C a s s a n d r a
Nachdem unser zweiter Kuss geendet hatte, war Kuno reingeplatzt und bat mich darum, ihm mit den Verletzten zu helfen. Mit glühenden Wagen hatte ich Tyron in dem Behandlungszimmer zurückgelassen und half Kuno sofort mit den Kriegern, die in den anderen Zimmern untergebracht waren. Immer noch waren meine Wangen heiß gewesen und ich konnte Tyrons Wärme immer noch spüren, auch wenn er schon lange nicht mehr bei mir war. Nun ging ich gerade nach Hause, da Kuno und ich für heute fertig waren und er den Rest alleine schaffen würde, wie er mir nachdrücklich versichert hatte.
Sobald ich meine Hand auf die Klinke der Haustür legte, hielt ich kurz inne und atmete tief durch. Ich wusste nicht, wie ich nun mit Tyron umgehen sollte. Wäre ein Kuss zur Begrüßung angebracht? Erwartete er eine Umarmung? Wo standen wir jetzt und wie würde es weiter gehen? Ich war mir ja selbst nicht sicher, woher das plötzliche Bedürfnis gekommen war ihn zu küssen. Schon als er mich im letzten Moment vor dem Rough gerettet hatte, spürte ich dieses Bedürfnis nach Nähe und dieses Gefühl verspürte ich noch immer. Ich schluckte die Zweifel herunter und betrat das Haus, nur um von zahlreichen Kisten im Flur begrüßt zu werden. Durch die ganze Aufregung hatte ich meinen Umzug irgendwie verdrängt und jetzt würde ich die Kisten sicherlich nicht mehr anrühren, dass konnte bis morgen warten.
In der Küche sah ich ihn dann. Er hatte mir den Rücken zugewandt und trug nur eine tiefsitzenden Jogginghose. Seine dunklen Locken standen ihm wild vom Kopf ab und zum ersten Mal fiel mir das Tattoo entlang seiner Wirbelsäule auf. Es zeigte die verschiedenen Mondphasen und startete zwischen seinen Schulterblättern bis runter zum Bund seiner Hose. Es war wirklich wunderschön, auch wenn ich ihn nicht für den Typ Mann gehalten hatte, der Tattoos besaß, so verlieh es ihm eine ungeahnte Attraktivität, die seinen Sex-Appeal noch um einiges steigerte. Bis eben war mir nicht einmal klar gewesen, dass ich auf Tattoos stand, doch allem Anschein nach, gefiel mir alles an ihm. Vorsichtig betrat ich den Raum, versuchte den Fakt einfach zu ignorieren, dass er mir halbnackt gegenüberstand und ich ihn heute schon nackt gesehen hatte, was mir definitiv ebenfalls gefallen hatte, doch das würde ich auf keinen Fall zugeben.
„Hey", unbeholfen rang ich die Hände und wartete auf eine Reaktion von ihm, die daraus bestand, dass er sich zu mir umdrehte und sich gegen den Tresen lehnte. „Hey." Unsicher, was ich jetzt tun sollte, blieb ich auf der Stelle stehen und versuchte meinen Blick nur auf sein Gesicht gerichtete zu halten, was mir deutlich schwerer fiel als sonst. Er lächelte mich vorsichtig an und machte einen Schritt in meine Richtung. Nervös ging ich ebenfalls auf ihn zu und fand mich im nächsten Moment in seinen Armen wieder, die mich fest an seine stählerne Brust drückten. Tief einatmend vergrub er seinen Kopf in meinen Haaren und grummelte unzufrieden, während ich nur mit geschlossenen Augen an seiner Brust lehnte. Erst jetzt merkte ich, wie sehr mir jeder Knochen im Körper schmerzte. Es war so ein turbulenter Tag gewesen und ich war einfach nur müde, am liebsten wäre ich einfach sofort eingeschlafen, umgeben von Ty's beruhigender Wärme.
„Du riechst nach anderen Männern, Desinfektionsmittel und Blut", gab er mit unzufriedener Stimme von sich und wanderte mit seiner Nase weiter runter in meinen Nacken, vermutlich um meinen Eigengeruch zu finden, der den Gestaltwandlern so viel bedeutet. Also ließ ich ihn einfach machen und als er immer noch unzufrieden brummte, stieß ich ihm leicht gegen die Brust und löste mich aus der Umarmung.
„Okay Mister, da dir mein Geruch nicht zu gefallen scheint, gehe ich jetzt duschen und du machst uns was zu Essen. An den Geruch solltest du dich aber gewöhnen, denn wenn ich hier im Krankenflügel arbeite, werde ich öfters so riechen." Ich war schon fast durch die Tür in den Flur getreten, als sich seine Arme vorsichtig an meine Hüfte legten und ich seine Körperwärme durch mein Shirt spürte. Zudem war ich nicht wie sonst zusammengezuckt, nur ein heißer Schauer, der mir bei seiner Berührung über den Rücken lief, ließ mich leicht zittern.
„Ich werde mich niemals daran gewöhnen, denn dein Geruch ist der schönste auf dieser Welt. Ich kann es kaum erwarten ihn mit meinem Biss noch zu verstärken ma Luna." Ein erschrockenes Keuchen entwich mir und ich riss überrascht die Augen auf. Ein lustvolles Kribbeln breitete sich in meinem Bauch aus und wanderte in südlichere Regionen, die bisher noch kein Mann je erreicht hatte, weder mit Berührungen noch mit Worten. Tyron interpretierte meinen Schock jedoch falsch und löste sich abrupt von mir.
„Tut mir leid, dass hätte ich nicht erwähnen sollen. Wie gesagt wir haben alle Zeit, die du brauchst. Geh ruhig duschen, ich mache uns so lange was zu essen." Als ich über die Schulter sah, konnte ich noch sehen wie er mit hängenden Schultern zum Herd ging und verschiedene Töpfe hervorholte. Schnell fasste ich mich aber wieder und ging die Treppen hoch in unser gemeinsames Badezimmer, wo ich mich meiner Klamotten entledigte und sofort unter das dampfende Wasser trat. Ich hatte ihm erst erklären wollen, dass meine Reaktion nichts Negatives bedeutete, doch was genau sie aussagte, konnte ich ihm auch noch nicht sagen. Natürlich wusste ich, dass alles in unserer Beziehung etwas schneller gehen würde, naja nicht nur etwas, sondern enorm viel schneller, wenn man bedachte, dass ich nur nach einem Monat bei ihm eingezogen und mein altes Leben aufgegeben hatte. Dennoch hatte ich nicht damit gerechnet, dass auch unsere körperliche Beziehung sich so schnell intensivieren würde. Das alles überforderte mich und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Ob Tyron schon mit einer Frau geschlafen hatte? Würde ich seinen Erwartungen gerecht werden und noch viel wichtiger, was erhoffte ich mir von unserem Sex? Ich meine ich hatte keine Vergleichsmöglichkeiten, aber als Krankenschwester war ich mir darüber bewusst, dass es wahrscheinlich nicht schön werden würde, sondern etwas unangenehm.
All diese Gedanken ließ ich im Badezimmer zurück und zog mir ein T-Shirt von Tyron über eine meiner Jogginghosen. Mit noch nassen Haaren lief ich nun in die Küche, wo der Tisch schon für uns gedeckt war. Überrascht stellte ich fest, dass es nicht nur Nudeln mit Soße gab, wie ich es erwartet hatte, sondern Hähnchenbrust mit Preiselbeer Soße und Jasminreis. Tyron war zwar noch nicht fertig mit der Zubereitung, aber ein Blick an seiner Hüfte vorbei verriet mir deutlich, dass er ein hervorragender Koch war. Zudem stellte ich auch fest, dass er sich ein Shirt übergezogen hatte, was dem meinen sehr ähnlich war. Seufzend legte ich meine Hände an seinen Rücken, wodurch er sich sofort anspannte.
„Es ist alles momentan sehr viel Tyron und ich hoffe du nimmst es mir nicht böse, dass ich noch nicht mit all dem klarkomme. Es hat sich so viel verändert und ich versuche immer noch das alles zu verarbeiten. Ich meine vor einem Monat war ich mir noch sicher, dass ich nie wieder etwas mit Werwölfen zutun haben will und jetzt bin ich dabei mich in einen zu verlieben, lebe wieder im Rudel und arbeite in eurem Krankenflügel." Einen Moment lang stand er noch still da, bevor er sich zu mir umdrehte und meine Hände, die nun an seiner Brust lagen mit seinen umschloss. Mit leuchtenden Augen funkelte er mich an und ich verlor mich sofort in der einzigartigen Mischung aus grün und braun.
„Mir ist bewusst, dass du viel aufgeben musstest, deine Wohnung, deine Arbeit, dein Leben das du geführt hast, also ist es in Ordnung, dass du dich nicht sofort an alles hier gewöhnst. Aber ich bin nun mal ein Gestaltwandler und uns ist die körperliche Beziehung ebenso wichtig wie die Emotionale. Du weißt, dass ich dich niemals zu etwas drängen würde, aber manchmal dominiert der Wolf in mir, besonders seit heute Nachmittag. Ich kann nur noch daran denken dich zu küssen und für immer im Arm zu halten, also sei mir nicht böse, wenn ich andauernd Körperkontakt oder deine Aufmerksamkeit suche, denn diese Sachen sind mir eben wichtig."
Mit einem kleinen Grinsen entzog ich ihm meine Hände und legte sie um seine Hüften. Mit Umarmungen hatte ich noch nie ein Problem gehabt und mit Körperkontakt eigentlich auch nicht, solange wir auf dieser Ebene blieben und uns mit allem anderen Zeit ließen. Lächelnd platzierte Ty einen Kuss auf meiner Stirn und machte sich dann daran unser Essen fertig zu stellen.
Später am Abend lagen wir zusammen im Bett, Tyron hatte nur nach meiner Hand gegriffen und sich ansonsten auf seine Bettseite zurückgezogen. Ich vermutete stark, dass er versuchte mir die Führung zu überlassen, was mir wieder einmal zeigte, dass er der liebevollste und verständnisvollste Mann dieser Welt war. Auch wenn ich seinen guten Willen zu schätzen wusste, fehlte mir seine Wärme, weshalb ich die Initiative ergriff und zu ihm rutschte. Als ich meinen Kopf auf seiner Brust ablegte und mich an seine Seite kuschelte, schlang er vorsichtig einen Arm um mich. Seine Hand kam dabei auf meiner Taille zum Liegen und beschrieb dort sanfte Kreise, die meine Haut zum Kribbeln brachten. Mit einem zufriedenem Seufzen kuschelte ich mich noch dichter an meine persönliche Heizung und schloss die Augen. Ich bekam noch mit, wie er seine Nase in meinen Haaren vergrub und tief durchatmete, bevor ich einschlief.
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A Love stronger than Death
WerewolfCassandra Downfield ist eine Genträgerin. Sie kann sich nicht verwandeln, trägt das Gen jedoch in sich und wächst in einem Rudel auf. Ihr Leben scheint genauso normal, wie das jedes anderen, doch dann verändert ein Angriff auf ihr Rudel ihr Leben gr...