23. Vergiss nie deine Wurzeln

224 14 5
                                    

Es war eine der letzten kalten Winternächte.

Der Vollmond stand hoch am Himmel und erhellte die Gassen der kleinen Wohnsiedlung. Die Straßen waren wie leer gefegt und die Lichter in den Häusern waren erloschen. Einzig im letzten Haus der Straße schien noch Licht zu brennen.

Es schien leer zu stehen, denn die Fenster und die Eingangstür war mit Holzbalken verrammelt und doch schien jemand da zu sein, denn die Musik hallte bis auf die Straße hinaus.

Gedämpftes Licht drang durch die Balken und warf tanzende Schatten auf die Straße.

Aus der Ferne konnte man den Motor eines Motorrads hören und das Licht der Scheinwerfer durchbrach die Dunkelheit, bevor es vor besagter Hütte zum stehen kam.

Eine Gestalt, komplett in schwarz gekleidet schwang sich von ihrem Bike und ging zielstrebig auf das alte schmiedeeiserne Tor zu, welches das zugewucherte Grundstück von der Straße trennte. Lautlos ging sie um das Haus herum, auf die marode Terrasse und öffnete die morsche Holztür.

Sofort schlug ihr das wummern des Bass entgegen und lautes Stimmengwirr, als sie durch den langen Flur auf das Wohnzimmer zuging.

In dem Raum stand neben der Musikanlage noch ein altes Sofa, zwei Sessel und ein kleiner Kaffeetisch. Die restlichen Sitzmöglichkeiten waren aus Kisten und Kissen improvisiert worden.

Noel Gonzales hatte sich auf dem Sofa ausgebreitet und schaute, in Gedanken versunken, an die Decke. Neben ihm, auf dem Sessel saß Violett, die mit ihren Füßen im Takt der Musik mit tippte.

Erst als die Gestalt mitten im Raum stand zog sie ihren rotschwarzen Helm ab und sofort fielen ihre dunklen Haare über den Stoff ihrer engen Lederjacke. Auch ihre schlanken, langen Beine steckten in einer Lederhose, die sich an ihre Kurven schmiegte wie eine zweite Haut.

Da ihre Lederjacke offen war konnte man ihr dunkelrotes Top sehen, welches ihrer Figur schmeichelte. Kurz über ihrer Brust baumelte ein silberner Anhänger, der an einem Lederband befestigt war. Es war der Kopf eines Fuchs mit schwarzen Augen.

"Was ist in dich gefahren, Noel!", schrie das Mädchen über die Musik hinweg und hatte damit die gesamte Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

Angesprochener hatte sich aufgesetzt und gab SJ, der direkt neben der Musikanlage stand, ein Zeichen den Sound leiser zu drehen. Samuel kam der Aufforderung sofort nach, denn auch ihn schien zu interessieren was das Mädchen in Schwarz zu sagen hatte.

"Ich dachte wir waren uns einig!", setzte sie fort und trotz der Stille, die nun herrschte hatte sie ihre Stimme nicht gesenkt.

Aufgebracht loderten ihre braunen Augen, als sie sich die dunklen Strähnen aus dem Gesicht strich. Die Absätze ihrer schwarzen Stiefel klackerten auf dem Holzboden, als sie auf das Sofa zuging.

Noel holte tief Luft und schloss die Augen: "Okay, wer hat gepetzt Cousinchen?"

Er kannte es zu genüge wenn das Temperament mit seiner Cousine durchging. Das spanisch-mexikanische Blut in ihren Venen schien förmlich zu glühen und auch den letzten Klumpen Schnee schmelzen zu können.

In einem solchen Moment konnte jeder Tropfen der sein, der das Fass zum überlaufen brachte.

"Ich hab es ihn auch schon gefragt", seufzte Samuel, während er desinteressiert seine Nägel betrachtete, "Ich dachte wir hätten da so eine Regel was die kleine Tompson angeht. Aber vielleicht hab ich ein Memo nicht erhalten, oder mal wieder nicht richtig zugehört."

"Siehst du, sogar SJ hat es begriffen. Ich hätte nie gedacht das du derjenige bist der das ganze verkackt!"

Und wieder holte der Junge tief Luft. Sein weißes Shirt spannte sich über seinem muskulösen Oberkörper. Auch um seinen Hals hing eine Kette mit einem Fuchskopf. Jedoch hatte seiner grüne Augen.

"Mr, Hilton hat uns darum gebeten weiter zu denken, als nur zur Schulmauer und ich wollte Selina zeigen das es mehr gibt!", erklärte er sich ruhig und sachlich.

Das Mädchen wollte gerade ansetzen etwas zu sagen, als Vio sie unterbrach: "Wir hatten doch nur Spaß. es war echt lustig mit ihr und niemand ist verletzen."
Auch um ihren Hals blitzte dieser Anhänger mit rosa Augen.

"Eben", schloss sich Noel an, "Und es war nie Teil der Abmachung keinen Spaß zu haben. Du weißt doch noch was Spaß ist, oder Cousinchen? Vergisst man das, wenn man zu lange unter den Privilegierten ist?"

Diese Worte hatten gesessen und Noel wusste das genau. Er konnte es in den Blicken seiner Freunde sehen.

Sogar Samuel hatte überrascht die Augenbrauen hochgezogen und abwartend zu dem Mädchen hinübergesehen.

Seine Gegenüber zog scharf Luft an. Ihre Zähne hatte sie so fest aufeinandergebissen, dass es wehtun musste. "Jetzt wirst unfair."

Natürlich wusste er das, doch das war einer dieser Momente, in denen er nicht kleinbei geben durfte. Sein Vater hatte ihm immer gesagt "Nur der Schwächere gesteht sich seine Schwäche ein".

Selbst bei seiner geliebten Cousine nicht. Auch wenn sie wie Geschwister aufgewachsen waren und sie ihn besser kannte als jeder andere.

Nein, genau deswegen durfte sie keine Schwäche bei ihm sehen und er würde ihr eisernes Blickduell sicher nicht als erster durchbrechen.

"Reicht jetzt!", knurrte Natalia. Mit zwei großen Schritten war sie zwischen die Beiden getreten und hatte beschwichtigend die Hände gehoben: "Wenn ihr das klären wollt, dann auf der Motorradstrecke oder im Boxring, aber nicht hier. Ich habe ihr davon erzählt, Noel und ich hab es guten Gewissens getan. Wenn jemand ein Recht hat es zu wissen, dann sie!"

"Das sehe ich auch so", stimmte Samuel zu. Er lehnte lässig gegen die Wand und hatte wieder begonnen sein Nagelbett zu begutachten.

Natürlich hatten seine Freunde recht.

Der Gonzales Junge holte ein drittes mal tief Luft, um seine Launen zu zügeln und seine Gesichtszüge wurden weicher: "Ihr habt recht.
Ich hätte nichts tun sollen ohne vorher mit euch darüber zu reden. Vor allem hätte ich mit dir reden sollen Maya, immerhin ist sie deine beste Freundin."

Überrascht über den plötzlichen Stimmungswechsel sah Maya ihren Cousin an. Sie wollte etwas erwidern, doch sie wusste nicht was.

"Also hältst du dich ab jetzt von Sel fern?"

"Nein das werde ich nicht. Sie ist ein besonderes Mädchen und ich möchte gerne mehr über sie erfahren, aber ich werde dein kleines Geheimnis nicht verraten Cousinchen. Keiner deiner noblen Freunde wird erfahren wo du wirklich herkommst. Aber vergiss du nie wer du bist oder auf wessen Seite du stehst"

Maya nickte langsam, ließ ihren Cousin jedoch nicht aus den Augen.

Natürlich würde sie nie vergessen wer sie war und wo ihre Wurzeln lagen.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Eigentlich wollte ich das Kapitel vorschreiben und Morgen oder so hochladen, doch ich konnte nicht mehr warten.

Endlich ist Mayas größtes Geheimnis raus.
Und ohne Witz es war echt nicht einfach das so lange zu ziehen.

Ich meine für mich ist das seit dem ersten Teil schon klar gewesen.

Was sagt ihr zu Mayas größtem Geheimnis und warum belügt sie alle darüber wer sie wirklich ist?

Und was hat das alles mit Sel zu tun?

Viel Spaß beim Grübeln

LG Lexi ^^

Save the GameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt