24. Coming Home

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"Haha! Ich kann es immer noch nicht glauben!" Mit einem breiten Grinsen stand Mark am Bahnhof und sah immer wieder von den Gleisen zur Anzeigetafel, "Hätten wir ihn nicht gleich vom Flughafen abholen können?"

Selina seufzte und unterdrückte ein Augenrollen.
Schon zum fünften mal innerhalb der letzten zwei Minuten stellte er diese Frage und die Antwort hatte sich nicht geändert.

"Weil Neal es nicht wollte. Er wollte uns den Verkehr nicht antun und er ist ja auch in drei Minuten hier", übernahm Xander das Antworten. Er war deutlich entspannter als Sel, was sie verunsicherte.

Der Starspieler stand, lässig gegen die Wand gelehnt und lächelte friedlich vor sich hin. Die starken Arme hatte er vor seiner Brust verschränkt und alles an ihm strahlte so eine angenehme Ruhe aus.

Diese Ruhe, die Sel seit vielen Wochen nicht mehr bei ihm gespürt hatte. Beinahe so wie vor allem was passiert war. Als hätte sie ihren Xander zurück, der für sie da war wie ein Fels in der Brandung.

Ob es daran lag, dass Neal zurück an die West River High kehren konnte oder das Lydia nicht geflogen war wusste sie nicht. Und um ehrlich zu sein, so egoistisch das auch klang, es war ihr egal.

Endlich schien sich alles wieder zu normalisieren und den Weg zu gehen, den sie schon die ganze Zeit gehen wollte. Ohne Probleme oder Intrigen.

Wenn da nicht Hilton und diese dämliche Schülerzeitung waren, die sich tief in ihr Unterbewusstsein gefressen hatten und sie nicht zur Ruhe kommen ließen.

Noch dazu konnte sie einfach nicht vergessen, was sie auf der anderen Flussseite erlebt hatte. Diese Ausgelassenheit, die von den Schülern der Fox High, die sie sofort mit sich gerissen hatte.

Es war als haben sie keine Sorge, keinerlei Probleme. Oder sie konnten sie einfach zu gut hinter ihrer guten Laune verstecken.
Hinter ihrer kalten Fassaden, die sie in der Schule auflegten, steckte so ein Freiheitsdrang.

Alles was man ihr über die andere Flussseite erzählt hatte schien nicht mehr als Gruselmärchen zu sein, die sie von etwas fernhalten sollten.

Und Noel war so anders als jeder Junge den sie vorher getroffen hatte. Da war dieser Funken in seinen Augen. Ein Funken der drohte jeden Raum in Flammen aufgehen zu lassen, wenn er nur lange genug hinsah.

Vio und Natalia, denen vollkommen egal zu sein schien was andere von ihnen dachten. Die beiden Mädchen zogen einfach ihr Ding durch. Noch dazu waren sie unnormal hübsch und konnten Tanzen, als wären sie dafür geboren worden.

"Ist das jetzt der Zug?" Marks Stimme holte sie ins hier und jetzt zurück. Ihr bester Freund hatte sich auf die Zehenspitzen gestellt, als würde ihm dies helfen besser zu sehen.

Ein sanftes Lächeln schlich sich auf Sels Lippen, während sie ihn beobachtete. So ungeduldig hatte sie Mark höchstens vorm Schulduell erlebt. Aber noch nie wegen eines Menschen.

"Ich wünschte jemand würde sich mal so darauf freuen mich zu sehen", murmelte sie, wenn auch mehr zu sich selbst.

Xander jedoch schien sie verstanden zu haben. Der große Junge war neben sie getreten und legte ihr einen Arm um die Schulter. "Dafür müsste man mich von dir wegbekommen und ich werde dich sicher nicht noch einmal gehen lassen."

Seinen perfekten Mund hatte er zu einem perfekten Lächeln gezogen, als er zu ihr hinunter sah und sofort konnte Sel spüren wie sich ein angenehmes Kribbeln in ihr ausbreitete.

Sie waren zwar noch nicht wieder zusammen, doch X gab sich echt Mühe seine vergangenen Fehler wieder gut zu machen.

Und doch verbrachte er in der Schule viel Zeit mit Lydia. Was er immer damit erklärte, dass Lyd einfach Hilfe brauchte. Immerhin war die Arme noch immer an ihren Rollstuhl gefesselt. Und ja, sie hatte vor kurzem ihren Vater verloren und ihre Mutter war Satans Meister, aber es machte die Sache nicht leichter.

Noch schlimmer war das das ehemalige Biest plötzlich halbwegs nett zu ihr war. Naja wenn sie mal mit ihr redete.

Das quietschen von Bremsen riss Sel ein weiteres mal aus ihren Gedanken und ließ sie nach vorne sehen. Ein Zug war im Bahnhof von West River zum halten gekommen und zischend schwangen die Türen auf.

Menschen strömten auf den Bahnsteig und versperrten ihr die Sicht.

Mark jedoch schien gefunden zu haben was er gesucht hatte, denn er rannte los und quetschte sich durch die Menschenmasse. Unvorsichtig bahnte sich das Genie seinen Weg, nur um einem großen Jungen in die Arme zu fallen.

Neal hatte die Situation noch nicht ganz durschaut, da lagen die Beiden bereits auf dem Bahnsteig und lachten. Sein Freund hatte seine Arme um seinen Hals geschwungen und drückte sich an Neals muskulöse Brust.

"Ich hab dich so unfassbar vermisst!", flüsterte Neal, als er seinem Freund einen Kuss auf den Haaransatz hauchte. Liebevoll strich er mit großen Händen über seinen Rücken.

Selbst aus der Ferne konnte Sel den Glanz in den dunklen Augen sehen. Neal Malio Rodriguez hatte Tränen in den Augen, als er sich wieder aufrichtete und Mark mit sich auf die Beine zog.

"Du hast ja keine Ahnung wie sehr..." Mit diesen Worten legte er behutsam seine Lippen auf Marks, welcher den Kuss sofort erwiderte. Die Beiden hielten sich aneinander fest, als hätten sie Angst nur zu Träumen. Als könnten sie jeden Augenblick aufwachen und wieder Zeitzonen entfernt zu sein.

Doch das würde nicht mehr passieren, denn es war kein Traum. Es war real.

Neal löste sich behutsam aus der Umarmung und kam auf Selina und Xander zu.

Die beiden waren etwas weiter entfernt stehen geblieben und hatten das Geschehen beobachtet. Und jetzt spürte auch Sel wie ihre Augen zu brennen begannen.

Beinahe ein halbes Jahr war es nun her, dass sie hier gestanden und sich Leb wohl gesagt hatten und jetzt war er zurück.

"Komm endlich her Kleine!" Neal war zurück und zog seine beste Freundin lachend in seine Arme.
Und nun konnte auch sie ihre Tränen nicht mehr zurückhalten.

Schluchzend vergrub sie ihr Gesicht in seiner Winterjacke. Nur waren es diesmal keine Tränen aus Kummer sondern Freude. Aus Freude, dass endlich alles gut werden würde.

Der Halbchinese löste sich von ihr und schenkte ihr ein warmes Lächeln: "Ich bin zurück!"

"Das bist du", schniefte sie und wischte sich mit dem Ärmel die Tränen von den Wangen.

"Willkommen!", lachte Xander, als er nun Neal in eine brüderliche Umarmung zog. Endlich war er wieder komplett und auch von ihm schien ein Gewicht abzufallen.

"Wir müssen los", sagte Sel und hielt Neal einen Autoschlüssel vor die Nase. Das Grinsen des Jungen wurde noch breiter, als er nach diesem Griff: "Wo geht es denn hin?"

"Zur Turnhalle der West River!"

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