Mina

Veränderungen

Den Rest des Wochenendes verbringe ich damit, meinen Haushalt mal wieder auf Vordermann zu bringen, schwimmen zu gehen, zu lesen und Ukulele zu spielen. Die Ruhe tut gut nach den turbulenten letzten Tagen und Wochen und ich genieße es, einfach nur alleine zu sein und auf niemanden Rücksicht nehmen zu müssen.

Sogar mein Umfeld scheint das zu wissen und erst am Sonntagabend meldet sich Lilly bei mir.

Hey Mina, ich habe das Wochenende bei den Eltern überlebt und freue mich schon auf Mittwoch. Es bleibt bei unserer Koch-Session?

Bei dem Wort Session denke ich heute nicht ans Gemüse schnippeln und muss unwillkürlich lächeln, als mir das klar wird.

Ich: Natürlich bleibt es dabei! Ich freue mich auch schon total! Ist schon lange überfällig, dass wir mal wieder quatschen.

Lilly: Auf jeden Fall!

Ich freue mich wirklich auf den Abend mit ihr. Die letzten Wochen waren wirklich chaotisch und ich brauche mal wieder eines unserer Gespräche, um meine Gedanken zu sortieren.

Ich frage mich, ob Ben seinen Vorsatz dieses Wochenende eingehalten hat und entscheide mich, ihn anzuschreiben.

Hey Ben! Wie geht's dir? Hattest du ein schönes Wochenende?

Da seine Reaktion auf sich warten lässt, gehe ich in Gedanken die kommende Woche durch und hänge dabei Wäsche auf.

Erst als ich überlege, ins Bett zu gehen, kommt die Antwort von Ben.

Hey Süße. Das Wochenende war super. Du hast was verpasst. Aber nein sagen ist wirklich nicht mein Ding. Sorry.

Ich gehe also davon aus, dass er seinen Vorsatz über Bord geworfen hat, die Finger zumindest für eine Weile von Drogen zu lassen. Ich bin sauer, da ich ihm tatsächlich geglaubt habe, dass er etwas gelernt hat. Ich schließe die Nachricht unbeantwortet und gehe ins Bett. Heute ist er nicht mein Problem.

Am Montagmorgen freue ich mich tatsächlich mal wieder auf die Arbeit. So ein Wochenende ohne Stress und dafür mit ausreichend Schlaf wirkt Wunder. Der Arbeitstag geht schnell vorbei und ich schaffe es sogar, nicht ständig an den Sex mit ihm zu denken, wenn ich Marco sehe.

Auch der Dienstag läuft gut und ich fange an, mich zu fragen, ob ich wirklich einen neuen Job will. Doch ich weiß auch, dass das nur ein temporäres Hoch ist.

Nach der Arbeit lasse ich die Gedanken an die Treffen mit Marco dann wieder zu, nicht zuletzt, weil ich mich auf den Weg in einen Sexshop mache. Nicht für mich, sondern für Lilly. Ich bin mir sicher, dass sie immer noch keinen Vibrator hat, also werde ich ihr zum Geburtstag einen schenken. Natürlich schaue ich am Ende nicht nur nach dem Vibrator, sondern auch in die Fetisch-Ecke, bin aber ziemlich enttäuscht, dass hier lediglich ein paar billige Seile und Peitschen, Plüschhandschellen sowie Latex-Kleidung zu finden sind. Der Shop ist insgesamt nicht groß und ich frage mich, wo man wohl eine bessere Auswahl findet.

Für Lilly suche ich einen kleinen, aber leistungsstarken Vibrator in freundlichem rosa aus, dessen Akku ich zuhause gleich mal auflade.

Danach mache ich Musik an und gehe in die Küche, um einen Geburtstagskuchen für Lilly zu backen. Auch wenn wir nicht wirklich feiern, so ganz unter den Tisch fallen soll ihr Geburtstag ja nicht.

Am Mittwoch vor der Arbeit packe ich den Kuchen zusammen mit dem Geschenk in eine Tasche, um nach der Arbeit direkt zu Lilly zu gehen.

Als ich nach dem vormittäglichen Meeting und der Mittagspause auf mein Handy schaue, sehe ich eine E-Mail mit dem Betreff "Ihre Bewerbung" vom Architekturbüro Albrecht. Ich habe die Bewerbung vor nicht mal einer Woche geschickt. Bei einer so schnellen Antwort gehe ich schon von einer Absage aus, doch in der Mail werde ich tatsächlich zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Vorgeschlagen werden mir ein Termin noch diese Woche am Freitag und einer am nächsten Montag. Bis Freitag ist es, heute nicht mitgezählt, da ich ja den Abend mit Lilly verbringe, noch ein Tag zum Vorbereiten. Soll ich das riskieren? Andererseits habe ich auch keine Lust, mir das Wochenende durch Nervosität und Vorbereitungen versauen zu lassen.