41. Du wirst mir gehören

210 20 13
                                    

"Willst du heute nichts trinken, Liebes?" Die ältere Dame strich sich eine grau-blonde Haarsträhne hinters Ohr, als sie Neal Kaffee nachschenkte.

Dieser hatte die ganze Zeit nicht einnmal von seinem Laptop aufgesehen und sah so aus, als wäre er gerade nur körperlich anwesend.
Das Schweigen, in dem er ich bereits seit einer halben Stunde hüllte, bestätigte ihren Verdacht zusätzlich.

Selina schüttelte den Kopf: "Heute nicht Lucy, aber danke dass du immer wieder fragst." Sie versuchte sich an einem shwachen Lächeln, welches ihr jedoch nicht so gelingen wollte.

Lucy seufzte, gab sich allerdings geschlagen: "Okay Liebes. Aber wenn du etwas willst, dann ruf bitte." Sie tätschelte noch einmal Sels Schultger, bevor sie wieder hinter dem Thresen verschwand.

"Was sind meine größten Stärken?" Neals plötzliche Frage ließ sie zusammen zucken. Der Junge hatte endlich seinen Blick von seinem Bildschirm losreißen können und sah Selina neugierig an.

"Hm?", fragte Selina, "Was willst du wissen?"

Neal seufzte: "Das habe ich doch gerade gesagt. Was hältst du für meine größten Stärken? Ich überlege seit Stunden, aber mir fallen nur Schwächen ein. Und davon leider eine Menge!"

"So ein Unsinn, du hast viele Stärken. Aber warum willsst du das eigentlich wissen? Was genau machst du da eigentlich die ganze Zeit?" Sie griff nach Neals Laptop und drehte ihn zu sich, um auf den Bildschirm sehen zu können.

Ein Dokument war geöffnet. Ein ziemlich leeres Dokument.

Der Footballspieler lehnte sich auf seinem Platz zurück und griff nach seiner Kaffeetasse: "Ich arbeite an einer Bewerbung. Das Kino sucht nach Angestellten und ich will mich finanziell von meinen Eltern loseisen."

Sel nickte verstehend.
Sie hatte Neals Eltern immerhin schon kennenlernen dürfen und verstand, dass er da lngsam raus wollte.
Also ohne wieder auf einen anderen Kontinent abgeschoben zu werden.

"Du bist freundlich?"

"Kannst du das vielleicht auch etwas weniger wie eine Frage klingen lassen?", brummte er, als er den heißen Kaffee seinen Rachen herunter kippte.

Die kleine Rothaarige zuckte lediglich mit den Schultern, bevor sie begann den Serviertenspender auf dem Tisch umzustellen.
Sie hatte zu sehr mit ihren eigenen Gedanken zu kämpfen, die seit letztem Wochenende in ihrem Kopf herumspukten.

"Willst du vielleicht über etwas reden?", wechselte Neal da Thema und klappte, sichtlich frustriert, seinen Laptop wieder zu, "Du sprichst seit vier Tagen keinen Satz, der über fünf Silben hinaus geht."

Natürlich hatte Selina mehr gesprochen als nur diese gesagten fünf Silben, doch nichts Sinvolles.
Als Mister Hilton sie im Englischunterricht etwas gefragt hatte, hatte sie nur irgendetwas zusammenhangsloses Gemurmelt und damit alle Blicke auf sich gezogen.

Doch was sollte sie auch schon sagen?
Sie hatte Xander auf jede erdenkliche Weise das Herz gebrochen und ihres gleich mit.
Nie hätte sie gedacht noch einmal so zu leiden, wie sie es an Halloween getan hatte.

Aber an diesem Abend, als sie ihn so gesehen hatte, war alles in ihr entgültig zersplittert.

Und als er ihr heute im Gang entgegen gelaufen war und sie die Hand gehoben hatte um ihm zu winken, war er an ihr vorbei gegangen, als wäre sie unsichtbar.

"Neal", flüsterte Selina kraftlos, "Ich habe ihn verloren oder?" Wieder spürte sie das veräterische Brennen in ihren Augen, schaffte es jedoch die Tränen herunter zu schlucken.

Der junge Chinese zog die Braue hoch: "Was hast du erwartet? Klar X hat seine Fehler und vertrau mir: ich weiß dass er sich wie ein riesen Idiot verhalten hat. Er war ein riesiges egoistisches Arschloch und das schon seit einer langen Zeit. Aber du bist nicht fair, wenn du ihm alleine die Schuld gibst.
Ich liebe dich Sel und wenn du Noel wirklich magst, dann freu ich mich für dich, aber dann mach Xander keine Hoffnung."

Natürlich hatte Neal recht mit dem was er sagte, daran zweifelte Selina keine Sekunde.
Sie hätte Xander glech sagen sollen, dass sie ihm nicht so einfach vergeben konnte und auch, dass zwischen Noel und ihr etwas war.

Doch was war da überhaupt?
Sie hatte es ja immer noch nicht selbst begriffen.
Wie sollte sie es da jemandem erklären, wenn sie es nicht einmal selbst verstehen konnte.

Sie wollte gerade etwas erwidern, als das Klingeln der Ladentür sie zum verstummen ließ.
Als sie sah, wer gerade durch die Tür trat blieben ihr die Worte im Halse stecken.

Noel Gonzalez betrat das kleine Diner.
Und erstaunlicherweise war er ohne seinen Hofstaat unterwegs, der ihm normalerweise auf Schritt und Tritt folgte.

Seine dunklen, schwarzen Haare fielen ihm ins Gesicht und verdeckten fast seine dunkelbraunen Augen, alss er zielstrebig auf ihren Tisch zusteuerte.

Er nickte Neal kurz zu, bevor er sich an Sel wandte: "Hallo Sel, Neal. kann ich mich zu euch setzen?"

"Du kannst meinen Platz nehmen. Ich muss zum Training, wenn ich nicht will dass der Coach mich Strafrunden laufen lässt", erklärte Neal, als er seinen Laptop in seiner Tasche verstaute und aufstand, "Bis Bald."

Er drückte Sel noch einen Kuss auf den Scheitel, bezahlte seinen Kaffee bei Lucy und verließ dann das Diner.

Zurück blieben nur Noel, Sel und die alte Ladenbesitzerin. Welche sich allerdings nach hinten in die Küche verdrückt hatte.

Selina war also alleine mit dem Jungen, dem sie mehr oder weniger ihre Gefühle gestanden hatte. Und jetzt konnte sie ihm auch nicht mehr aus dem Weg gehen, so wie sie es in der Schule getan hatte.

"Noel-", setzte sie an, "Es tut mir wirklich leid. I-ich hab mal wieder alles kaputt gemacht. Das alles hätte nicht passieren dürfen. I-ich..."

Doch weiter kam sie nicht.

Noel hatte ihre Hand gegriffen und sich über den Tisch gebeugt.
Seine Lippen strichen nur leicht über die ihren.
Wie eine laue Sommerbrise, die einem ein wohliges Kribbeln bereitete.
Leicht, als wäre es nur eine Einbildung gewesen.

"Du hast garnichts kaputt gemacht pequena Raposa", wisperte Noel, als er sich weider aufrecht hingesetzt hatte, "Ich hatte nicht gewusst, dass ich eine Chance bei dir hätte. Doch jetzt wo ich es weiß, da werde ich erst aufhören zu kämpfen wenn du mir gehörst! Du wirst mir gehören, Selina Tompson, mit jeder Faser deines Körpers. Du bist eine von uns, eine Fox. Und du ist mein, sollen es doch alle wissen."

Sel wollte etwas sagen, doch ihr blieben die Worte im Hals stecken. Alles schien sich zu drehen und sie konnte nicht anders als sich an der Tischkante festzuhalten.

Noel wartete garnicht erst auf eine Antwort, sondern stand einfach auf und ging zur Tür des Diners.

"Du wirst mir gehören", sagte er noch, bevor er durch die Tür hinaus in den Frühing trat.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Soso,
So sieht Noel also das Ganze Drama.

Was haltet ihr von ihm?

Und Neal?
Der Arme scheint ja ziemlich zwischen den Stühlen zu stehen.

Ich hoffe ihr hattet einen angenehmen Start in die Woche :)
Für mich hat heute offiziell die Uni begonnen und es ist einfach noch so neu.

Hach... ich liebs... :)

LG Lexi ^^

Save the GameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt