Samstagabend, 22:30 Uhr.
Vor einigen Monaten wäre ich um diese Zeit sicher mit Freunden in einer Bar oder einem Club gewesen und hätte mich amüsiert. Und in einigen Tagen werde ich das hoffentlich auch endlich wieder tun! Aber ich sitze wieder an meinem Computer und versuche, meine Masterarbeit zu beenden. Es läuft eigentlich ganz gut, aber trotzdem habe ich das Gefühl, ich würde nie fertig werden. Also verbringe ich momentan fast meine gesamte Zeit mit dem Schreiben.
Ich strecke mich ein wenig und gehe in die Küche, um mir noch eine Tasse Kaffee zu machen. Während ich darauf warte, dass das Wasser kocht, schaue ich auf mein Handy, welches auf dem Esstisch liegt, damit es mich während des Schreibens nicht ablenkt.
Hey Süße, wie geht es dir? Willst du vorbeikommen und ein bisschen Spaß haben?
Eine Nachricht von Ben, einem meiner besten Freunde, mit dem ich das habe, was man heute wohl Freundschaft plus nennt.
Während ich Kaffeepulver in meine French Press Kanne gebe und das heiße Wasser darüber gieße, wäge ich ab, ob ich mir nicht doch erlauben könnte, für heute die Arbeit sein zu lassen. Aber ich bleibe stark. Ich weiß, dass ich sowieso nur ein schlechtes Gewissen hätte, wenn ich jetzt nicht weitermache und dass es sowieso nicht mehr lange dauert, bis ich es mir wirklich wieder erlauben kann, feiern zu gehen. Ich schreibe zurück, dass ich passen muss, lege das Handy weg, gieße meinen Kaffee in die Tasse und gehe zurück an meinen Schreibtisch.
Als ich mir auch noch ein Glas Wasser hole, sehe ich aus den Augenwinkeln mein Handy blinken und finde eine enttäuschte Antwort von Ben. Mit einem Seufzer lasse ich diese unbeantwortet, kehre an den Schreibtisch zurück und konzentriere ich mich wieder auf das Schreiben.
Ein fertiges Kapitel und eineinhalb Stunden später fahre ich den Computer herunter, strecke mich ein wenig, um meinen Rücken zu entspannen, ziehe meinen BH aus, um es mir bequem zu machen und erlaube mir schließlich, über einen schönen Ausklang des Abends nachzudenken.
Ich entscheide mich für ein oder zwei Folgen der Serie, die ich zurzeit schaue und ein Glas Rotwein zur Belohnung.
Ich mache es mir mit dem Wein auf dem Sofa gemütlich und schaue auf mein Handy.
Heeeeey, Minilein, arbeitest du immer noch? Hör für heute auf und komm vorbei, die Party bei Jen ist super! Du musst einfach kommen! Biiiitttteee, ich brauch dich hier!
Eine weitere Nachricht von Ben. Offensichtlich betrunken. Ich habe keine Ahnung, wer 'Jen' ist und garantiert keine Lust, das Haus heute nochmal zu verlassen. Außerdem gehe ich davon aus, dass Ben mich nicht braucht, um zu feiern, sondern um nicht alleine heim gehen zu müssen. Gegen Sex an sich hätte ich nichts, aber den Aufwand ist der Wunsch nicht wert.
Keine Chance, ich hab's mir schon auf dem Sofa gemütlich gemacht, mich bekommt heute niemand mehr aus dem Haus. Aber viel Spaß noch und bis bald!
Ich lenke meine Aufmerksamkeit auf meine Serie. Wenig später bin ich so richtig gefesselt von der Geschichte, dass ich einen kleinen Schock bekomme, als mein Telefon klingelt. Es ist Ben.
"Hey Ben" Ich ahne, was er will.
"Hi Süße! Ich will dich sehen". Ja, er ist definitiv betrunken und auf Sex aus.
"Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich heute meine Wohnung nicht mehr verlassen werde."
"Keine Sorge, das musst du auch nicht!"
Es klingelt an meiner Tür. "Du akzeptierst wirklich kein 'Nein'?" Ich seufze, lege auf, stehe widerwillig vom Sofa auf, schaue kurz durch den Türspion und öffne die Tür.
DU LIEST GERADE
Mina
General Fiction[E] markiert Kapitel mit sexuellem Inhalt. Was macht man eigentlich, wenn man Anfang Dreißig ist, keinen Partner, keine Kinder, keinen Hund und keinen Garten hat, aber auch keinerlei Bedürfnis, das zu ändern? Was tut man, wenn Gleichaltrige von Fami...