[E] Rätsel und Räume

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Marco öffnet mir seine Türe, tritt aber nicht beiseite, um mich hereinzulassen. Er lächelt mich an: "Überraschung! Wir machen einen Ausflug."

Ich bin irritiert. "Einen Ausflug? Warum? Wohin? Jetzt?"

Er nimmt seinen Autoschlüssel, sein Portemonnaie und seine Sonnenbrille von der Kommode, zieht die Tür hinter sich zu und führt mich zu seinem silbernen Kombi in der Einfahrt. "Ich habe dir versprochen, dass wir deine Kündigung feiern. Das machen wir jetzt." Er öffnet die Beifahrertüre, bedeutet mir, einzusteigen und nimmt mir meine Umhängetasche ab.

Ich steige ein und er schließt die Türe, legt meine Tasche in den Kofferraum und steigt ein. Er setzt seine Sonnenbrille auf und startet den Motor. "Hast du Sachen für eine Übernachtung dabei oder versuchst du immer noch, dich an deine Regel zu halten?"

"Du hast es geschafft, mich von meiner Regel abzubringen. Ich bin auf eine Übernachtung vorbereitet."

"Sehr schön " er lächelt.

"Schön, dass ich alles Nötige dabei habe oder schön, dass ich meine Regel für dich breche?"

"Beides. Dann sparen wir uns den Umweg über deine Wohnung und ich weiß, dass man dich mit deiner Neugier ködern kann." Sein Lächeln wird breiter und wir passieren das Ortsschild. Er beschleunigt und fährt Richtung Autobahn. Ich setze ebenfalls meine Sonnenbrille auf, wir haben wohl eine weitere Strecke vor uns.

"Wo fahren wir hin?" will ich wissen.

"Überraschung." ist seine einzige Antwort. Ich betrachte ihn von der Seite und bin mal wieder überrascht, wie gut er mir gefällt. Das schwarze T-Shirt betont seine muskulösen Oberarme und die leicht verspiegelte, dunkle Sonnenbrille bildet ein interessantes Ensemble mit seinen grau melierten, modern geschnittenen Haaren.

"Und wie lange fahren wir bis dorthin?"

"Erst mal etwa eine halbe Stunde. Da ist Punkt eins der Überraschung. Danach nochmal etwa 20 Minuten, um zum zweiten Teil zu kommen."

Wir biegen auf die Autobahn Richtung Norden ein und ich überschlage, dass der zweite Teil wohl die nächste größere Stadt sein könnte, wenn wir auf der Autobahn bleiben. Durch die Frage nach der Übernachtung gehe ich davon aus, dass wir dort über Nacht bleiben. Das erklärt auch, warum ich am nächsten Tag auch noch Zeit haben sollte. Interessant, dass ich bei meinen Gedankenspielen heute Morgen nicht darauf gekommen bin. Auf den Zwischenstopp kann ich mir keinen Reim machen.

Mir fällt auf, dass wir bisher relativ wenig Zeit miteinander verbracht haben, in der wir nicht in der Arbeit waren, kein Sex hatten und zusätzlich auch noch nüchtern waren. Ich weiß nicht so recht, über was ich mich mit ihm unterhalten soll. Auch Marco schweigt eine Weile, bis er meint: "Irgendwie habe ich nicht bedacht, dass wir auf der Fahrt eine ganze Weile nüchtern und ohne Sex miteinander verbringen, was wir sonst nie tun. Zumindest nicht außerhalb der Arbeit."

"Ist mir gerade auch aufgefallen. Müssen wir jetzt den Smalltalk nachholen, den wir sonst immer überspringen?"

"Hm, du meinst Wetter, Hobbies und Haustiere?"

Ich lache und zucke mit den Schultern.

Wir schweigen wieder und meine Gedanken schweifen zu dem Zimmer in Marcos Haus, auf das ich mich heute eigentlich gefreut habe. Ich denke an die Ösen in Wand und Decke. "Ich habe mal eine Frage. Hast du die Ösen in dem Zimmer bei dir daheim eigentlich extra für mich dort angebracht?"

"Ja, habe ich. Ich hoffe, das triggert deinen Fluchtreflex nicht." Er schaut kurz zu mir, bevor er sich wieder auf den Verkehr konzentriert.

"Nein, nein. Ich habe mich nur gewundert. Ist mein Fluchtreflex wirklich so offensichtlich?" ich fühle mich etwas ertappt, dass ich so offensichtlich vor Verbindlichkeiten zurückschrecke.

MinaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt