32. Keine Worte

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Es waren mittlerweile drei Tage vergangen, seit Selina Tompson vor dem Haus der Rodriguez aufgetaucht war. Völlig aufgelöst und verheult.

Seitdem hatte sie Neals Zimmer nur verlassen, um auf Toilette zu gehen. Ansonsten lag sie auf dem Sofa, die Decke über den Kopf gezogen und schwieg vor sich hin.

Ihrer Mutter hatte sie kurz angerufen und gesagt, dass sie über das Wochenende bei Neal bleiben würde. Mit ihrem Dad wollte sie nicht sprechen und die Nachrichten, die ihr Handy heiß laufen ließen ignorierte sie.

Neal hatte alles probiert, doch auch mit ihm wollte die Kleine nicht reden. Egal was der Junge probierte, er redete gegen Wände.

Auch jetzt, wo er an seinem Schreibtisch saß und auf den Haufen Plüschdecken starrte, der sich leicht bewegte.

"Ich habe Mark angerufen", versuchte er ein Gespräch zu beginnen, "Er sollte bald hier sein. Vielleicht redest du ja endlich mit jemanden." Doch als Antwort erhielt er nur ein leises Grummeln.

"Und immer noch gesprächig wie eine Scheibe Toast. Was ist mit dir los? Wenn du nicht endlich redest, dann ruf ich Xander an."

Ein Kopf tauchte zwischen den Decken auf: "Mach doch! Wenn du das für eine gute Idee halten würdest, dann hättest du das schon lange gemacht!"

Damit hatte sie auch wieder recht.

Xander King konnte der einfühlsamste Mensch sein den er kannte und doch war er der Letzte, den Selina gerade sehen wollte. Oder sollte, denn er wusste ja noch immer nicht was vorgefallen war.

Neal wollte gerade etwas erwidern, als die Türklingel ihn unterbrach.

.

Mark stand vor der Tür und zitterte. Doch anders als Sel zitterte er nicht vor Tränen, sondern vor der Kälte. Der Junge hatte die Winterjacke bis zum Hals zugezogen und ein dicker Schal verdeckte fast sein ganzes Gesicht.

Seine zitternden Hände hatte er tief in den Taschen vergraben und seine braunen Haare wurden von einer roten Pudelmütze verdeckt. Die Brillengläser beschlugen und nahmen ihm endgültig die Sicht, als er das Haus der Rodriguez betrat.

"Es ist März, also warum ist es so kalt?", fluchte der kluge Junge, als er die Tür hinter sich schloss und begann seinen Wintermantel abzulegen.

Selbst wenn Neal es vermeiden wollte, so schlich sich ein sanftes Grinsen auf seine Lippen, als er zusah wie sein Freund sich aus den Kleiderschichten kämpfte. Nie hätte er gedacht, dass ihn solche Kleinigkeiten so bezaubern konnten.

Er nahm im die Jacke ab und hängte sie an den Kleiderständer. "Gut das du da bist. Vielleicht spricht das Deckenknäul ja mit dir."

"Sie redet also nicht mit dir", stellte Mark klar, als er die breite Treppe hoch stolzierte, "Und hat sich unter Decken verkrochen. Ihr muss es echt dreckig gehen, denn sowas macht Sel echt selten."

Und damit hatte er recht. Egal was Sel durchgemacht hat, sie hatte sich immer wieder aufgerichtet und weiter gemacht. Sie war wie so ein kleines Stehaufmännchen, dass man immer wieder umtreten konnte. Nur um zuzusehen wie sie sich wieder aufrichtete als wäre nie etwas gewesen.

Bevor er noch antworten konnte hatte Mark die Tür aufgestoßen und das Zimmer seines Freundes betreten. Zielstrebig steuerte er auf das Sofa zu, auf dem sich der Haufen immer noch nicht geregt hatte.

"Du weißt schon, dass du albern aussiehst. Komm unter den Decken weg, du bekommst doch keine Luft mehr."

"Geh wieder! Ich will keinen von euch sehen", mit einem Ruck war die Decke von Selinas Kopf verschwunden. Mit ihren giftgrünen Augen blitzte sie ihren Freund an: "Hast du es gewusst? Hat sie dir etwas erzählt?"

Irritiert sah Mark sie an: "Wer soll mir was erzählt haben? Ich hab keine Ahnung, ich wollte gerade für Algebra lernen, als Neal mich angerufen hatte."

Dieser nickte und verschränkte die Arme vor der Brust, als er sich an den Türrahmen lehnte.

"Maya! Was hat sie dir über ihr kleines Geheimnis erzählt?", fauchte Selina, "Hat sie dir erzählt das sie zu der Fox Seite gehört? Hat sie dir erzählt, dass sie meinen Großvater kennt, von dem ich dachte dass er tot ist? Achso und das Noel Alonzo Gomez ihr Cousin ist!"

Neals ganzer Körper versteifte sich, als die Worte zu ihm durchgedrungen waren. Die ganze Zeit hatte er sich gedacht das etwas schlimmes passiert sein musste, doch er hatte gedacht es ginge um X oder Lydia. Doch damit hatte er nicht gerechnet.

"D-das ist nicht wahr", stotterte Mark, "Maya würde uns niemals belügen!"
Auch aus seinem Gesicht war die Farbe gewichen. Sogar seine Lippen waren bleich wie Schnee.

Doch Selina nickte knapp: "Sie hat uns beide die ganze Zeit belogen. Wer weiß was an ihr jemals wahr war." Ihre Stimme war eiskalt und in ihren Augen lag kein Ausdruck.

So lange Neal das Mädchen kannte, hatte er sie erst einmal so erlebt.
An dem Abend der Hallowennparty, als Xander ihr Herz gebrochen hatte.

Damals hatte er gedacht, dass nur die Liebe sie so verletzen konnte. Doch heute, so wie sie vor ihm saß, wurde es ihm klar.

In Sel war etwas zerbrochen.
Sie hatte ihre älteste Freundin verloren und erfahren, dass ihre Familie sie ihr Leben lang belogen hatte.

"Alles in meinem Leben ist eine Lüge. Mein ganzes Leben ist eine Lüge!"
Wieder bahnten ich die Tränen ihren Weg über ihre Wangen und tropften auf ihre Hände.

Ohne etwas zu sagen war Mark näher an seine beste Freundin gerückt und hatte seine Arme um sie gelegt.

Neal, der sich auf die andere Seite neben Sel gesetzt hatte, tat es ihm gleich.

Keiner der Drei sprach ein Wort. Es gab auch nichts, was in diesem Moment was ändern konnte.

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Back im Game.
Mit einigen Neuigkeiten!!!

Jaa ich war nicht untätig. Auch wenn ich neun Stunden zugesehen habe, wie ein kleiner Hobbit einen Ring ins Feuer wirft 😅

Im Ernst, J.R.R.Tolkiens Werke sind einfach unschlagbar.

Aber nun zurück zum Thema.
Demnächst wird ein kleines Büchlein erscheinen, in dem ich euch einige Neuigkeiten verkünde und (wie bereits einmal erwähnt) Informationen und Bonuskapitel zu meinen laufenden "Werken" Mitteilen werde.

Ich freue mich auf Feedback, egal ob gut oder schlecht.

LG Lexi^^

Save the GameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt