T y r o n
Meine Augen brannten und mein Nacken schmerzte wahnsinnig, während ich immer weiter die Pläne studierte, die die Grenzen meines Gebietes zeigten. Seit Stunden war ich nun schon dabei einen Plan aufzustellen, der alle Schwachstellen abdeckte und der mir trotzdem genug Wachen für den Ernstfall zurückließ. Ich wollte die Besetzung an den Grenzen verstärken und zusätzliche Grenzläufe einführen, die Kämpfer aber trotzdem schonen. Sie brachten mir nichts, wenn sie von den langen Schichten zu geschwächt waren, um sich zu verteidigen. Heute hatten wir den ersten Mann in diesem nie endenden Kampf verloren und das machte mir zu schaffen. Zweifel schnürten mir die Kehle zu und ich hatte das Gefühl, dass ich versagt hatte. Verzweifelt fuhr ich mir durch die kurzen schwarzen Haare und knurrte auf. Ich würde nicht noch mehr Rudelmitglieder verlieren, das war einfach nicht akzeptabel. Zusätzlich dazu versuchte ich auch noch die Frauen und Kinder zu beruhigen, die sich immer wieder mit ihren Sorgen an mich und meinen Beta wandten. Das überforderte mich zusätzlich auch noch, da ich mich ihnen nur halbherzig zuwenden konnte. Meine größte Priorität war es momentan einfach die Grenzen zu schützen und die Kämpfer in Gruppen einzuteilen.
„Ares, kommst du endlich!" Genervt rief ich wieder nach meinem Beta, der bei dem Klingeln seines Telefons aufgesprungen war und den Raum verlassen hatte. Ich wusste, dass er regelmäßig mit seiner Schwester sprach, doch gerade sollte das Rudel seine größte Verpflichtung sein. Wütend raufte ich mir die Haare und sah ein, dass ich eine Pause von all dem brauchte, aber ich konnte nicht einfach schlafen gehen, ohne eine Lösung für das Problem gefunden zu haben. Erschöpft ließ ich mich in meinem Lederstuhl zurücksinken und atmete tief durch. Wie gern würde ich jetzt meine Gefährtin auf meinen Schoß sitzen sehen, vielleicht würde sie mir durch die Haare fahren und mich beruhigen, mir versichern, dass wir auch diese Krise gemeinsam meistern konnten, doch sie war nicht da. Ich würde sie wohl nie finden und auch wenn die Hoffnung immer weiter schwand, würde ich niemals eine andere auch nur ansehen können.
„Ich bin schon da. Entschuldigung, meine Schwester hat angerufen und ich wollte nicht, dass sie sich Sorgen macht." Seufzend nickte ich nur und deutete ihm an auf dem Stuhl mir gegenüber platz zu nehmen. Ich konnte ihm nicht böse sein, Familie stand an erster Stelle, nur das seine Familie nicht nur das Rudel umfasste, sondern auch noch seine Schwester, die irgendwo in einem kleinen Dorf lebte. Ich wusste nicht, weshalb sie nicht zu ihrem Bruder gezogen war, aber das war gerade meine kleinste Sorge. Zusammen beugten wir uns wieder über die Pläne und versuchten mögliche Schwachstellen auszumachen, an denen es sich lohnen würde, weitere Wachen zu postieren. An Kämpfern mangelte es uns sicherlich nicht, aber ich hatte ein schlechtes Gefühl dabei die unerfahrenen Welpen mit an der Grenze einzusetzen. Einige hatten noch nie gegen jemanden außerhalb des Trainings gekämpft und gerade war keine gute Zeit dafür sie üben zu lassen.
„Wir könnten immer einen oder zwei der unerfahrenen mit den anderen losschicken, dann haben sie Verstärkung und die Jünglinge lernen auch noch was dazu. Du kannst sie nicht ewig von ihrem Dienst zurückhalten Ty." Ich brummte, aber stimmte ihm innerlich zu, weshalb ich schließlich nickte. Zusammen stellten wir den Dienstplan auf, der ab morgen in Kraft treten würde und als wir endlich damit fertig waren, war es schon weit nach Mitternacht. Ares stand auf und streckte sich, doch ich dachte nicht daran jetzt schlafen zu gehen, zu viel Arbeit lag noch vor mir auf dem Tisch. Mein Beta schien zu bemerken, dass ich mir jetzt wohl keine Pause gönnen würde und stütze sich auf seiner Stuhllehne auf. Sein stechender Blick brannte sich in meine Kopfhaut, als ich mit gesenktem Kopf weitere Papiere durchging. Es war noch einen Moment still, bevor er sich doch noch dazu entscheid etwas zu sagen.
„Du brauchst auch eine Pause Tyron. Selbst du als Alpha brauchst Schlaf, denn wenn du dir nicht mal ein paar Stunden Ruhe gönnst, nützt uns das auch nicht viel. Du brauchst die Energie, um auf das Rudel aufzupassen und ich weiß, wie schwer es dir fällt das alles hier liegen zu lassen, aber wenn es hart auf hart kommt, brauchen wir einen ausgeschlafenen, fitten Alpha, der bei der Sache ist und nicht so aussieht, als würde er jede Minute zusammenbrechen." Mein innerer Wolf wollte ihn zurechtweisen und ihm zeigen, wie stark er war, doch ich merkte selbst wie ausgelaugt ich mich fühlte. Seit Tagen hatte ich nicht richtig geschlafen, mir immer nur ein bis zwei Stunden Pause gegönnt, um zu Essen oder kurz die Augen zu schließen.
„Komm mit und ruh dich aus", setzte er noch etwas versöhnlicher hinterher und ich war kurz davor ihn einfach rauszuschicken und weiterzuarbeiten, doch tief im Inneren wusste ich, dass er recht hatte, somit erhob ich mich mit knackenden Gelenken und folgte ihm aus dem Büro raus, dass sich im Rudelhaus befand und schlenderte mit ihm durch die kalte Nacht rüber zu meinem Haus, das direkt neben seinem eigenen lag. Ich hatte es mit 20 Jahren erbaut, für mich und meine Mate, sowie zahlreiche Kinder, die ich mir wünschte. Für mich allein wirkte das Haus immer viel zu groß mit den leeren Räumen und kahlen Wänden. Die Wärme fehlte und manchmal drohte die Einsamkeit mich zu erdrücken, doch ich ließ mir von all dem nichts anmerken.
„Morgen früh treffen wir uns um 8 Uhr wieder in meinem Büro. Häng bitte die Pläne auf und gib sie über den Mind-Link an die anderen weiter", wies ich ihn an und drückte die Tür auf. Er stimmte mir kurz zu und wollte schon zu seinem eigenen kleinen Haus laufen, als ich ihn zurückhielt. „Danke Ares, du bist ein guter Freund und ein noch besserer Beta. Es tut mir leid, dass ich momentan so gestresst bin. Ich gebe mir Mühe das zu ändern." Er lächelte mich nur schwach an und nickte. Er wusste, dass er dazu nichts sagen musste, eine Entschuldigung bekam man von einem Alpha selten, außer man war die Mate von ihm, deswegen wusste er sie wohl mehr zu schätzen, als ich mir vorstellen könnte.
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A Love stronger than Death
Lupi mannariCassandra Downfield ist eine Genträgerin. Sie kann sich nicht verwandeln, trägt das Gen jedoch in sich und wächst in einem Rudel auf. Ihr Leben scheint genauso normal, wie das jedes anderen, doch dann verändert ein Angriff auf ihr Rudel ihr Leben gr...