Selina hasste es.
Athur Hilton hatte es tatsächlich geschafft. Er hatte ihr die Lust am Schreiben entgültig genommen.
Seit Anfang des Jahres war sie nun Teil der Schülerzeitung, jetzt war es anfang März und es war noch nicht ein einziges Exemplar fertig geworden.
Egal was sie taten, ihr Englischlehrer zeriss es in der Luft.
Ein Seitenblick zu Marco Rivera verriet Sel, dass es ihrem Freund nicht anders zu ergehen schien.
Der Blonde Sportler hatte die Lippen aufeinander gepresst und schwieg.
Was bei seinem vorlautem Mundwerk eine Seltenheit darstellte.Nur Noel saß ruhig da und betrachtete interessiert die Decke.
Den Spanier schien nichts aus der Ruhe zu bringen, denn egal was Hilton ihnen an den Kopf warf, er schwieg."Ich habe doch gesagt, dass ihr weiter denken sollt! Lest euch die alten Artikel durch, die in den Kisten vor sich hingammeln. Das waren noch richtige Meisterwerke!", wetterte der junge Lehrer weiter, bevor sich von seinem Stuhl erhob und zur Tür spazierte, "Ich hätte mehr von euch erwartet, bei allem was auf dem Spiel steht!"
Ertappt zuckte Sel zusammen. Sie hatte natürlich nicht vergessen, womit sie der Mann erpresste. Und obwohl Lydia die Schuld auf sich genommen hatte und Neal zurück an de Schule war, so kannte Hilton die Wahrheit.
Wenn er damit zur Schulbehörde gehen würde, dann könnte ihr Vater seinen Job verlieren. Immer noch.
Ihr Lehrer schenkte ihnen noch einen letzten, ernsten Blick, bevor er den Raum verließ. Mal wieder ohne ihnen wirklich weiter geholfen zu haben.
"Ich könnte ihn erwürgen", knurrte Marco durch seine zusammengebissenen Zähne. Die Hände hatte er noch immer zu Fäusten geballt. So sehr, dass die Fingerknochen weit hervorstanden.
Noel nickte leicht: "Hilft ja alles nichts. Wir müssen endlich eine gute Story finden. Ich meine 'Bildung ist die mächtigste Waffe, um die Welt zu verändern'. Und ich meine wir bilden mit der Zeitung die Schüler der West River."
"Nelson Mandela", antwortete Sel, die das Zitat erkannt hatte, "Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit."
Marco seufzte genervt: "Lass mich raten, Aurelius?"
Doch Noel schüttelte den Kopf: "Nein Ghandi. Gut getroffen, dass sollte das Motto unserer Zeitung werden."Wieder einmal hatte der Junge Selina überrascht. Nur wenige konnten die Zitate erkennen und dann auch noch dem zuordnen, wer es gesagt hatte.
Nicht einmal Maya oder Mark konnten das. Ihre Begabungen lagen in anderen Bereichen.
Nie konnte sie sich mit jemanden auf diese Weise messen."Okay ihr zwei Superstreber, wie gehen wir jetzt vor? Ich habe nämlich keine Ahnung mehr!", brummte Marco ungeduldig. Der Sportler war nicht gerade für seine Geduld bekannt.
Noel zuckte mit den Schultern, als er einen alten Zeitungsartikel aus dem Koffer zog: "Vermutlich das, was Hilton von uns-" Mitten im Satz brach er ab.
Mit weit aufgerissenen Augen starrte er auf das Titelbild, dass die halbe Seie einnahm.
Sel musste sich auf die Zehenspitzen stellen, um dem Jungen über die Schulter sehen zu können.'Die Ritter der Tafelrunde - Das Zeitungsteam' stand in geschwungenen Buchstaben über dem Bild.
Abgebildet waren vier Jugendliche, nicht älter als sie jetzt.
Es waren drei Jungen und ein Mädchen."Ist das Hilton?", fragte Sel, als sie das Bild musterte.
"Keine Ahnung, aber dem Mädchen siehst du, aus dem Gesicht geschnitten, ähnlich", sagte Marco, der sich neben sie gestellt hatte.
Auf das Mädchen hatte Sel garnicht geachtet. Ihre Aufmerksamkeit hatte voll und ganz auf dem großen, blonden Jungen gelegen, der aussah wie ihr Englischlehrer in Jung.
Doch Marco hatte recht.
Das Mädchen hatte zwar braune Haare und es fehlten die Sommersprossen, doch das gesicht war unverkennbar.
Sie hatten die gleiche kleine Nase und die gleichen großen Augen. Sogar die feinen Adern in ihren Augen schienen identisch zu sein.
Zumindest so gut wie Sel es auf dem Bild erkennen konnte.Marco fing an die Namen vorzulesen: "Merlin H, Selly T, Marius P und Léon G."
"Da ist sie schon wieder", murmelte Sel. Sie hatte bereits einige alte Artikel von Selly gelesen, doch nie ein Bild vor Augen gehabt.
Jetzt hatte sie das Gefühl in der Matrix gefangen zu sein.
"So ähnlich sehen sich die Beiden nicht", sagte Noel schnell, als der Junge sich endlich aus seiner Starre gelöst hatte.
Schnell hatte er den Artikel wieder in der Kiste verstaut und nach seiner Tasch gegriffen.
"Ich muss langsam los. Ich helfe heute im Restaurant von Vios Eltern", stotterte der Junge, bevor er den Raum verließ. So schnell, dass Selina nicht einmal Tschüss sage konnte.
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"Was war das denn bitte?", Marco sah irritiert zu Selina und dann wieder zur Tür, die den Raum mit den Schulflur Verband.
Die kleine Rothaarige zuckte nur mit den Schultern: "Manchmal werde ich aus Noel auch nicht schlau. Vielleicht ist ihm spontan eingefallen, dass er da helfen sollte."
Ihr Gegenüber nickte langsam.
Es war deutlich, dass er ihr nicht glaubte, seine Zweifel jedoch für sich behielt."Aber zurück zum Thema. Der Mann auf dem Bild sieht eins zu eins aus wie Mister Hilton", wechselte Sel das Thema, "Und dabei behauptet der Mann doch immer aus LA zu kommen. "
Marco nickte: "Laut meinem Großvater ist er auch von dort hierher versetzt worden.
Aber ich kann genauer nachgucken. Sämtliche Akten sind gerade bei meinem Großvater zuhause, weil sie digitalisiert werden sollen""Du willst in das Büro deines Opas einbrechen? Nach allem was dabei das letzte Mal schief gegangen ist?" Neugierig hatte Selbst die Braue hochgezogen.
"Ich breche doch nicht ein", lachte Marco, "Ich wohne quasi da. Und wenn mein Großvater mal wieder im Garten bei seinem Gewächshaus ist, dann habe ich alle Zeit der Welt.
Ich kann Hiltons Vergangenheit durchleuchten und vielleicht finde ich etwas, was uns hilft aus dem Kerl schlau zu werden."Alles in ihr schrie, dass dies unmoralisch sei und mit Sicherheit nach hinten losging, doch Marcos selbstsichere Grinsen war ansteckend.
Der Sportler schien sich so sicher zu sein, dass der Plan funktionierte, dass sie ihm gar nicht widersprechen konnte.
"Und was wollen wir mit unserem Wissen dann anstellen?"
Marcos Grinsen wurde noch breiter: "Vielleicht können wir damit unsere Freiheit zurückbekommen!"
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Save the Game
Teen FictionEine einzelne Träne bahnte sich ihren Weg über ihre pfirsichgleiche Haut. Und das, obwohl sie sich geschworen hatte nie vor ihm zu weinen. "Bitte zwing mich nicht." Ihre Stimme war so kraftlos. Beinahe nur noch ein Hauchen. Sie spürte wie ihr Körpe...