam legte ich eine Hand an seine Wange und gab ihm einen sanften Kuss auf die Lippen, der mich beruhigte und gleichzeitig für eine wohlige Wärme in meinem Bauch sorgte.

„Tut mir leid, nächstes Mal sag ich gleich Bescheid", wisperte ich an seine Lippen und lehnte meine Stirn an seine, bevor ich die Augen schloss und einfach seine Nähe genoss. Er brummte zufrieden und drückte mir noch einen süßen Kuss auf die Lippen, bevor er mit mir auf dem Arm aufstand und mich ins Schlafzimmer brachte. Vorsichtig legte er mich ins Bett und kletterte hinter mich, um sich an mich zu schmiegen. Tatsächlich war ich wirklich ziemlich müde und seine Wärme sorgte dafür, dass ich noch schläfriger wurde und schließlich einschlief.

Die ganze Woche bleib Tyron zu Hause und kümmerte sich um mich, was einerseits wirklich süß, aber auf der anderen Seite auch wirklich nervig war. Es kostete mich ganze drei Tage ihn davon zu überzeugen, dass es mir nicht so schlecht ging und ich nicht nur im Bett liegen musste, sondern mich normal bewegen konnte. Als ich das geschafft hatte, verbrachten wir viel Zeit damit, zusammen spazieren zu gehen, auf der Couch zu kuscheln oder etwas anderes zusammen zu machen. Ich konnte Ty sogar davon überzeugen mir einen seiner Krimis vorzulesen, da ich seine Stimme wirklich liebte. Während er also auf der Couch saß, hatte ich meinen Kopf in seine Schoß gelegt und mit geschlossen Augen seiner Stimme gelauscht. Ares hatte solange das Büro übernommen und sich darüber auch nicht wirklich beschwert. Alles in Allem fühlte ich mich hier so wohl wie nirgendwo sonst auf der Welt und für diese Erkenntnis hatte ich nur eineinhalb Monate mit meinem Mate in seinem Rudel verbringen müssen. Verrückt, wie schnell sich alles ändern konnte.

A Love stronger than DeathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt