17. Familiengeschichte

310 16 28
                                    

Schnee.
Egal wo man hinsah, alles war voll mit dieser weißen Pest und dass obwohl sich der Januar langsam dem Ende zuneigte.

Kälte umgab alles und schien in die Köpfe der Menschen eingedrungen zu sein.

Wenige Wochen waren vergangen seit der furchtbaren Nacht des neuen Jahres und niemand schien darüber reden zu wollen. Obwohl jeder davon wusste.

Als habe es sich in ihren Gedanken festgesetzt und würde sich langsam in ihre Erinnerungen hineinfressen. Doch niemand schien sich zu trauen die Worte über seine Lippen zu lassen.

Eine Sache die Maya Harper ungewohnt schwer fiel. Aus der jungen Spanierin platzte normalerweise alles heraus, als wäre sie ein Quell, der immer übersprudelte.

Unruhig rutschte sie auf ihrem Labor Stuhl hin und her und betrachtete die weißen Heftseiten vor sich auf dem Tisch.
Sie hatte vor diese mit den Werten ihres letzten Experimentes zu füllen, doch vergeblich.
Nichts schien richtig zu funktionieren in letzter Zeit.

Und Mark, der ihr gegenüber saß und in einem dicken alten Wälzer blätterte, war ihr auch keine sonderlich große Hilfe.

"Wusstest du, dass die Schiffkategorie der Segelschiffe im 18. Jahrhundert an der Anzahl ihrer Kanonen festgemacht wurde", Mark sagte das so beiläufig ohne von den alten Seiten aufzusehen.

Maya schüttelte desinteressiert den Kopf: "Ne davon hab ich noch nie gehört.
Seit wann interessierst du dich für Segelschiffe?
Du wirst doch immer Seekrank."

"Ich interessiere mich nicht wirklich dafür", antwortete der Junge, während er die Brille auf seinem Nasenrücken zurecht rückte, "Aber dieser Oscar von der gegnerischen Schule aus dem Schulduell. Er hat den Segelschein und postet permanent sie unnötiges Kram über sämtliche Arten von Segelschiffen aus allen Epochen. Wenn also eine Frage dazu kommt ist er klar im Vorteil."

Mit einem theatralischen Seufzer schlug Maya ihr Chemieheft zu.

Sie hatte aufgegeben heute noch zu einem Ergebnis zu kommen und Selina schien auch nicht aufzutauchen.

"Du fängst langsam an durchzudrehen Bishop. Du kannst jede Frage beantworten die gestellt wird, jetzt fang nicht an verrückt zu spielen.
Kann es sein das du Neal vermisst?"

"Furchtbar!", stöhnte Mark und ließ seinen Kopf geräuschvoll auf den Tisch donnern, "Wieso muss er nur die Rolle des Märtyrers spielen? Ausgerechnet dann, als alles so super gelaufen ist.
Ich meine ich liebe Sel und ich weiß warum er es getan hat, aber das macht es nicht leichter?"

Echte Sehnsucht, so wie Maya sie nie verspürt hatte, spiegelte sich in den stahlgrauen Augen des Jungen wider.

Und so sehr Maya Selina auch liebte, dafür hasste sie sie.
Es war nicht richtig gewesen, auch wenn es nicht beabsichtigt war.

"Ich gehe in die Mensa", sagte Maya als sie ihre Sachen in ihrer Tasche verstaute, "Willst du mit? Wir können da zu den anderen. Ich schreibe Sel, dass wir uns da treffen und nicht mehr im Labor. Kommt heute eh nichts mehr bei herum."

Mark schüttelte den Kopf: "Ne danke. ich werde noch etwas hier bleiben und mein Wissen über die Segelschiffe des 18. Jahrhunderts aufbessern."

Die Junge Spanierin nickte zögernd. So sehr sie Mark auch mochte, er würde immer der schräge Vogel bleiben. Und wenn er sich mit den Segelschiffen beschäftigen wollte, dann wollte sie ihn nicht weiter stören.

"Bis später Hase." Maya drückte ihrem besten Freund noch einen Kuss auf den Haaransatz, bevor sie das Labor verließ.

.

Die Gänge des Naturwissenschaftlichen Trackts waren leer. Kein Schüler oder Lehrer war da, als sie durch die Flure schritt. Die hohen Wände ließen ihre Schritte widerhallen, wie ein leises Echo.

"Du bist schwer zu finden in diesem riesigen Gebäude, Harper." Eine dunkle Stimme ließ sie zusammenzucken. Sie sah den Schatten, der sich hinter den Vitrinen versteckt gehalten hatte und nun vor sie auf den Gang trat.

Dunkelbraune Haare schimmerten im grellen Licht, dass durch die Fenster drang. Seine dunkelblauen Augen hatten sie ins Visier genommen, als wäre sie Beute.
Ein Reh, welches ihm um Längen unterlegen war.

Samuel Johnson überragte die junger Spanierin um mindestens eineinhalb Köpfe und seine breiten Schultern warfen einen Schatten auf sie hinab.

Doch Maya schüchterte dieser Gorilla nicht ein. Abfällig stieß sie die Luft durch ihre Nase aus: "Was willst du SJ? Ich dachte es wäre klar das wir uns in der Schule nicht kennen."

"Ich weiß was dein Cousin gesagt hat. Es wäre ja eine Schande wenn deine Elite Freunde, mit den reichen Eltern und teuren Luxusschlitten, wüssten was du für ein dunkles Geheimnis hast.
Wenn Tompson Junior die Wahrheit wüsste, dann wäre es das mit Maya Harper."

Ertappt zuckte das Mädchen, bei dem Klang seiner Worte, zusammen: "Du denkst nicht einmal daran etwas zu sagen oder?
Du hast meinen Cousin gehört!"

"Er war mehr als deutlich was das ganze angeht. Kein Wort zur Tompson Junior oder sonst jemanden der West River."

"Und du wirst dich daran halten oder, SJ?", fragte Maya neugierig. Sie versuchte die Unruhe in ihrer Stimme zu verstecken, doch ihr Gegenüber kannte sie lange genug um es zu bemerken.

Er konnte jede ihrer kleinsten Lügen sofort durschauen. Was mit seinen dunklen Augen auch wenig kompliziert zu sein schien. Man hatte immer das Gefühl, sie würden einem direkt in die Seele starren.

"Was der Boss sagt ist nun einmal Gesetz. Auch wenn ich der Meinung bin, dass die Wahrheit immer besser ist.
Vor allem dann, wenn sie dich weniger aussehen lässt wie die versnobte Tochter eines Staatsanwalts." Er hatte ihr eine Hand auf die Schulter gelegt und strich sacht darüber.
Beinahe Brüderlich.

Die Anspannung verließ den Körper der jungen Spanierin.
Jeder andere hätte sich bestimmt gefürchtet vor diesem Riesen. Doch Maya wusste genau, dass er sich niemals gegen sie stellen würde.
Das er sie niemals im Stich lassen würde und das er sie beschützen würde.

"Bist du heute Abend da? Du weißt das es der Gruppe wichtig ist." Fragend sah der Junge auf sie hinab.

Maya nickte ehrlich: "Ja. Natürlich."

Ein breites Grinsen zeichnete sich auf seinen Lippen ab und er ließ seine Hand wieder sinken. "Super, dass wollte ich hören. Wir sehen uns später."

Samuel klopfte ihr noch einmal auf die Schulter, bevor er den Gang verließ und Maya alleine zwischen den leeren Laboren zurückblieb.

.

"Da bist du ja." Erneut ließ eine Stimme Maya Harper zusammenzucken.
Sie wusste nicht wie lange sie in dem Flur gestanden hatte, ohne sich zu bewegen.

Mark Bishop hatte ebenfalls das Labor verlassen. Das dicke Lexikon hatte er sich unter seinen Arm geklemmt und mit der freien Hand schob er, wie immer, seine Brille zurecht.

"Ich dachte du wärst schon bei den anderen. Warum stehst du hier wie angeschraubt?"

Mark folgte ihrem Blick und sah ebenfalls den menschenleeren Gang entlang. "Was genau beobachten wir denn hier?"

"Das, mein lieber Mark, ist die Leere. Sie befindet sich hier im Gang und im Hirn unserer Sportler.
Sowie im Rest der Schüler der West River High!" Maya warf ihre dunklen Locken zurück und schenkte ihrem besten Freund ein breites Lächeln.

"Komm. Ansonsten erreichen wir die Mensa erst zum Ende der Pause."

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Welches dunkle Geheimnis hütet wohl unsere Maya?
Und was hat sie mit diesem Schüler der Fox High zu tun?

Vielleicht hat ja schon einer eine Idee?

Ich wünsche euch allen ein schönes Wochenende und an die die gerade noch ihre Ferien genießen können schöne Restferien.

Bei mir ging es leider Mittwoch schon wieder los. Und jetzt starten die Prüfung vorbereitungen...
Bin ich froh wenn die vorbei sind. ^^

LG  𝓛𝓮𝔁𝓲

Save the GameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt