20. Leilani

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Surrend schwang das große Tor auf und gab den weißen Kiesweg dahinter preis.
Perfekt gepflegte Rosensträucher zierten den Weg.

An einem Sommertag würden die Blumen vermutlich wunderschön aussehen und ihren charmanten Duft entfalten. Doch es war Winter und so warfen die kahlen Äste ihre schaurigen Schatten auf den Weg.

"Wieso fühle ich mich gerade wie in einer Folge von Dynasty. Wo hast du mich hier wieder mit reingezogen?" Maya hatte einen weiteren Schluck heißen Kaffee ihre Kehle hinab gekippt.
Das sie sich dabei noch nicht verbrannt hatte war ein Wunder.

Doch Sel musste ihr recht geben.
Neal hatte mit keiner Silbe erwähnt wie reich seine Familie wirklich war.

Sie hatte das Haus seiner Familie ja schon gesehen, aber neben diesem Schloss sah die Villa aus wie ein Stall. Und trotz der Trostlosigkeit des Winters hatte es etwas magisches hier.

Ein Zauber schien in der Luft zu liegen. Als haben sie das Tor zu einer fremden Welt passiert.

Der alte Pick Up kam auf dem großen, runden Hof zum Stehen.
Direkt neben einen großen Springbrunnen, der ebenfalls von Blumenbeeten umgeben war.

"Bilde ich es mir ein oder ist die Figur im Springbrunnen wirklich ein Kelpie?" fragte ihre Beifahrerin mit hochgezogener Augenbraue.

Tatsächlich war die steinerne Figur ein Wesen mit einem Pferdekörper und einem Fischschwanz.
Sie reckte ihren Kopf in die Luft und aus dem Maul schien normalerweise das Wasser zu sprudeln.

Im Winter schien dies jedoch ausgestellt zu sein, denn auch das Brunnenbecken war leer.

Selina stellte den Motor aus und öffnete die Fahrertür.
Der frisch gefallene Schnee knirschte unter ihren dicken Winterstiefeln, als sie zur großen Haustür stapfte und die breite Steintreppe hoch.

Lange schwebte ihre Hand über dem Klingelschild, unfähig diese zu betätigen.
"Leilani und Agustín Rodriguez" Las sie die Inschrift, die auf das Klingelschild graviert worden ist, bevor sie sich endlich überwinden konnte.

Wie ein schwerer Glockenschlag hallte der dumpfe Ton durch das große Haus und gab Selina beinahe das Gefühl, der Boden unter ihr würde vibrieren.
Sogar Maya, die hinter ihr auf der Treppe stand, zuckte erschrocken zusammen.

"Hilfe!", quietschte Maya, als sie sich am Geländer festkrallte, "Das ist keine Klingel, dass ist ein Erdbeben!"

Tatsächlich hatte man das Gefühl das einem der Boden unter den Füßen weggerissen wurde.

Nach guten dreißig Sekunden verstummte die Klingel und eine kleine, schlanke Frau öffnete die Tür. Sie schien schon älter zu sein, denn durch ihr dichtes graues Haar zogen sich grau-weiße Haare wie Silberfäden. Ihre braune Haut glänzte im schwachen Sonnenlicht und durch ihre dunkelbraunen Augen blinzelte sie die beiden freundlich an.

Sie sah aus wie eine Haushälterin oder eine Köchin.

Natürlich besitzen die Rodriguez Angestellte, Sel. So ein großes Haus hält sich ja wohl nicht von allein sauber.

Sie trug eine, mit Herzchen verzierte Schürze und einen Kochlöffel in der Hand. "Hallo ihr zwei Hübschen. Was führt euch hierher?"

"Wir wollen zu Mrs. Rodriguez. Ist sie denn da?", fragte Maya und schenkte der alten frau ihr höflichstes Lächeln.
Sie schien Sels Gedanken zu teilen.

Selina hätte beinahe los gelacht, bei Mayas freundlichen Verhalten, konnte sich jedoch beherrschen. Nichts war seltener.

Die Dame erwiderte ihr Lächeln und trat von der Tür zurück: "Nun die steht vor euch. Kommt doch rein, ich habe gerade frische Kekse aus dem Ofen geholt. Die dürften noch warm sein."

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